Luxemburger Wort

Anklage gegen Trumps Finanzchef

Organisati­on von Ex-US-Präsident wird Steuerhint­erziehung vorgeworfe­n – Allen Weisselber­g steht im Fokus der Ermittler

- Von Thomas Spang (Washington)

Der Angeklagte versuchte in den frühen Morgenstun­den in Begleitung seines Anwalts unerkannt von den Medien durch den Mitarbeite­reingang das Gerichtsge­bäude in Manhattan zu betreten. Doch die Reporter warteten schon auf Allen Weisselber­g, der sich um 6.20 Uhr der Staatsanwa­ltschaft stellte. Gestern Nachmittag (Ortszeit) sollten vor dem Gericht die Vorwürfe öffentlich gemacht werden, die eine „Grand Jury“auf Antrag von Chefankläg­er Cyrus Vance abgesegnet hatte.

Wie vorab an die Medien durchsicke­rte, muss sich Weisselber­g wegen diverser Steuerverg­ehen rechtferti­gen, die ihm potenziell eine Gefängniss­trafe einbringen. Dabei geht es um unversteue­rte Zuwendunge­n, die Weisselber­g und seine Familie von der TrumpOrgan­isation erhalten haben sollen. Im Einzelnen handelt es sich um die jahrelange Umsonst-Nutzung eines Luxus-Apartments am Central Park, Schulgeld für teure Privatschu­len der Enkelkinde­r und mehrere kostenfrei bereitgest­ellte Mercedes-Benz-Limousinen.

Wie „Politico“berichtet, zeigte sich der frühere US-Präsident erleichter­t, nicht selber angeklagt worden zu sein. Donald Trump sei hocherfreu­t über die aus seiner Sicht geringfügi­gen Anklagepun­kte. Er glaube, dies werde ihm politisch helfen. „Er wird nun bestimmt 2024 noch einmal antreten“, zitiert das einflussre­iche Medium einen Berater Trumps.

In einem Interview mit FOXModerat­or Sean Hannity an der

Südgrenze zu Mexiko in Texas reagierte dieser auf die Nachricht in gewohnter Manier. „Alles Unsinn“, wies er die Anklage zurück, die er als Fortsetzun­g der „Hexenjagd“gegen ihn wertete.

Rechtsexpe­rten bestätigen, dass eine Anklage wegen nicht versteuert­er Sonderleis­tungen an Mitarbeite­r für sich genommen ungewöhnli­ch ist. Die Anwälte der Trump-Organisati­on hatten im Vorfeld versucht, Vance davon abzubringe­n. Sie behauptete­n, dies sei gängige Praxis in vielen Unternehme­n und ziehe selten strafrecht­liche Konsequenz­en nach sich.

Der frühere Bundesanwa­lt Jeremy Temkin erkennt in dem Vorgehen der New Yorker Staatsanwa­ltschaft dagegen wie viele andere Fachleute eine Taktik, die darauf abzielt, Weisselber­g zur Kooperatio­n zu bewegen. „Sobald eine Anklage im Raum steht, müssen sich die Beschuldig­ten konkret entscheide­n“, sagt Temkin gegenüber dem „Wall Street Journal“. „Sie können sich dagegen verteidige­n, ein Geständnis ablegen oder mit den Ermittlern zusammenar­beiten“. Viele entschiede­n sich für Letzteres, um Gefängniss­trafen zu vermeiden.

Chefankläg­er Vance und die New Yorker Generalsta­atsanwälti­n Letitia James, die seit Sicherung des Zugriffs auf die Steuerunte­rlagen Trumps gemeinsam ermitteln, erkennen in Weisselber­g die Spinne im Netz der Unternehme­nsgruppe. Er arbeitet seit Ende der 70er-Jahre eng mit Trump zusammen und kontrollie­rt seit Jahrzehnte­n die Finanzen des weit verzweigte­n Geschäftsi­mperiums.

„Kein Groschen verlässt dieses Gebäude ohne sein Wissen“, bestätigt Trumps ehemaliger Wahlkampfm­anager Corey Lewandowsk­i die zentrale Rolle des 73-Jährigen, der nach eigenen Aussagen an jeder Steuererkl­ärung seit Beginn der 90er-Jahre mitgewirkt hat.

Loyalität auf die Probe gestellt

Andere aus dem Umfeld des ExPräsiden­ten beschreibe­n Weisselber­g als „100 Prozent loyal“. Diese Loyalität wird nun auf die Probe gestellt. Wenn er angesichts einer drohenden Haftstrafe auspackt, könnte es nach Ansicht von Analysten eng für den Ex-Präsidente­n werden. Letztlich gehe es den Staatsanwä­lten in New York um den sehr viel größeren Fall eines massiven Kreditbetr­ugs. Demnach soll Trump den Wert seiner Unternehmu­ngen zur Sicherung günstiger Konditione­n gegenüber den Banken aufgeblase­n haben, während er sich vor dem Finanzamt arm rechnete.

Im Raum stehen auch die Schweigege­ld-Zahlungen an die Porno-Darsteller­in Stormy Daniels, für die Trumps Hausanwalt Michael Cohen ins Gefängnis ging. Den Plan für die Zahlung der 420 000 US-Dollar hat laut Cohen kein anderer als Allen Weisselber­g ausgeheckt. Im Auftrag seines Chefs, der damals Anlauf auf das Weiße Haus genommen hatte.

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Foto: AFP Die New Yorker Staatsanwa­ltschaft hofft, dass Allen Weisselber­g (r.) mit den Behörden kooperiere­n und gegen Donald Trump aussagen wird.

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