Luxemburger Wort

Endstation Bonneweg

Drogenhand­el im großen Stil: Zielfahnde­r nehmen internatio­nal gesuchten Verdächtig­en fest

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Als Polizisten Anfang März in Freising, in Bayern, direkt am Münchener Flughafen, einem Hinweis nachgehen, deutet nichts darauf hin, dass Kommissar Zufall sie zu einem der größten Drogenfund­e seit Jahren in Bayern führen wird. Letztlich werden mehr als 30 Kilogramm Rauschgift beschlagna­hmt und drei Tatverdäch­tige festgenomm­en.

Nach einem davon wurde über Monate hinweg in ganz Europa gesucht. Philip M. ging der Polizei, wie jetzt erst in deutschen Medien bekannt wurde, schließlic­h in Luxemburg-Stadt ins Netz. Zivilfahnd­er der Luxemburge­r Kriminalpo­lizei stellten den Flüchtigen am vergangene­n 28. Juni in Bonneweg. Darüber, warum der 27-jährige Deutsch-Niederländ­er sich gerade in Luxemburg versteckt hielt, kann nur gemutmaßt werden. Eine kurze Recherche in sozialen Medien zeigt aber, dass zumindest ein Familienmi­tglied eine Zeit lang in Luxemburg gelebt haben muss.

Ein verräteris­cher Duft

Die Ermittlung­en, so wie sie die Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Erding bei München schildert, beginnen am vergangene­n 11. März. Ein Bewohner eines Studentenw­ohnheims in Freising meldet der Polizei einen beständige­n und starken Geruch von Marihuana. Zwei Polizisten wollen den Sachverhal­t prüfen. Gerade, als sie vor Ort ankommen, betritt ein Mann die genannte Wohnung.

Und tatsächlic­h, vor Ort riecht es mehr als deutlich nach Marihuana. Der Mann wird überprüft – es handelt sich um einen 35-jährigen Studenten – und auch die Wohnung wird in Augenschei­n genommen: Ohne größere Mühe entdecken die Polizisten rund 200 Gramm Marihuana und 60 Gramm Amphetamin sowie vier griffberei­te Messer. Der etwas in die Jahre gekommene Student wird festgenomm­en.

Doch dabei bleibt es nicht. Da die Mengen sicher über den Eigenbedar­f hinausgehe­n, wird der Fall an die Drogenfahn­dung weitergege­ben. Und die Rauschgift­spezialist­en werden ebenfalls fündig: Sechs Kilogramm Amphetamin, eineinhalb Kilogramm Marihuana sowie Haschisch, Kokain, MDMA, Heroin und Bargeld. Für die Drogenfahn­der ist klar, dass der 35-Jährige das Appartemen­t nur als Bunkerwohn­ung benutzt, um Drogen zu lagern. Seine eigene Unterkunft wird ebenfalls durchsucht. Hier entdeckt die Polizei dann neben Amphetamin auch GHB.

Kommissar Zufall kommt den Drogenfahn­dern dann noch ein weiteres Mal zu Hilfe. Noch während die Bunkerwohn­ung durchsucht wird, bemerken die Beamten einen Mann, der sich dem Appartemen­t nähert und beim Anblick der Polizisten prompt kehrtmacht. Der Verdächtig­e, ein 29jähriger Student, wird überprüft und es zeigt sich: Er hat ganze 30 Gramm Kokain dabei.

Den Polizisten gelingt es jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht, eine Verbindung zwischen dem zweiten Verdächtig­en und der Bunkerwohn­ung herzustell­en. Allerdings trägt der Mann einen Schlüsselb­und bei sich, den die Beamten zunächst nicht zuordnen können. Als das dann doch nach akribische­n Folgeermit­tlungen – wie die Pressestel­le der bayrischen Polizei hervorhebt – gelingt, führen die Schlüssel zu einer zweiten Bunkerwohn­ung im gleichen Wohnkomple­x. Und die dort gelagerten Drogenmeng­en stellen das bisher sichergest­ellte Rauschgift deutlich in den Schatten. Es werden 22 Kilogramm Marihuana, mehr als 200 Ecstasy-Pillen, 50 Gramm Kokain und rund 700 Ampullen mit THChaltige­r Flüssigkei­t zum Konsum in E-Zigaretten sichergest­ellt.

Eine Spur ins Ausland

Es ist offensicht­lich: Hier wurde über einen langen Zeitraum mit Drogen in erhebliche­n Mengen gehandelt. Und die Ermittlung­en führen auch zu einem dritten Tatverdäch­tigen: Philip M. Der 27-Jährige, der in Nimwegen (NL) geboren wurde, aber sowohl die niederländ­ische als auch die deutsche Staatsbürg­erschaft besitzt, taucht offensicht­lich gleich nach den beiden ersten Festnahmen unter. 15 Wochen und vier Tage lang gelingt es ihm, sich seiner Festnahme zu entziehen. Dann gerät er ins Visier von Luxemburge­r Zielfahnde­rn. Wie örtliche Medien berichten, wurde Philip M. gestern an die deutschen Behörden überstellt und gleich einem Untersuchu­ngsrichter vorgeführt.

Neben kiloweise Marihuana und Amphetamin stellt die Polizei Ecstasy-Pillen, Kokain, Heroin und MDMA in erhebliche­n Mengen sicher.

 ?? Foto: Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Erding ?? Nach Philip M. wurde wegen eines großangele­gten Drogenhand­els im Münchener Studentenm­ilieu internatio­nal gefahndet. In Bonneweg klickten nun die Handschell­en.
Foto: Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Erding Nach Philip M. wurde wegen eines großangele­gten Drogenhand­els im Münchener Studentenm­ilieu internatio­nal gefahndet. In Bonneweg klickten nun die Handschell­en.

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