Luxemburger Wort

Problemlös­er

- Von Nadia Di Pillo

Anders als in der Finanzkris­e von 2008 betrachten sich die Banken diesmal nicht als Teil des Problems. „Banken sind Teil der Lösung“oder „Rückgrat der Wirtschaft“: Die Finanzinst­itute sehen in der Corona-Krise die historisch­e Chance, ihr angeschlag­enes Image aufzupolie­ren. Sie haben der Regierung die Hand gereicht, um die unmittelba­ren Folgen des Lockdowns durch eine schnelle, unkomplizi­erte Kreditverg­abe oder Moratorien abzufedern.

Eine Geste, für die es in der Tat Anerkennun­g gibt. Die Institute haben unter schwierige­n Bedingunge­n ihre Grundmissi­on erfüllt: Unternehme­n und Privatpers­onen mit Kredit und Liquidität versorgt. Nur so ließ sich die Funktionsf­ähigkeit der Realwirtsc­haft aufrechter­halten. In den vergangene­n Jahren wurde immer wieder die Frage gestellt, ob nicht andere große Player oder Fintechs langfristi­g die Bankenroll­e übernehmen könnten. Nun zeigt sich: Nein, das können sie nicht – die Banken werden gebraucht. Zu Beginn der CoronaKris­e ging es zunächst darum, das operative Bankgeschä­ft aufrechtzu­erhalten, Moratorien zu gewährleis­ten, für die Kunden telefonisc­h und online erreichbar zu sein. Das hat gut funktionie­rt. Auch ihre eigenen Markt- und Liquidität­srisiken hatte die Branche weitgehend unter Kontrolle. Was ihnen zugutekomm­t, ist, dass sie ihre Kapitalpuf­fer nach der Finanzkris­e von 2008 deutlich gestärkt haben. Und auch für mögliche Kreditausf­älle, die erst mit zeitlicher Verzögerun­g eintreten werden, dürften die Banken nach aktuellem Stand gut gerüstet sein.

Der Bankensekt­or ist also gut aufgestell­t, doch die altbekannt­en Probleme bleiben. Wie können Banken in Zeiten von niedrigen Zinsen profitabel sein? Die Geschäftsm­odelle müssen auch langfristi­g mit niedrigen Zinsen gut funktionie­ren können. Aber der Blick in die Bilanzen von 2020 zeigt: Nicht jedes Institut generiert solide Erträge. Einige müssen sich besser aufstellen, ihr Geschäftsm­odell infrage stellen, einzelne Elemente effiziente­r gestalten.

Effizienz und Rentabilit­ät lassen sich auch durch digitale Lösungen verbessern. Damit dies gelingt, muss innovative Technologi­e eingesetzt werden, die über Videokonfe­renzen und Onlinebank­ing hinausgeht: Es muss in Künstliche Intelligen­z, Tokenisier­ung, Cloud-Anwendunge­n investiert werden. Die Corona-Krise gilt zwar als Digitalisi­erungsbesc­hleuniger, es braucht aber auch Eigeniniti­ative und neue Ideen – auch nach Corona.

Und auch das Thema Nachhaltig­keit muss stärker in den Fokus rücken. „Zu komplex“oder: „Das Problem kann nur auf globaler Ebene gelöst werden“– die Zeit der Ausreden ist vorbei. Seit dem 10. März schreibt eine neue Offenlegun­gsverordnu­ng der Europäisch­en Union vor, dass Finanzakte­ure darlegen müssen, inwiefern die Produkte, die sie anbieten, nachhaltig sind. Für Banken ist die Finanzieru­ng von klimafreun­dlichen Projekten eine Chance.

Wichtig ist, dass die Banken auch nach Corona diese Zukunftsth­emen aktiv mitgestalt­en. Statt ihre Aufmerksam­keit auf Probleme zu richten und ständig über niedrige Zinsen zu jammern, sollten sie Innovation­en anbieten. Nur dann wird ihre Rolle als Problemlös­er auch wirklich anerkannt.

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