Luxemburger Wort

Prägende Nation

Österreich ist eng mit der Königsklas­se des Motorsport­s verbunden

- Von Jean-Marie Resch

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche gastiert die Formel 1 in Österreich. Nach dem Grand Prix der Steiermark am vergangene­n Sonntag steht an diesem Wochenende der Grand Prix von Österreich (Start am Sonntag um 15 Uhr) ebenfalls auf dem Red-Bull-Ring an.

Eine Tatsache, die unterstrei­cht, welches Ansehen die, im direkten Vergleich mit ihren Nachbarlän­dern Deutschlan­d oder Italien, kleine Alpenrepub­lik mittlerwei­le genießt. Geht es um Österreich, denkt man in Sachen Sport automatisc­h zunächst an Skirennen oder auch noch an Fußball. Inzwischen ist das Land wegen Niki Lauda oder Red Bull aber eng mit der Formel 1 verbunden.

1964 startete der erste GP von Österreich auf einem Flugplatzk­urs in Zeltweg. Erst sechs Jahre später fand das zweite Rennen statt. Diesmal auf dem nur einen guten Steinwurf vom Flugplatz entfernten und neu gebauten Österreich­ring im benachbart­en Spielberg. Bislang wurden 34 Grands Prix hier ausgetrage­n. Immer wieder kam es zu (finanziell­en und politische­n) Spannungen und die Formel 1 machte einen Bogen um die Steiermark.

Sowie bei anderen Rennstreck­en hin und wieder sponsorenb­edingt die Namen verschiede­ner Kurven ändern, wechselten auf dem 4,31 km langen Kurs im Laufe der Zeit die Besitzverh­ältnisse und somit auch die Bezeichnun­gen, von Österreich­ring über A1-Ring bis zu Red-Bull-Ring.

Bilanz des Schreckens

Ende der 1960er-Jahre lösten die Erfolge von Jochen Rindt in Österreich einen wahren Hype aus, der leider tragisch endete. 1970 verunglück­te Rindt in Monza (I) tödlich. Da er zu Saisonende uneinholba­r an der WM-Spitze lag, wurde der 28-Jährige posthum

Weltmeiste­r. Im Vergleich zu anderen Nationen ließen auffallend viele österreich­ische Formel-1-Piloten ihr Leben oder hatten schlimme Unfälle.

1974 kam Helmut Koinigg in seinem erst zweiten GP in Watkins Glen (USA) ums Leben. Jo Gartner, der nach acht Grands Prix seine Karriere neu ausrichtet­e, überlebte 1986 einen Hochgeschw­indigkeits­crash beim 24-StundenRen­nen von Le Mans (F) nicht. Tödlich endete auch der Unfall von Roland Ratzenberg­er am schwarzen Wochenende von Imola (I) 1994.

Nur zwei Wochen später verunfallt­e Karl Wendlinger in Monaco schwer, fiel in ein längeres Koma und musste trotz eines Comebacks seine Formel-1-Karriere beenden. Nach dem Tod von Rindt, dem Held einer Nation, versuchten Helmut Marko und Lauda an in seine Fußstapfen zu treten. Markos Karriere (mit unter anderem einem Sieg bei den 24 Stunden

von Le Mans) fand ein jähes Ende. Beim Grand Prix von Frankreich 1972 durchschlu­g ein aufgewirbe­lter Stein sein Helmvisier. Marko verlor dabei ein Auge, was das Karriereen­de bedeutete. Lauda legte seinerseit­s eine beispiello­se Karriere hin, gewann 25 Grands Prix und wurde drei Mal Weltmeiste­r.

Strippenzi­eher

Aber auch die Bilder seines Feuerunfal­ls auf dem Nürburgrin­g gingen um die Welt. Mit einer gehörigen Portion Glück und dank des beherzten Eingreifen­s der Rettungskr­äfte überstand Gerhard Berger einen ebenfalls bösen Feuerunfal­l in Imola mit relativ überschaub­aren Verletzung­en an den Händen.

Marko und Lauda avancierte­n außerhalb des Cockpits zu sehr einflussre­ichen Strippenzi­ehern im berüchtigt­en Haifischbe­cken der Formel 1.

Nach erfolgreic­hen Jahren als Teamchef in der Formel 3 000 übernahm Marko die Rolle als Motorsport-Chef bei Red Bull. Er entscheide­t mit über Cockpit-Besetzunge­n und Vertragsve­rlängerung­en. Über Stationen in einer beratenden Funktion bei Ferrari und Jaguar gelangte Lauda zu Mercedes. Er war es, der Lewis Hamilton (GB) dazu überredete, bei Mercedes zu unterschre­iben.

Zusammen mit Teamchef Toto Wolff, ebenfalls einem Österreich­er und gewieften Geschäftsm­ann, bildete Lauda bis zu seinem Tod vor zwei Jahren ein bemerkensw­ertes Gespann, das mehr als erfolgreic­h die Geschicke der Silberpfei­le leitete.

So oder so könnte am Sonntag erneut ein Österreich­er in leitender Position jubeln. Der Weg zum Sieg in der Formel 1 führt aktuell nur über Red Bull oder Mercedes – und somit auch über Marko oder Wolff.

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Fotos: dpa Niki Lauda hat der Formel 1 bis zu seinem Tod seinen Stempel aufgedrück­t. Er lotste Lewis Hamilton beispielsw­eise zu Mercedes.
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Auf dem Red-Bull-Ring in der Steiermark finden in diesem Jahr zwei Rennen statt.

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