80 Jahre wider das Vergessen
Gedenkfeier am Denkmal der Shoah in Fünfbrunnen mahnt zur Wachsamkeit
Fünfbrunnen. Die Tradition will, dass jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli eine Gedenkzeremonie am Kloster Fünfbrunnen in der Nähe von Ulflingen stattfindet. Dabei wird der zahlreichen jüdischen Mitbürger gedacht, die während des Zweiten Weltkriegs von den deutschen Besatzern dort untergebracht wurden, bevor sie in Internierungsoder Vernichtungslager weitertransportiert wurden.
1969 wurde eine Skulptur des Luxemburger Künstlers Lucien Wercollier in der Nähe des Klosters als Mahnmal eingeweiht. Während der alljährlichen Zeremonie werden dort Blumengebinde von verschiedenen Organisationen niedergelegt, um der Opfer der Nationalsozialisten zu gedenken.
Dieses Jahr sind es genau 80 Jahre her, dass die ersten Luxemburger Juden am 2. August ins Kloster Fünfbrunnen einquartiert wurden. Zwei Monate später erfolgte der erste Abtransport in das Ghetto Lodz.
Marc Schoentgen, der Präsident des Comité Auschwitz, wies in seiner Ansprache darauf hin, dass es wichtig ist, die Erinnerung an diese Gräueltaten aufrecht zu erhalten. Durch den Lauf der Zeit verändere sich das kollektive Gedächtnis. So sei es zu begrüßen, dass in jüngster Vergangenheit vermehrt nicht mehr nur von den Opfern gesprochen würde, sondern ebenfalls von den Tätern.
„Das Virus des Rassismus“
Am vergangenen 31. Dezember hat der Luxemburger Staat das Kloster den Herz-Jesu-Priestern abgekauft. Joseph Famerée, Vorsteher der Provinz Europe francophone der Ordensgemeinschaft war eigens angereist, um der Feier ein letztes Mal als Eigentümer der Stätte beizuwohnen. Er nutzte die Gelegenheit, um dazu aufzurufen, gemeinsam gegen das „Virus des Rassismus, der gefährlicher ist als Covid 19“, vorzugehen.
Großrabbiner Alain Nacache seinerseits verglich das Judentum mit einem Wächter gegen die Ausschweifungen der Moderne und rief dazu auf „zu den Sternen zu schauen anstatt zum Staub auf dem Boden“.
Es war Erziehungsminister Claude Meisch, der im Namen der Luxemburger Regierung die Pläne zur weiteren Nutzung des Klosters darlegte. Um auch den zukünftigen Generationen die Erinnerung an die Geschehnisse zu vermitteln, soll das Kloster zu einem Zentrum des Gedenkens und der Erinnerung umfunktioniert werden. Dabei wird Wert darauf gelegt, die Jugendlichen nicht nur über die Auswirkungen von Rassismus aufzuklären. Minister Meisch betonte den Willen der Regierung,
das Kloster und seine Umgebung neu zu gestalten, um den Besuchern Werte wie Toleranz und Miteinander zu vermitteln.
Seine Schlussworte waren denn auch: „Kein Ort eignet sich besser als Fünfbrunnen, um diese Aufgabe zu übernehmen, damit der Ausdruck ‚Never again' nicht nur ein Schlagwort bleibt.“