Frankreichs Konservative sind zurück
Die Regionalwahlen könnten die Karten für die Präsidentschaftswahl noch einmal neu mischen
Ein Treffen mit den Betreibern von Discotheken stand bei Emmanuel Macron gestern Morgen auf dem Terminkalender. Dass der Präsident sich einen Tag nach der ersten Runde der Regionalwahlen tatsächlich nur um die Wiederöffnung der Clubs kümmerte, ist allerdings unwahrscheinlich. Zu schlecht ist das Ergebnis seiner Partei La République en Marche (LREM), als dass Macron die Schlappe ignorieren könnte. Obwohl der Staatschef sich mit einem Besuch im Norden noch selbst in den Wahlkampf eingebracht hat, blieb LREM in vielen Regionen unter zehn Prozent. Dabei wäre die Präsidentenpartei gerne Königsmacherin gewesen, um den Aufstieg des rechtspopulistischen Rassemblement National (RN) zu verhindern.
Die Partei von Marine Le Pen erlitt auch so eine Abfuhr und liegt vor der zweiten Runde am nächsten Sonntag nur in der Mittelmeerregion Provence-Alpes-Côte d’Azur vorne. Der Vorsprung des früheren Ministers Thierry Mariani, der 2019 von den Konservativen zu Le Pen gewechselt war, fiel allerdings mit vier Prozentpunkten deutlich geringer aus als vorhergesagt. Landesweit blieb der RN unter 20 Prozent und verlor damit im Vergleich zur letzten Regionalwahl 2015 mehr als acht Prozentpunkte. Sogar in Hochburgen wie der nordfranzösischen Region Hauts-de-France schafften die Rechtspopulisten nur gut 24 Prozent nach rund 40 vor sechs Jahren.
Ähnlich wie die anderen Parteien konnten auch die Rechtspopulisten ihre Wählerinnen und Wähler nicht mobilisieren: Die Wahlbeteiligung war mit 33 Prozent so niedrig wie noch nie. Vor allem junge Menschen aus der Arbeiterschaft, die sonst für Le Pen stimmen, blieben zu Hause. Die Strategie der 52-Jährigen, mit einer „Normalisierung“den Konservativen Stimmen abzujagen, ging nicht auf. Le Pen setzt nun auf die zweite Runde, bei der sie auf eine stärkere Mobilisierung ihrer Wählerschaft hofft. „Zu den Urnen, Patrioten“, forderte sie in ihrer Ansprache am Wahlabend.
Umfragen sagen seit Monaten ein Duell zwischen der 52-Jährigen und Macron für die Präsidentschaftswahlen in zehn Monaten
Macrons Partei LREM erreichte laut Hochrechnungen nur knapp zehn Prozent. voraus. Die Regionalwahlen könnten das Szenario nun noch einmal durcheinander bringen. Vor allem, weil die Konservativen deutlich besser abschnitten als erwartet. In sieben Regionen, darunter dem ostfranzösischen Grand Est, lagen ihre Kandidaten vorne. Landesweit legte die rechtsbürgerlichen Les Républicains gegenüber 2015 noch einmal um gut zwei Prozentpunkte zu. Im Norden des Landes machte Regionalpräsident Xavier Bertrand mit einem sehr guten Ergebnis klar, dass für die Präsidentschaftswahlen mit ihm zu rechnen ist. „Die Republikaner sind klar die erste Partei Frankreichs“, freute sich Parteichef Christian Jacob.
Sozialisten bleiben führende Kraft im linken Lager
Auch die zweite Traditionspartei, die Sozialisten, schnitten mit landesweit rund 18 Prozent relativ gut ab. Sie können vermutlich in fünf der 13 Regionen weiter regieren. Die Grünen, die bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr noch für eine Überraschung gesorgt hatten, verdoppelten zwar ihr Ergebnis, liegen aber hinter dem Parti Socialiste. Ihren Anspruch auf eine Führungsrolle im