Politesch Woch
Sonntag I
Stell Dir vor es sind Wahlen und keiner geht hin. Die Franzosen haben die Nase gestrichen voll von der Politik. Nur 33 Prozent verteilen bei den Regionalwahlen ihre Kreuzchen und die landen vor allem bei den Konservativen und bei den Sozialisten. Dass Rechtsaußen*in Le Pen eine Schlappe erleidet, ist angesichts von so viel Politikverdrossenheit nur ein schwacher Trost.
Sonntag II
Ganz anders die Einwohner von Grosbous und Wahl. Sie kommen fleißig ihrer Bürgerpflicht nach und stimmen brav für die Fusion der beiden Bonsai-Gemeinden. Wenn alles glatt geht, entsteht 2023 die Monster-Gemeinde Grosbous-Wahl mit sage und schreibe 2 000 Einwohnern! Vielleicht war das elektorale Interesse in Luxemburg auch deshalb größer als in Frankreich, weil unter dem Strich ganz konkret etwas dabei herausspringt. Immerhin lässt sich das Innenministerium die kommunale Hochzeit knapp fünf Millionen Euro kosten, und eine neue Sporthalle gibt es auch noch.
Dienstag I
Und tschüss, Deutschland ist raus. Die Briten sind total aus dem Häuschen und feiern im Wembley-Stadion zusammen mit dem Virus ausgelassen den langersehnten Sieg über den ewigen Angstgegner. Dass die deutsche Mannschaft bei der EM schwächelt, ist nicht verwunderlich. Über ein Jahr waren die 80 Millionen Bundestrainer schließlich als Virologen unterwegs.
Dienstag II
Viel profaner geht es derweil in Luxemburg zu. Finanzminister Gramegna und Innenministerin Bofferding müssen den Deputierten zerknirscht mitteilen, dass die geplante Reform der Grundsteuer nun doch nicht so schnell kommt. Täglich grüßt das Murmeltier.
Donnerstag I
Die Piraten entern das Hohe Haus. Glaubt man den Umfragen, könnten sie gleich vier Deputierte in die Chamber schicken. Das ist ja alles wunderbar. Doch wer sitzt außer Captain Clement eigentlich noch im Piratenboot? Hat die Partei noch andere Mitglieder? Ganz anders die CSV. Die größte aller Parteien verschickt zwar jedes Jahr knapp 10 000 Mitgliedskarten, doch erfolgreiche Attacken reiten die Christsozialen schon lange nicht mehr. Doch gemach, gemach, es gibt Licht am Ende des Tunnels: Die Talfahrt ist immerhin nicht mehr ganz so rasant. Kein Wunder, der fast schon pensionierte Haudegen Claude Wiseler steht seit geraumer Zeit am Ruder und versucht die Volkspartei wieder in ruhige Gewässer zu manövrieren.
Donnerstag II
Die Chamber gibt ihren Segen für die Kameraüberwachung. Nun darf endlich ganz legal gefilmt werden. De CSV-Deputierte und Hauptstadtschöffe Laurent Mosar nutzt die Gunst der Stunde und verlangt fix Überwachungskameras für Bonneweg. Vergeblich!