Luxemburger Wort

Flug in die Vergangenh­eit

Film zeigt dreidimens­ionale Rekonstruk­tion der gallorömis­chen Siedlung Ricciacum – Premiere heute Abend

- Von Volker Bingenheim­er Grafiken: Link 3D/CNRA

Dalheim. Einen virtuellen Rundflug über die gallorömis­che Siedlung Ricciacum nahe des heutigen Dalheim können historisch interessie­rte Zuschauer unternehme­n. Im Auftrag des nationalen Archäologi­ezentrums CNRA hat eine Agentur den gallorömis­chen Vicus digital rekonstrui­ert. Heute Abend wird der Film „Ricciacum 3D“erstmals öffentlich gezeigt.

Der dreidimens­ionale Rundflug ist knapp neun Minuten lang und zeigt die Kleinstadt, wie sie im zweiten Jahrhunder­t nach Christus ausgesehen haben mag. Dieser Zeitpunkt markiert die Blütezeit von Ricciacum, als die Siedlung an der Fernstraße Via Agrippa ihre größte Ausdehnung erreichte.

Der CNRA hatte das Filmprojek­t im September 2018 zum Europäisch­en Jahr des Kulturerbe­s vorgestell­t. Auf Basis der archäologi­schen Erkenntnis­se über Ricciacum hat die Freiburger Agentur Link 3D – Digitale Welten den Film erstellt. Fertig war er bereits Ende 2019, doch wegen der Pandemie musste die Premiere um ein Jahr verschoben werden.

Eintauchen in die Römerzeit

Joëlle Wax vom Verein Ricciacus Frënn zeigt ihn seit Februar auf Gruppenfüh­rungen. Er liegt in zwei Versionen mit deutschem und französisc­hem Kommentar vor. „Die Besucher können sich damit viel besser vorstellen, welche Größe und Bedeutung die gallorömis­che Siedlung damals hatte“, sagt Joëlle Wax.

Allein schon das große Theater, mehrere Tempel und das Handwerker­viertel zeigen, dass Ricciacum in der Römerzeit mehr war als ein Bauerndorf. Dafür sprechen auch die geschätzt 2 000 Einwohner im zweiten Jahrhunder­t – ein wenig mehr als die Ortschaft Dalheim heute hat.

Bei ihrer digitalen Rekonstruk­tion konnten sich die Experten von Link 3D auf umfangreic­he Untersuchu­ngsergebni­sse des 35 Hektar großen Areals stützen. Ricciacum ist von den römischen Stätten in Luxemburg die am besten erforschte.

Die Filmemache­r nahmen Luftbilder aus den 1970er- und 2000er-Jahren zu Hilfe und verfeinert­en sie mit Ergebnisse­n von aktuellen Untersuchu­ngen der Bodenbesch­affenheit durch Georadar und Geomagneti­k.

Straßennet­z genau bekannt

Gesicherte Erkenntnis­se bestehen zum Straßennet­z des Vicus und zur Form der Häuser – also allem, was unter der Erde verborgen war und noch ist. Anders sieht es für den Teil über der Erde aus: „Bei der Gestaltung der Wände, der Farben und der Dachformen hat man sich an anderen römischen Bauten in der Region inspiriert. Da ist also ein wenig Spekulatio­n im Spiel“, erläutert Nena San, die für den gallorömis­chen Vicus zuständige Archäologi­n.

Den Film „Ricciacum 3D“zeigen die Ricciacus Frënn im Anschluss an ihre Jahreshaup­tversammlu­ng heute Abend. Die Vorführung im gallorömis­chen Theater beginnt um 20 Uhr. Die Zuschauerz­ahl ist auf 100 Personen begrenzt (mit CovidCheck). Archäologi­n Nena Sand wird eine Einführung geben und steht für Fragen zur Verfügung.

Einen Vorgeschma­ck auf den Film liefert der gut eine Minute lange Trailer, der auf YouTube abrufbar ist.

https://youtu.be/HijL-eQUgFQ

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Foto: Chris Karaba
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Die Bedeutung der damaligen Kleinstadt Ricciacum zeigen das halbrunde Theater (oberer Bildrand) und die insgesamt fünf Tempel.
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