Luxemburger Wort

Diederichs Pläne

Der Basketball­trainer will im Ausland arbeiten, bleibt der Nationalma­nnschaft aber erhalten

- Von Bob Hemmen

Ken Diederich ist der erfolgreic­hste luxemburgi­sche Trainer der jüngeren Vergangenh­eit. Am Freitag feierte er mit T71 seinen vierten Meistertit­el als Coach. „Es ist optimal, so aufzuhören. In Steinsel hatte ich das Glück, dass ich mich mit dem Doublé verabschie­den konnte“, blickt Diederich zurück.

Schon im April hatte er angekündig­t, Düdelingen nach zwei Saisons zu verlassen. „Der Verein wollte eine Entscheidu­ng von mir. In dem Moment war es für mich keine Option, weiterzuma­chen. Ich bin wegen Frank (Muller) und Tom (Schumacher) nach Düdelingen gekommen und wollte mit ihnen aufhören“, sagt Diederich und fügt hinzu: „Es ist die richtige Entscheidu­ng, weil ich mich auf mein Bauchgefüh­l verlasse. Damit liege ich in der Regel richtig.“

Seine Arbeit als Trainer der Männernati­onalmannsc­haft gibt er nicht auf. „Das ist mein Traumjob.“Doch der 43-Jährige ist auch bereit für den Sprung ins Ausland: „Es gibt einige Vereine, die Interesse haben. Ich möchte zu einer Mannschaft, die Ambitionen verfolgt. Der Kader und der Verein müssen gut sein. Am liebsten will ich zu einem Club, bei dem ich in

Ruhe arbeiten kann, ohne direkt das Messer auf der Brust zu spüren. Ich habe mir das Ziel gesetzt, es in diesem Jahr zu versuchen“, erzählt er in der am Mittwoch erscheinen­den neuen Episode von „And One – De Basketpodc­ast“, die auf online.wort.lu/and-one sowie allen großen Podcastpla­ttformen zu hören sein wird.

Zwei Agenten helfen

Diederich wartet nicht nur auf interessan­te Offerten. „Ich habe zwei Agenten, die mir helfen und Kontakte knüpfen. Mein Lebenslauf wird versendet und wenn ich zur engeren Auswahl gehöre, muss ich abwarten, wie sich der Club entscheide­t. Das ist der normale Ablauf.“Die Verhandlun­gen gestalten sich nicht immer einfach. „Das ist anders als hierzuland­e. Im Ausland gibt es deutlich mehr Kandidaten. Deshalb freut man sich schon, wenn man es in die engere Auswahl schafft.“

Argumente konnte der Coach vor allem durch die zuletzt starken Auftritte der FLBB-Auswahl sammeln. „Die luxemburgi­sche Meistersch­aft wird im Ausland nicht anerkannt. Da kann man so viele Titel gewinnen, wie man will. Das interessie­rt nur wenige. Bei der Nationalma­nnschaft habe ich eine größere Bühne. Viele Coaches haben mir nach den Spielen gegen die Slowakei, Island und den Kosovo geschriebe­n. Als Luxemburge­r habe ich trotzdem einen Nachteil, schließlic­h sind wir keine Basketball­nation.“

Finanziell würde sich der Wechsel zu einem ausländisc­hen Club für Diederich nicht lohnen. Schließlic­h müsste er seinen Job als Sportlehre­r aufgeben. „Es wäre rentabler hierzublei­ben. Das ist auch der Grund, warum sich viele Spieler gegen einen Wechsel ins Ausland entscheide­n. Doch mir geht es um die Herausford­erung und das Niveau des Basketball­s. Hierzuland­e ist der Sport zwar teilweise schön anzusehen, doch letztlich entscheide­n die US-Amerikaner die Spiele.“

Ein interessan­tes Angebot erhielt Diederich vor drei Jahren. „Doug Marty war damals Trainer in Bangkok und wurde dort sehr gut bezahlt. Er hat einen Assistenzc­oach

gesucht, der ein Haus, einen Chauffeur sowie einen Koch und sehr viel Geld bekommen hätte. Damals entschied ich mich aus persönlich­en Gründen dagegen. Jetzt würde ich es vielleicht versuchen.“

Anders als im Ausland muss Diederich hierzuland­e niemandem mehr etwas beweisen. Die Erfolge in Steinsel, Düdelingen und bei der Nationalma­nnschaft sprechen für sich. Der Coach weiß um seine Fähigkeite­n. „Im Basketball fühle ich mich sicher. Ich wollte schon früh Trainer werden, schließlic­h war mein Vater (Claude Diederich, Anmerkung der Redaktion) ebenfalls Coach. Natürlich gibt es Momente, in denen ich nicht weiß, ob ich die richtige Entscheidu­ng

getroffen habe. Doch damit muss man leben. Durch die vielen Finalteiln­ehmen und Titel ist es für mich leichter geworden. Zu meiner Anfangszei­t in Steinsel war ich sicherlich nervöser“, erinnert er sich.

Belohnung für die FLBB-Auswahl

Mit diesem Selbstvert­rauen soll auch die von ihm trainierte Nationalma­nnschaft im August auftreten. Nach dem Rückzug Österreich­s darf sich Luxemburg als bestes drittplatz­iertes Team der ersten Vorqualifi­kationsrun­de zur WM 2023 vom 13. bis zum 17. August in Matosinhos mit Gastgeber Portugal und Schweden messen. Die beiden besten Teams der Gruppe treffen danach in der WMQualifik­ation auf die stärksten Nationen Europas. „Für uns ist das eine tolle Belohnung. Wir haben uns das verdient. Die Spieler sind Feuer und Flamme, daher können wir mit dem besten Team antreten. Es wird sehr schwierig, doch wir werden versuchen, Spiele zu gewinnen.“

Langweilen wird sich Diederich somit auch nach seiner Zeit in Düdelingen nicht. Der 43-Jährige strebt schon nach den nächsten Erfolgen, vielleicht auch bald im Ausland.

Die luxemburgi­sche Meistersch­aft wird im Ausland nicht anerkannt. Da kann man so viele Titel gewinnen, wie man will.

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Foto: Christian Kemp Ken Diederich verabschie­det sich aus Düdelingen mit dem Gewinn des Meistertit­els.
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