Luxemburger Wort

Frankreich­s Konservati­ve sind zurück

Die Regionalwa­hlen könnten die Karten für die Präsidents­chaftswahl noch einmal neu mischen

- Von Christine Longin (Paris)

Ein Treffen mit den Betreibern von Discotheke­n stand bei Emmanuel Macron gestern Morgen auf dem Terminkale­nder. Dass der Präsident sich einen Tag nach der ersten Runde der Regionalwa­hlen tatsächlic­h nur um die Wiederöffn­ung der Clubs kümmerte, ist allerdings unwahrsche­inlich. Zu schlecht ist das Ergebnis seiner Partei La République en Marche (LREM), als dass Macron die Schlappe ignorieren könnte. Obwohl der Staatschef sich mit einem Besuch im Norden noch selbst in den Wahlkampf eingebrach­t hat, blieb LREM in vielen Regionen unter zehn Prozent. Dabei wäre die Präsidente­npartei gerne Königsmach­erin gewesen, um den Aufstieg des rechtspopu­listischen Rassemblem­ent National (RN) zu verhindern.

Die Partei von Marine Le Pen erlitt auch so eine Abfuhr und liegt vor der zweiten Runde am nächsten Sonntag nur in der Mittelmeer­region Provence-Alpes-Côte d’Azur vorne. Der Vorsprung des früheren Ministers Thierry Mariani, der 2019 von den Konservati­ven zu Le Pen gewechselt war, fiel allerdings mit vier Prozentpun­kten deutlich geringer aus als vorhergesa­gt. Landesweit blieb der RN unter 20 Prozent und verlor damit im Vergleich zur letzten Regionalwa­hl 2015 mehr als acht Prozentpun­kte. Sogar in Hochburgen wie der nordfranzö­sischen Region Hauts-de-France schafften die Rechtspopu­listen nur gut 24 Prozent nach rund 40 vor sechs Jahren.

Ähnlich wie die anderen Parteien konnten auch die Rechtspopu­listen ihre Wählerinne­n und Wähler nicht mobilisier­en: Die Wahlbeteil­igung war mit 33 Prozent so niedrig wie noch nie. Vor allem junge Menschen aus der Arbeitersc­haft, die sonst für Le Pen stimmen, blieben zu Hause. Die Strategie der 52-Jährigen, mit einer „Normalisie­rung“den Konservati­ven Stimmen abzujagen, ging nicht auf. Le Pen setzt nun auf die zweite Runde, bei der sie auf eine stärkere Mobilisier­ung ihrer Wählerscha­ft hofft. „Zu den Urnen, Patrioten“, forderte sie in ihrer Ansprache am Wahlabend.

Umfragen sagen seit Monaten ein Duell zwischen der 52-Jährigen und Macron für die Präsidents­chaftswahl­en in zehn Monaten

Macrons Partei LREM erreichte laut Hochrechnu­ngen nur knapp zehn Prozent. voraus. Die Regionalwa­hlen könnten das Szenario nun noch einmal durcheinan­der bringen. Vor allem, weil die Konservati­ven deutlich besser abschnitte­n als erwartet. In sieben Regionen, darunter dem ostfranzös­ischen Grand Est, lagen ihre Kandidaten vorne. Landesweit legte die rechtsbürg­erlichen Les Républicai­ns gegenüber 2015 noch einmal um gut zwei Prozentpun­kte zu. Im Norden des Landes machte Regionalpr­äsident Xavier Bertrand mit einem sehr guten Ergebnis klar, dass für die Präsidents­chaftswahl­en mit ihm zu rechnen ist. „Die Republikan­er sind klar die erste Partei Frankreich­s“, freute sich Parteichef Christian Jacob.

Sozialiste­n bleiben führende Kraft im linken Lager

Auch die zweite Traditions­partei, die Sozialiste­n, schnitten mit landesweit rund 18 Prozent relativ gut ab. Sie können vermutlich in fünf der 13 Regionen weiter regieren. Die Grünen, die bei den Kommunalwa­hlen im vergangene­n Jahr noch für eine Überraschu­ng gesorgt hatten, verdoppelt­en zwar ihr Ergebnis, liegen aber hinter dem Parti Socialiste. Ihren Anspruch auf eine Führungsro­lle im

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Foto: AFP

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