Niederlage für Marine Le Pen
Die Rechtspopulisten können keine Region gewinnen
Die Partei der Rechtspopulistin Marine Le Pen hat in der zweiten Runde der Regionalwahlen in Frankreich eine Niederlage erlitten. Dem Rassemblement National (RN) gelang es nicht, seine Wähler zu mobilisieren und eine Region für sich zu gewinnen. Damit erhielt Le Pen nicht den erhofften Rückenwind vor den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr. In der Mittelmeerregion Provence-Alpes-Côte d’Azur unterlag der RN-Kandidat Thierry Mariani, der auf rund 42 Prozent kam, dem Konservativen Renaud Muselier mit rund 57 Prozent deutlich. Vor der ersten Runde hatten Umfragen noch einen knappen Sieg Marianis vorhergesagt. „Das ist ein deutliches Scheitern für den Rassemblement National“, sagte der Meinungsforscher Brice Teinturier im Fernsehsender France 2.
Jean Rottner siegt in Grand Est
Auch in den anderen Region gewannen die Amtsinhaber. So wurde in der Region Grand Est der Konservative Jean Rottner mit rund 39 Prozent deutlich vor dem Kandidaten des RN, Laurent Jacobelli, mit etwa 27 Prozent gewählt. Rottner hatte bereits die erste Runde gewonnen. 2015 hatte noch der Kandidat des RN geführt, bevor er in der zweiten Runde von einer republikanischen Front ausgebootet worden war. Eine solche Front war in Frankreich jahrzehntelang üblich, um die Rechtspopulisten zu stoppen. Inzwischen gibt es allerdings unter den Konservativen Stimmen, die eine solche Allianz ausschließen.
RN-Chefin Le Pen machte die Bündnisse gegen ihre Partei dafür verantwortlich, dass ihre Kandidaten scheiterten. Außerdem seien vor allem ihre Wähler, die Jungen und die Arbeiter, nicht zur Wahl gegangen. „Die Mobilisierung
ist der Schlüssel zum Erfolg.“Doch sie werde sich gleich wieder an die Arbeit machen mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen. Die Wahlbeteiligung war erneut historisch niedrig und lag bei rund 33 Prozent – genauso schwach wie in der ersten Runde am vergangenen Sonntag.
In der nordfranzösischen Region Hauts-de-France gewann der Konservative Xavier Bertrand mit rund 53 Prozent vor dem RN-Bewerber Sebastien Chenu mit 25 Prozent. Bertrand trat bereits wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale vor die Presse und machte seine Ambitionen auf das Präsidentenamt deutlich: „Meine Priorität ist die Mittelschicht: Lasst uns zusammen ein neues Gesellschaftsprojekt konstruieren.“Der frühere Arbeits- und Gesundheitsminister liegt in Umfragen zur Präsidentschaftswahl hinter Präsident Emmanuel Macron und Le Pen mit rund 16 Prozent auf dem dritten Platz. Der Wahlsieg gibt ihm nun aber Rückenwind für die nächsten Monate.
Sogar die Präsidentenpartei La République en Marche (LREM) hatte dazu aufgerufen, für Bertrand zu stimmen. LREM war mit nur 8,5 Prozent der Stimmen in der ersten Runde ausgeschieden.
LREM schnitt nicht nur in Hautsde-France, sondern überall schlecht ab. Im Großraum Paris, der Ile-de-France, wo sie traditionell stark ist, kam ihr Kandidat nur auf 9,5 Prozent und landete damit hinter dem RN. „Diese Ergebnisse sind eine Enttäuschung“, sagte Parteichef Stanislas Guerini im Fernsehen.
Letzter Stimmungstest
Gestärkt wurden statt dessen die Traditionsparteien. Nicht nur die konservativen Republikaner, auch die Sozialisten konnten die von ihnen geführten Regionen behalten. In der Region Auvergne-Rhone-Alpes gewann der frühere Parteichef der Republikaner, Laurent Wauquiez, dem Präsidentschaftsambitionen nachgesagt werden. In der Ile-de-France lag die Konservative Valérie Pécresse vorne, die ebenfalls in den Elysée strebt. Die Regionalwahlen waren der letzte Stimmungstest vor den Präsidentschaftswahlen im April 2022. Für Macron wie für Le Pen fiel dieser Test vernichtend aus. Die beiden Politiker, die sich bereits 2017 in der Stichwahl gegenüberstanden, werden das laut Umfragen auch 2022 wieder tun . Allerdings sind 70 Prozent der Franzosen gegen eine Neuauflage des Duells.