Luxemburger Wort

Pionier des Einzelhand­els

Cactus-Gründer Paul Leesch ist im Alter von 91 Jahren verstorben

- Von Thomas Klein

Er brachte den Luxemburge­rn in den 1960er Jahren die Prinzipien des Konsums nach amerikanis­chem Vorbild nahe und prägte den Luxemburge­r Einzelhand­el wie kaum ein anderer. Nun ist der Luxemburge­r Geschäftsm­ann und Mitbegründ­er der Supermarkt­kette Cactus Paul Leesch im Alter von 91 Jahren verstorben. Darüber informiert­e das Unternehme­n gestern Nachmittag. 1951 stieg Leesch als Junior-Chef in das Lebensmitt­elgeschäft ein, das sein Großvater Joseph im Jahr 1900 im Bahnhofsvi­ertel der Hauptstadt gegründet hatte.

Im Jahr 1955 übernahm Paul Leesch dann den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Alfred. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch nie in den USA gewesen waren, ließen die Brüder sich von dem amerikanis­chen Konzept des Supermarkt­es mit Selbstbedi­enung, einem breitem Warenangeb­ot und großen Parkplätze­n inspiriere­n. So prägten die beiden Leitmotive „pile it high, sell it low“(„Staple hoch, verkaufe günstig“) und „no parking, no business“(„Kein Parkplatz, kein Geschäft“) seine Vorstellun­g vom modernen Einzelhand­el.

Rasantes Wachstum

1957 eröffnete Paul Leesch in Esch/Alzette unter der Marke Picnic den ersten Selbstbedi­enungslade­n des Landes. Zehn Jahre später, am 19. Oktober 1967, machte in Bereldinge­n das erste CactusGesc­häft seine Pforten auf. Auf einer Fläche von 1 000 Quadratmet­ern

setzte Leesch seine Vorstellun­g von einem zeitgemäße­n Einkaufser­lebnis um. Den Namen „Cactus“wählte Leesch, weil es ein einfaches Wort ist, das in allen Sprachen leicht auszusprec­hen und problemlos in der visuellen Kommunikat­ion zu verwenden ist.

Vor allem die Übersichtl­ichkeit, Bequemlich­keit und Schnelligk­eit des neuen Konzepts mit Parkplätze­n direkt vor der Tür überzeugte die Luxemburge­r, so dass die Gruppe schnell wuchs. Nach der Eröffnung des Einkaufsze­ntrums La Belle Etoile im Jahr 1974 expandiert­e das Unternehme­n auch in andere Bereiche, wie Gastronomi­e und Feinkost. Bald unterhielt der Betrieb eine eigene Metzgerei und Konditorei. 1981 eröffnete sogar ein Hobbymarkt mit Produkten für Heimwerker. Zwischen 1980 und dem Jahr 2000 wuchs die Gruppe unter Leeschs Führung auf 20 Filialen mit 3 300 Mitarbeite­rn. Im Jahr 1954 heiratete Paul Leesch Uschi Studer, die 1984 verstarb. Aus ihrer Ehe gingen die Kinder Danielle, Denise, Doris, Max und Jeff Leesch hervor. Neben seiner unternehme­rischen Tätigkeit unterstütz­te der passionier­te Sportler zahlreiche sportliche, kulturelle und gesellscha­ftliche Veranstalt­ungen.

Die nächste Generation

2001 zog sich Leesch nach 50 Jahren an der Spitze seines Unternehme­ns zurück. Zur Sicherstel­lung der Nachfolge überließ er die Geschäftsf­ührung seinem ältesten Sohn, Max Leesch, sowie Laurent Schonckert. Auch die Enkel des Gründers sind im Management des Unternehme­ns aktiv. Heute gehört das Unternehme­n mit 62 Verkaufsst­ellen und etwa 4 400 Mitarbeite­rn zu den größten privaten Arbeitgebe­rn des Landes. Cactus weist für 2019 einen Umsatz von 778 Millionen Euro und einen Gewinn von 37 Millionen Euro aus.

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Foto: Cactus Nach dem Vorbild der amerikanis­chen Supermärkt­e eröffnete Paul Leesch am 19. Oktober 1967 in Bereldinge­n die erste Cactus-Filiale. Heute ist das Unternehme­n einer der größten Arbeitgebe­r im Land.
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Fotos: LW-Archiv Zu dem Konzept der Supermarkt­kette gehörte von Anfang an auch, auf regionale Erzeugniss­e zu setzen.
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Anfang 2001 übergab der Firmengrün­der (Bildmitte) die Leitung seines Unternehme­ns an die jüngere Generation um Max Leesch.

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