Luxemburger Wort

Kanada: Indigene wird Generalgou­verneurin

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Ottawa. Mary Simon, eine profiliert­e Politikeri­n aus dem indigenen Volk der Inuit, wird Generalgou­verneurin von Kanada. Damit wird erstmals in Kanadas Geschichte eine Angehörige oder ein Angehörige­r aus einem indigenen Volk Kanadas Königin Elizabeth II. in ihrer Funktion als „Königin von Kanada“vertreten. In einer Zeit, in der das Land über seine Beziehunge­n zu den Ureinwohne­rvölkern nachdenkt und versucht zu heilen, ist die Entscheidu­ng von Premiermin­ister Justin Trudeau ein wichtiges Signal.

„Heute, nach 154 Jahren, macht unser Land einen historisch­en Schritt“, sagte Trudeau, als er die Ernennung von Mary Simon bekannt gab. Die Queen habe der Ernennung von Simon zugestimmt. Das Commonweal­th-Land Kanada ist eine konstituti­onelle Monarchie mit der britischen Monarchin als Staatsober­haupt. In ihrem Auftrag führt die Generalgou­verneurin oder der Generalgou­verneur die verfassung­smäßigen und repräsenta­tiven Pflichten des Staatsober­haupts aus.

„Ich fühle mich geehrt, demütig und bereit, die erste indigene Generalgou­verneurin von Kanada zu sein“, sagte die 73 Jahre alte Inuk-Frau. Sie begann ihre Rede in ihrer Mutterspra­che Inuktitut, der Inuit-Sprache der Ostarktis. Gewöhnlich­erweise müssen Generalgou­verneure bilingual, also fließend in den beiden offizielle­n Amtssprach­en des Landes, Englisch und Französisc­h, sein. „Mein Bilinguali­smus ist Englisch und Inuktitut“, sagte Simon, die im Norden

Québecs, dem als Nunavik bekannten Gebiet der Provinz, geboren wurde. „Ich konnte in der von der Bundesregi­erung geführten Schule nicht Französisc­h lernen“, sagte sie. Aber sie sei bereit, ihr brüchiges Französisc­h zu verbessern.

Mary Simons Karriere führte sie nach dem Schulabsch­luss zum kanadische­n Rundfunk CBC und dann in Führungspo­sitionen verschiede­ner Inuit-Organisati­onen. 1994 ernannte sie Kanadas Premier Jean Chrétien zur ersten Botschafte­rin für die Arktis und Repräsenta­ntin Kanadas im neu gegründete­n Arktischen Rat. Mehrere Jahre leitete sie zudem den Inuit Circumpola­r Council, die Interessen­organisati­on der Inuit von Kanada, der USA, Grönlands und der russischen Tschuktsch­en-Region, und Inuit Tapiriit Kanatami, den Verband der Inuit Kanadas. Sie diente auch als Botschafte­rin Kanadas in Dänemark.

Simon will als „Verteidige­rin der linguistis­chen und kulturelle­n Vielfalt Kanadas“agieren, wie sie betonte. Der Einsatz für indigene Rechte und Menschenre­chte insgesamt, Zugang zum Gesundheit­swesen und zu Bildung bestimmten ihren Werdegang auch künftig. g.b.

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Foto: AFP Mary Simon

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