Endstation Bonneweg
Drogenhandel im großen Stil: Zielfahnder nehmen international gesuchten Verdächtigen fest
Luxemburg. Als Polizisten Anfang März in Freising, in Bayern, direkt am Münchener Flughafen, einem Hinweis nachgehen, deutet nichts darauf hin, dass Kommissar Zufall sie zu einem der größten Drogenfunde seit Jahren in Bayern führen wird. Letztlich werden mehr als 30 Kilogramm Rauschgift beschlagnahmt und drei Tatverdächtige festgenommen.
Nach einem davon wurde über Monate hinweg in ganz Europa gesucht. Philip M. ging der Polizei, wie jetzt erst in deutschen Medien bekannt wurde, schließlich in Luxemburg-Stadt ins Netz. Zivilfahnder der Luxemburger Kriminalpolizei stellten den Flüchtigen am vergangenen 28. Juni in Bonneweg. Darüber, warum der 27-jährige Deutsch-Niederländer sich gerade in Luxemburg versteckt hielt, kann nur gemutmaßt werden. Eine kurze Recherche in sozialen Medien zeigt aber, dass zumindest ein Familienmitglied eine Zeit lang in Luxemburg gelebt haben muss.
Ein verräterischer Duft
Die Ermittlungen, so wie sie die Kriminalpolizeiinspektion Erding bei München schildert, beginnen am vergangenen 11. März. Ein Bewohner eines Studentenwohnheims in Freising meldet der Polizei einen beständigen und starken Geruch von Marihuana. Zwei Polizisten wollen den Sachverhalt prüfen. Gerade, als sie vor Ort ankommen, betritt ein Mann die genannte Wohnung.
Und tatsächlich, vor Ort riecht es mehr als deutlich nach Marihuana. Der Mann wird überprüft – es handelt sich um einen 35-jährigen Studenten – und auch die Wohnung wird in Augenschein genommen: Ohne größere Mühe entdecken die Polizisten rund 200 Gramm Marihuana und 60 Gramm Amphetamin sowie vier griffbereite Messer. Der etwas in die Jahre gekommene Student wird festgenommen.
Doch dabei bleibt es nicht. Da die Mengen sicher über den Eigenbedarf hinausgehen, wird der Fall an die Drogenfahndung weitergegeben. Und die Rauschgiftspezialisten werden ebenfalls fündig: Sechs Kilogramm Amphetamin, eineinhalb Kilogramm Marihuana sowie Haschisch, Kokain, MDMA, Heroin und Bargeld. Für die Drogenfahnder ist klar, dass der 35-Jährige das Appartement nur als Bunkerwohnung benutzt, um Drogen zu lagern. Seine eigene Unterkunft wird ebenfalls durchsucht. Hier entdeckt die Polizei dann neben Amphetamin auch GHB.
Kommissar Zufall kommt den Drogenfahndern dann noch ein weiteres Mal zu Hilfe. Noch während die Bunkerwohnung durchsucht wird, bemerken die Beamten einen Mann, der sich dem Appartement nähert und beim Anblick der Polizisten prompt kehrtmacht. Der Verdächtige, ein 29jähriger Student, wird überprüft und es zeigt sich: Er hat ganze 30 Gramm Kokain dabei.
Den Polizisten gelingt es jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht, eine Verbindung zwischen dem zweiten Verdächtigen und der Bunkerwohnung herzustellen. Allerdings trägt der Mann einen Schlüsselbund bei sich, den die Beamten zunächst nicht zuordnen können. Als das dann doch nach akribischen Folgeermittlungen – wie die Pressestelle der bayrischen Polizei hervorhebt – gelingt, führen die Schlüssel zu einer zweiten Bunkerwohnung im gleichen Wohnkomplex. Und die dort gelagerten Drogenmengen stellen das bisher sichergestellte Rauschgift deutlich in den Schatten. Es werden 22 Kilogramm Marihuana, mehr als 200 Ecstasy-Pillen, 50 Gramm Kokain und rund 700 Ampullen mit THChaltiger Flüssigkeit zum Konsum in E-Zigaretten sichergestellt.
Eine Spur ins Ausland
Es ist offensichtlich: Hier wurde über einen langen Zeitraum mit Drogen in erheblichen Mengen gehandelt. Und die Ermittlungen führen auch zu einem dritten Tatverdächtigen: Philip M. Der 27-Jährige, der in Nimwegen (NL) geboren wurde, aber sowohl die niederländische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, taucht offensichtlich gleich nach den beiden ersten Festnahmen unter. 15 Wochen und vier Tage lang gelingt es ihm, sich seiner Festnahme zu entziehen. Dann gerät er ins Visier von Luxemburger Zielfahndern. Wie örtliche Medien berichten, wurde Philip M. gestern an die deutschen Behörden überstellt und gleich einem Untersuchungsrichter vorgeführt.
Neben kiloweise Marihuana und Amphetamin stellt die Polizei Ecstasy-Pillen, Kokain, Heroin und MDMA in erheblichen Mengen sicher.