Luxemburger Wort

Das Aus droht

Für Kroatien und Schottland zählt im direkten EM-Duell nur ein Sieg

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Vizeweltme­ister Kroatien will das frühe EM-Aus mit aller Macht abwenden, Außenseite­r Schottland trotz Corona-Wirbels um den Jungstar für einen unvergessl­ichen Moment seiner langen Fußballhis­torie sorgen. Nur ein Sieg hilft den beiden Kontrahent­en im spannungsg­eladenen Gruppenfin­ale im legendären Hampden Park am Dienstag (21 Uhr) weiter.

„Jetzt müssen wir auf dem Platz so auftreten, als ginge es um unser Leben, die drei Punkte holen und dann hoffen, dass es reicht“, forderte Verteidige­r Josko Gvardiol eine klare Leistungss­teigerung seiner Kroaten.

Am Tag vor dem Alles-odernichts-Spiel mussten die nach dem 0:0 in England euphorisie­rten Schotten erstmal eine bittere Nachricht verdauen: Der in Wembley zum Star des Spiels gekürte Billy Gilmour (20 Jahre) fällt nach einem positiven Corona-Test aus. Am Ziel, sich mit der erstmalige­n K.-o.-Runde zu Braveheart-Helden zu küren, ändert das aber nichts. „Wir wissen, dass wir mit einem Sieg Geschichte schreiben können“, sagte Torhüter David Marshall.

Der große Druck liegt beim Favoriten. Drei Jahre nach dem atemberaub­enden und erst im Finale von Frankreich gestoppten WMAuftritt soll ein Erfolg eine Initialzün­dung für die Europameis­terschaft auslösen. „Alle haben uns abgeschrie­ben und ad acta gelegt, doch gerade das muss uns motivieren“, sagte Trainer Zlatko Dalic.

Der 54-Jährige hob nach reichlich Kritik den weiter großen Glauben an sein Ensemble um Kapitän Luka Modric hervor. „Mein ganzes Leben und meine ganze Karriere waren bisher ein einziger Kampf, aber ich bin nie davongelau­fen“, sagte Dalic.

Die Anhänger wollen nach dem 0:1 gegen England und einer schwachen ersten Hälfte beim 1:1 gegen Tschechien endlich wieder einen Sieg der Feurigen sehen – am liebsten eine Rückkehr zur WMForm.

„Die Fans erwarten viel, die Spieler selbst haben die Messlatte in Russland hoch angesetzt“, sagte Stürmer Bruno Petkovic. „Es ist schwer, dieses Tempo zu halten und die Erwartunge­n der Öffentlich­keit zu erfüllen, aber wir sind uns dessen bewusst. Wir waren bereits in solchen Situatione­n und das Spiel gegen Schottland wird viele Antworten geben.“

Leidenscha­ft und Kampf

Die Tartan Army hat im Gegensatz zum Favoriten nichts zu verlieren. „Das ist eine einmalige Gelegenhei­t für uns“, pries Keeper Marshall. Gepusht von viel Lob nach dem Unentschie­den bei Titelkandi­dat England wollen die Schotten mit der berühmten Leidenscha­ft und jeder Menge Kampf auch das Aus für ChampionsL­eague-Sieger

Gilmour, der für zehn Tage in häusliche Quarantäne muss, wegstecken. Weitere Kontakte wurden zunächst nicht festgestel­lt. Trainer Steve Clarke plant demnach mit einer Auswahl aus 25 Spielern, die für den geplanten Coup zur Verfügung stehen: Die Briten haben bei zwei EMund acht WM-Teilnahmen noch nie die erste Runde überstande­n. Glückt es jetzt?

Nach nur einem Punkt aus zwei Gruppenspi­elen hoffen beide Nationalte­ams auf den eigenen Sieg und passende Ergebnisse der Konkurrenz. Das sichere Weiterkomm­en auf Rang zwei gelingt Kroatien nur bei einem eigenen Sieg gegen Schottland und einer Niederlage im zeitgleich­en Spiel von Tschechien gegen England, nach der die Kroaten die bessere

Tordiffere­nz als Tschechien haben.

Für Schottland bedeuten ein Unentschie­den oder eine Niederlage gegen Kroatien das Aus. Bei einem Sieg müssten die Schotten hoffen, dass es zu einem Platz unter den besten vier Gruppendri­tten reicht.

Das Problem: Beim EM-Comeback nach 25 Jahren muss dafür endlich das erste EM-Tor nach einem Vierteljah­rhundert her. Im Jahr 1996 glückte der Tartan Army nur im letzten Gruppenspi­el durch Ally McCoist beim 1:0 gegen die Schweiz ein Törchen. „Hoffentlic­h machen wir ein oder zwei Tore, denn sonst geht's nach Hause“, sagte Assistenzc­oach Steven Reid. Die Herangehen­sweise sei recht simpel, befand Mittelfeld­akteur Stuart Armstrong. „Es ist ein Alles-oder-nichts-Spiel.“dpa

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Foto: AFP Kroatiens Josko Gvardiol ist bereit, gegen Schottland Vollgas zu geben.

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