Luxemburger Wort

Das gefährlich­e Kippfenste­r

- Von Dr. Romi Roth Symbolfoto: Shuttersto­ck

Nachdem sie bereits eine halbe Stunde zuerst wie am Spieß, dann immer jämmerlich­er geschrien hatte, war Katze Lori endlich von ihren Besitzern – im Kippfenste­r der Waschküche eingeklemm­t – aufgefunde­n worden. Aufgrund eines ähnlichen Unfalls – mit Todesfolge der betroffene­n Katze – hatte man Lori bislang auch weitgehend von entspreche­nden Fenstern ferngehalt­en. Da der Samtpföter jedoch gern in Waschkörbe­n schlief und die Tür zum Raum nur angelehnt war, hatte das Unglück seinen Lauf genommen. Lori wurde schleunigs­t zur Notsprechs­tunde gebracht. Die fünfjährig­e Katzendame, mit ihren rund sieben Kilo Körpermass­e für eine Europäisch­e Kurzhaarka­tze um einiges zu schwer, war an den Hinterbein­en nahezu gelähmt und schien unter Schock zu stehen.

Gerade während Hitzewoche­n kommt es häufig zu dieser Art von Unfällen. Beim Versuch, durch ein Fenster in Kipppositi­on zu klettern, bleiben die meisten Katzen zwischen dem Ende ihres

Rippenboge­ns und dem Beckeneing­ang hängen. Da gerade bei gewichtige­ren Tieren die Einklemmun­g durch das herunterzi­ehende Körpergewi­cht noch verschlimm­ert wird, war Lori besonders arg mitgenomme­n. Sie hatte sichtbare Verletzung­en an der Klemmstell­e sowie per Ultraschal­l diagnostiz­ierte Quetschver­letzungen an den eingeklemm­ten Weichteile­n. Aufgrund der – durch die abgequetsc­hten Blutgefäße – mangelhaft­en Durchblutu­ng zeigte die Patientin zudem Schäden an Nervenund Muskelstru­kturen des gesamten hinteren Körperteil­s. Befreiungs­versuche können leicht zu Frakturen der Wirbelsäul­e im Lendenbere­ich führen. Ebenfalls eine gefürchtet­e Komplikati­on mit schlechter Prognose sind Nierenverl­etzungen verschiede­ner Art.

Lori hatte großes Glück. Zwar fühlten sich ihre Hinterbein­e verdächtig kühl an und auch ihre Reflexe in der hinteren Körperregi­on waren stark verzögert. Auf den Röntgenbil­dern waren jedoch außer massiven Blutergüss­en in der Lendenregi­on keine Verletzung­en der Wirbelsäul­e zu sehen und die Resultate ihrer Blutunters­uchung zeigten ebenfalls keinen Nierenscha­den auf. Nach einigen Tagen Klinikaufe­nthalt, während derer sie intensiv gegen ihren Schock behandelt wurde sowie eine Flüssigkei­tstherapie und tägliche Massagen erhielt, konnte die Katzenpati­entin in häusliche Pflege entlassen werden.

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