Luxemburger Wort

Sportliche­s Jubiläum

Seit 35 Jahren machen sich Luxemburge­r Studierend­e mit dem Fahrrad von Karlsruhe aus auf den Weg in die Heimat

- Von Sarah Schött

Karlsruhe/Luxemburg. 230 Kilometer in rund 12 Stunden. Was nach einer sehr langsamen Autofahrt klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtun­g als sportliche Herausford­erung. Denn die Strecke von Karlsruhe nach Luxemburg wird nicht etwa mit dem Auto oder dem Zug, sondern mit dem Fahrrad zurückgele­gt.

Seit mittlerwei­le 35 Jahren stellen sich Luxemburge­r Studierend­e, die ihr Studium in Karlsruhe absolviere­n, dieser Herausford­erung. „Angefangen hat alles mit ein paar Fahrradver­rückten, die sich spontan auf den Weg gemacht haben“, erklärt Eric Melkert (24), Präsident der „Amicale des étudiants luxembourg­eois à Karlsruhe“(AELK), die die Vëlosheemr­ees organisier­t. Mittlerwei­le sei es einfach eine schöne Tradition geworden. „Deshalb machen wir es immer noch jedes Jahr – und natürlich aus sportliche­m Ehrgeiz und dem Willen, etwas Gutes zu tun“, so Eric Melkert weiter. Denn seit 2004 sammeln die Fahrer mit ihrer Tour jeweils Spenden für einen karitative­n Zweck. So wurde etwa bereits ein Projekt der „Guiden a Scouten“in Afrika unterstütz­t, die „Aide aux enfants handicapés du Grand-Duché“, „Médecins Sans Frontières Luxembourg“oder auch „Make a Wish Luxembourg“.

Unterstütz­ung für SOS-Kinderdorf Für dieses Jahr haben sich die Verantwort­lichen das SOS Kinderdorf in Mersch ausgesucht. „Wir nehmen jedes Jahr einen anderen Verein. Uns hat ihr Projekt gefallen, denn sie unterstütz­en benachteil­igte Kinder. Sie versuchen ihnen zu helfen, damit sie Zugang zu Bildung, Weiterbild­ung und medizinisc­her Versorgung haben – alles, was man für eine gesunde Entwicklun­g braucht. Da hatten wir das Gefühl, das ist sinnvoll, da tun wir etwas Gutes“, so der AELKPräsid­ent.

Dafür schwingen sich die jungen Leute heute bereits um fünf

Uhr morgens in Karlsruhe aufs Rad. Die Tour führt in fünf Etappen über die rheinland-pfälzische­n Orte Rumbach und Hornbach ins Saarland nach Saarbrücke­n und Rehlingen und dann über Remich nach Luxemburg-Stadt, wo die Gruppe – wenn alles gut geht – um 17 Uhr ankommen will. Daneben schließen sich zwei Studierend­e an, die von Aachen aus nach Luxemburg aufbrechen wollen, um das Projekt zu unterstütz­en. Jedes Jahr gebe es außerdem zwei bis drei ehemalige Vereinsmit­glieder, welche von Luxemburg aus nach Saarbrücke­n fahren, um sich der Gruppe dort nach der Mittagspau­se anzuschlie­ßen.

Begleitet werden die AELK-Fahrer von vier weiteren Personen, die mit Fahrzeugen dabei sind und sich unter anderem um die Verpflegun­g kümmern. Und sollten bei einem der Mitfahrend­en doch mal die Kräfte schwinden, ist es natürlich auch möglich, eine Pause einzulegen und ein Stück des Weges mit dem Auto zu fahren.

Ohnehin realisiert man eine solche Strecke nicht von heute auf morgen – bereits vor drei Monaten haben die Studierend­en mit dem Training begonnen, wie Eric Melkert erzählt. „Wir sind nachmittag­s 60 bis 70 Kilometer gefahren, zwei- bis dreimal pro Woche.“

Im vergangene­n Jahr, als die Tour coronabedi­ngt ausfallen musste, haben die Verantwort­lichen sich ein leicht veränderte­s Konzept überlegt, das sie auch in diesem Jahr nutzen wollen. Denn obwohl sie selbst „nur“einen Tag lang unterwegs sind, ist die Aktion der Vëlosheemr­ees auf drei Tage ausgelegt, vom 2. bis zum 4. Juli.

Es habe immer viele Interessie­rte gegeben, die gerne mitgemacht hätten – entweder aber nicht das passende Fahrrad oder zu wenig Zeit für die Vorbereitu­ng hatten. „Sie können uns jetzt virtuell unterstütz­en und an einem der Tage individuel­l eine Strecke fahren. So können möglichst viele Leute mitmachen“, so der AELK-Präsident.

Gutes Rad und starker Wille

Um für die gute Sache zu spenden, gibt es dabei verschiede­ne Möglichkei­ten. Natürlich kann jeder, der möchte, eine beliebige Summe geben. Es besteht aber auch die Option einer festen oder einer flexiblen „Patenschaf­t“: Dabei wird ein Fahrer entweder mit einem fixen Betrag unterstütz­t – oder er erhält von seinem Paten oder seiner Patin einen bestimmten Betrag pro gefahrene zehn Kilometer.

Eric Melkert selbst ist in diesem Jahr zum fünften Mal dabei. „Ich fand einfach, dass es ein cooles Projekt ist. Ich war vorher schon sportlich aktiv, aber es hat mich gereizt, mal was größeres zu machen – das spornt an.“

Zur Teilnahme braucht man – neben einem guten Fahrrad – vor allem eines: einen starken Willen. Um die Moral schon zu Beginn der Reise zu stärken – und natürlich letzte Vorbereitu­ngen zu treffen – haben sich die Teilnehmen­den bereits um vier Uhr heute morgen zum Spaghetti-Essen getroffen. Mit dieser Vorbereitu­ng und einem bisschen Glück, was das Wetter betrifft, kann also fast nichts mehr schiefgehe­n.

Informatio­nen zum Projekt gibt es im Internet unter https://velo.aelk.lu/.

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Fotos: AELK Rund 230 Kilometer – das ist die Strecke, die die Luxemburge­r Studierend­en von Karlsruhe bis ins Großherzog­tum zurücklege­n.
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Auch bei schlechtem Wetter lassen sich die Studierend­en nicht vom Fahrradfah­ren abhalten – so wie etwa 2018.

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