Das gefährliche Kippfenster
Nachdem sie bereits eine halbe Stunde zuerst wie am Spieß, dann immer jämmerlicher geschrien hatte, war Katze Lori endlich von ihren Besitzern – im Kippfenster der Waschküche eingeklemmt – aufgefunden worden. Aufgrund eines ähnlichen Unfalls – mit Todesfolge der betroffenen Katze – hatte man Lori bislang auch weitgehend von entsprechenden Fenstern ferngehalten. Da der Samtpföter jedoch gern in Waschkörben schlief und die Tür zum Raum nur angelehnt war, hatte das Unglück seinen Lauf genommen. Lori wurde schleunigst zur Notsprechstunde gebracht. Die fünfjährige Katzendame, mit ihren rund sieben Kilo Körpermasse für eine Europäische Kurzhaarkatze um einiges zu schwer, war an den Hinterbeinen nahezu gelähmt und schien unter Schock zu stehen.
Gerade während Hitzewochen kommt es häufig zu dieser Art von Unfällen. Beim Versuch, durch ein Fenster in Kippposition zu klettern, bleiben die meisten Katzen zwischen dem Ende ihres
Rippenbogens und dem Beckeneingang hängen. Da gerade bei gewichtigeren Tieren die Einklemmung durch das herunterziehende Körpergewicht noch verschlimmert wird, war Lori besonders arg mitgenommen. Sie hatte sichtbare Verletzungen an der Klemmstelle sowie per Ultraschall diagnostizierte Quetschverletzungen an den eingeklemmten Weichteilen. Aufgrund der – durch die abgequetschten Blutgefäße – mangelhaften Durchblutung zeigte die Patientin zudem Schäden an Nervenund Muskelstrukturen des gesamten hinteren Körperteils. Befreiungsversuche können leicht zu Frakturen der Wirbelsäule im Lendenbereich führen. Ebenfalls eine gefürchtete Komplikation mit schlechter Prognose sind Nierenverletzungen verschiedener Art.
Lori hatte großes Glück. Zwar fühlten sich ihre Hinterbeine verdächtig kühl an und auch ihre Reflexe in der hinteren Körperregion waren stark verzögert. Auf den Röntgenbildern waren jedoch außer massiven Blutergüssen in der Lendenregion keine Verletzungen der Wirbelsäule zu sehen und die Resultate ihrer Blutuntersuchung zeigten ebenfalls keinen Nierenschaden auf. Nach einigen Tagen Klinikaufenthalt, während derer sie intensiv gegen ihren Schock behandelt wurde sowie eine Flüssigkeitstherapie und tägliche Massagen erhielt, konnte die Katzenpatientin in häusliche Pflege entlassen werden.