Herausforderung Quereinstieg
Der Weg in einen neuen Beruf
„Was willst du werden?“Wenn es um die Berufswahl geht, schwingt immer noch mit, dass damit eine Entscheidung fürs Leben getroffen wird. Entsprechend werden Berufs- oder Branchenwechsel häufig als Wagnis wahrgenommen. Schon die Bezeichnung Quereinstieg deutet an: Hier geht jemand nicht den üblichen Weg.
Den typischen Quereinsteiger oder die typische Quereinsteigerin gibt es allerdings nicht. Die Gründe für den Schritt sind so vielfältig, wie die Menschen, die den Neustart in Angriff nehmen. Doch nicht jede Branche eignet sich gleich gut für den Quereinstieg. Für manche muss man Zugangsvoraussetzungen erfüllen. Je strenger die Voraussetzungen, umso höher die Schwelle: Physiotherapeut etwa darf sich nur nennen, wer einen entsprechenden Abschluss vorweisen kann, Gleiches gilt für Ingenieurinnen. Gibt es einen Fachkräftemangel, können aber schon mal Einstiegshürden abgesenkt, oder Umschulungen
oder neue Ausbildungswege entwickelt werden. Viele Jobs mit vergleichsweise wenig formalen Voraussetzungen und gleichzeitig einem großen Bedarf an Fachkräften gibt es in der IT-Branche. Denn viele Firmen bilden Mitarbeiter heute intern aus.
Es folgt der Praxisschock Einstellen müsse man sich allerdings immer auf einen anstrengenden doppelten Berufseinstieg, sagt Marc Böhmann. Er ist Quereinsteiger im Lehramt. Statt das Fachwissen mit erwachsenen und ähnlich kompetenten Kolleginnen und Kollegen zu teilen, muss er es nun Kindern vermitteln.
„Dazu kommt dann noch der Praxisschock, den fast alle jungen Lehrer erleben“, sagt Böhmann. Unterrichtskonzepte funktionieren nicht so wie gedacht, Vorbereitung und Korrekturen nehmen viel Zeit in Anspruch und die Kinder reagieren nicht so aufmerksam und dankbar auf den neuen Stoff, wie man es sich ausgemalt hatte.
Passen die bisherigen Kompetenzen?
Wichtig sei deshalb eine gute Begleitung durch erfahrene Kollegen, denn zu bewältigen seien nicht nur fachliche Herausforderungen. „Der Lehrerberuf ist in besonderer Weise mit der Persönlichkeit verbunden“, sagt Böhmann. „Man wird angreifbar, man muss sensibel auf die Schülerinnen und Schüler reagieren und zugleich in der Lage sein, sich abzugrenzen.“Wer in seinem früheren Job Führungsaufgaben hatte, tue sich damit oft leichter.
Die Kompetenzen und Fähigkeiten, die man bereits mitbringt, sind also entscheidende Faktoren für eine positive Quereinstieg-Erfahrung. Wenn sie zum neuen Job passen, kann auch der Einstieg in eine vermeintlich schwer zugängliche Branche gelingen. dpa