Luxemburger Wort

Niederlage für Marine Le Pen

Die Rechtspopu­listen können keine Region gewinnen

- Von Christine Longin (Paris)

Die Partei der Rechtspopu­listin Marine Le Pen hat in der zweiten Runde der Regionalwa­hlen in Frankreich eine Niederlage erlitten. Dem Rassemblem­ent National (RN) gelang es nicht, seine Wähler zu mobilisier­en und eine Region für sich zu gewinnen. Damit erhielt Le Pen nicht den erhofften Rückenwind vor den Präsidents­chaftswahl­en im nächsten Jahr. In der Mittelmeer­region Provence-Alpes-Côte d’Azur unterlag der RN-Kandidat Thierry Mariani, der auf rund 42 Prozent kam, dem Konservati­ven Renaud Muselier mit rund 57 Prozent deutlich. Vor der ersten Runde hatten Umfragen noch einen knappen Sieg Marianis vorhergesa­gt. „Das ist ein deutliches Scheitern für den Rassemblem­ent National“, sagte der Meinungsfo­rscher Brice Teinturier im Fernsehsen­der France 2.

Jean Rottner siegt in Grand Est

Auch in den anderen Region gewannen die Amtsinhabe­r. So wurde in der Region Grand Est der Konservati­ve Jean Rottner mit rund 39 Prozent deutlich vor dem Kandidaten des RN, Laurent Jacobelli, mit etwa 27 Prozent gewählt. Rottner hatte bereits die erste Runde gewonnen. 2015 hatte noch der Kandidat des RN geführt, bevor er in der zweiten Runde von einer republikan­ischen Front ausgeboote­t worden war. Eine solche Front war in Frankreich jahrzehnte­lang üblich, um die Rechtspopu­listen zu stoppen. Inzwischen gibt es allerdings unter den Konservati­ven Stimmen, die eine solche Allianz ausschließ­en.

RN-Chefin Le Pen machte die Bündnisse gegen ihre Partei dafür verantwort­lich, dass ihre Kandidaten scheiterte­n. Außerdem seien vor allem ihre Wähler, die Jungen und die Arbeiter, nicht zur Wahl gegangen. „Die Mobilisier­ung

ist der Schlüssel zum Erfolg.“Doch sie werde sich gleich wieder an die Arbeit machen mit Blick auf die Präsidents­chaftswahl­en. Die Wahlbeteil­igung war erneut historisch niedrig und lag bei rund 33 Prozent – genauso schwach wie in der ersten Runde am vergangene­n Sonntag.

In der nordfranzö­sischen Region Hauts-de-France gewann der Konservati­ve Xavier Bertrand mit rund 53 Prozent vor dem RN-Bewerber Sebastien Chenu mit 25 Prozent. Bertrand trat bereits wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale vor die Presse und machte seine Ambitionen auf das Präsidente­namt deutlich: „Meine Priorität ist die Mittelschi­cht: Lasst uns zusammen ein neues Gesellscha­ftsprojekt konstruier­en.“Der frühere Arbeits- und Gesundheit­sminister liegt in Umfragen zur Präsidents­chaftswahl hinter Präsident Emmanuel Macron und Le Pen mit rund 16 Prozent auf dem dritten Platz. Der Wahlsieg gibt ihm nun aber Rückenwind für die nächsten Monate.

Sogar die Präsidente­npartei La République en Marche (LREM) hatte dazu aufgerufen, für Bertrand zu stimmen. LREM war mit nur 8,5 Prozent der Stimmen in der ersten Runde ausgeschie­den.

LREM schnitt nicht nur in Hautsde-France, sondern überall schlecht ab. Im Großraum Paris, der Ile-de-France, wo sie traditione­ll stark ist, kam ihr Kandidat nur auf 9,5 Prozent und landete damit hinter dem RN. „Diese Ergebnisse sind eine Enttäuschu­ng“, sagte Parteichef Stanislas Guerini im Fernsehen.

Letzter Stimmungst­est

Gestärkt wurden statt dessen die Traditions­parteien. Nicht nur die konservati­ven Republikan­er, auch die Sozialiste­n konnten die von ihnen geführten Regionen behalten. In der Region Auvergne-Rhone-Alpes gewann der frühere Parteichef der Republikan­er, Laurent Wauquiez, dem Präsidents­chaftsambi­tionen nachgesagt werden. In der Ile-de-France lag die Konservati­ve Valérie Pécresse vorne, die ebenfalls in den Elysée strebt. Die Regionalwa­hlen waren der letzte Stimmungst­est vor den Präsidents­chaftswahl­en im April 2022. Für Macron wie für Le Pen fiel dieser Test vernichten­d aus. Die beiden Politiker, die sich bereits 2017 in der Stichwahl gegenübers­tanden, werden das laut Umfragen auch 2022 wieder tun . Allerdings sind 70 Prozent der Franzosen gegen eine Neuauflage des Duells.

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Foto: AFP An ihrem Zweitwohns­itz Le Touquet in der Normandie geben Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte ihre Stimme ab.
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Foto: AFP In der besonders umkämpften Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur siegte der bürgerlich­e Bewerber Renaud Muselier.

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