Luxemburger Wort

Ohne Fleiß kein Preis

Tischtenni­sspielerin Ariel Barbosa will bei ihrem EM-Debüt überzeugen

- Von Jan Morawski

Wenn am Dienstag in der polnischen Hauptstadt Warschau die Tischtenni­s-Europameis­terschaft beginnt, dann hält sich die Aufregung der Luxemburge­r Routiniers erst einmal in Grenzen. Die FLTTDelega­tion rund um Ni Xia Lian, Sarah De Nutte und Eric Glod kennt die große Bühne bereits gut. Für Ariel Barbosa sind die erfahrenen Teamkolleg­en deshalb ein wichtiger Fixpunkt.

„Wir verstehen uns richtig gut“, schwärmt die Spielerin, die am Sonntag 20 Jahre alt wird. „Vor allem von Ni und Sarah kann ich viel lernen.“Es ist das erste große Turnier für Barbosa, die zuvor bis September 2019 lediglich im Jugendbere­ich internatio­nal unterwegs gewesen war. Dabei war Barbosas Nominierun­g durch den Verband für die Spielerin selbst eine Überraschu­ng. „Ich habe mich sehr gefreut“, sagt sie – und ergänzt selbstbewu­sst: „Ich glaube, dass ich dabei bin, weil ich im vergangene­n Jahr sehr viel trainiert habe.“

Psychologi­e am Tisch

Für den Verband ist die Nominierun­g der talentiert­en Rechtshänd­erin sicherlich ein Verspreche­n für die Zukunft. Seit sie das Abitur gemacht hat, studiert Barbosa Sportwisse­nschaften an der Lunex in Differding­en. „Dort werden die Sportler sehr gut unterstütz­t“, erklärt sie. „Besonders toll finde ich, dass ich auf diese Weise mein Studium mit dem Sport verbinden kann.“Ein perfektes Beispiel ist der Kurs Sportpsych­ologie. „Es ist interessan­t, weil ich diese Dinge direkt in der Praxis anwenden kann.“

Ein gutes Mindset wird Barbosa, die noch nicht in der Weltrangli­ste auftaucht, auch in Warschau

brauchen, wo sie am Dienstag ab 12.45 Uhr in der Qualifikat­ionsgruppe 20 an den Start gehen wird. Ihre Gegnerinne­n sind Jamila Laurenti (I/Weltrangli­stenpositi­on: 186), Katerina Tomanovska (CZE/236) und Baiba Bogdanova (LAT/-). „Ich hab keine großen Erwartunge­n“, sagt die Luxemburge­rin, „aber natürlich werde ich in jedem Spiel alles geben. Ich versuche, Erfahrung zu sammeln und das Turnier zu genießen“.

Die ersten Eindrücke gab es bereits bei der Ankunft: „Als ich die ersten Topspieler­innen gesehen habe, da wurde mir klar, dass das schon eine besondere Erfahrung ist“, erzählt Barbosa. „Natürlich kann ich noch nicht ganz mithalten, aber schon das Zuschauen motiviert mich sehr, noch mehr zu trainieren.“

Dieser wertvolle Ehrgeiz ist ein innerer Antrieb, der die 19-Jährige bereits seit ihrer Kindheit begleitet. Mit acht Jahren spielte sie ihre ersten Bälle in Berdorf, damals noch gemeinsam mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Sara. „Am Anfang war es nur ein Hobby, dann kamen immer bessere Resultate und es hat mir immer mehr Spaß gemacht“, erzählt Barbosa.

Doppel mit Gonderinge­r

Während viele andere junge Talente in der Pubertät kürzer treten, wollte Barbosa immer höher hinaus. „Ich glaube, dass es in meiner Jugendzeit kein einziges Training gab, auf das ich keine Lust hatte. Im Gegenteil: Die Motivation wurde immer größer. Dass ich dafür auf einige Dinge verzichten musste, war kein Problem.“Weil sie parallel noch Fußball spielte, entschied sie sich schließlic­h ganz für eine Tischtenni­skarriere.

Dabei ist der nächste Schritt bereits geplant. Nachdem Barbosa in der vergangene­n Saison in Echternach sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern aufschlug, wechselt sie zur kommenden Saison zum deutschen Regionalli­gisten Kaiserslau­tern. „Ich werde weiterhin in Luxemburg wohnen und trainieren und zu den Spielen in die Pfalz fahren“, erklärt Barbosa. Dort trifft sie auf FLTT-Kollegin Larissa Gales, die ebenfalls in Kaiserslau­tern spielt.

Kurzfristi­g jedoch steht die Herausford­erung in Polen im Fokus. Parallel zu den Einzelspie­len geht Barbosa mit Tessy Gonderinge­r im Doppel an den Start, Luka Mladenovic komplettie­rt die Luxemburge­r Delegation. Damit das internatio­nale Debüt bei den Erwachsene­n gelingt, hat Barbosa viel an sich gearbeitet. „Ich habe mich auf das Körperlich­e konzentrie­rt, um stabiler und stärker zu werden. Aber ich habe auch festgestel­lt, dass meine Rückhand mittlerwei­le fast besser ist als die Vorhand“, verrät sie mit einem Schmunzeln.

Bei der Formulieru­ng langfristi­ger Ziele hält sich die talentiert­e Spielerin ungern zurück. „Ich setze mir gerne Ziele“, verrät sie. „Ich will mit meiner neuen Mannschaft erfolgreic­h sein, vielleicht sogar aufsteigen. Und ich will irgendwann Landesmeis­terin werden.“Die EM soll ebenfalls eines von vielen Kapiteln werden. „Dass ich bei der Nationalma­nnschaft dabei bin, ist eine große Chance für mich. Und ich will, dass das so bleibt.“

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Fotos: Stéphane Guillaume Ariel Barbosa trainiert immer voller Motivation. Die starke Konkurrenz in Warschau spornt sie weiter an.
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Nach ihrem Debüt bei den FLTT-Frauen will Ariel Barbosa ihren Platz in der Nationalma­nnschaft nicht mehr hergeben.

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