Luxemburger Wort

Abschalten trotz Corona

Warum das Vergessen der Arbeit eine große Rolle für die Entspannun­g spielt

-

Der Lockdown-Winter liegt zurück, der Sommer ist endlich da. Und damit auch das Bedürfnis danach rauszukomm­en, wegzufahre­n und Urlaub zu machen. Allerdings dauert die Pandemie an.

Wie wir es schaffen, im Urlaub trotz der Risiken abzuschalt­en, weiß Michael Stark. Er ist Professor für Sozialpsyc­hiatrie in Hamburg und Experte für die Behandlung von Stress und Erschöpfun­g.

Zunächst einmal muss man feststelle­n: Die coronabedi­ngten Einschränk­ungen und teils nervigen Reisevorsc­hriften sind der Entspannun­g erst einmal nicht zuträglich – all dies begrenze die Vorfreude, sagt Stark.

Sommerzeit ist die Zeit der langen Ferien

Daran könne man auch nicht viel ändern. Was aber hilft, sind Informatio­nen. Diese bieten zum Beispiel das Robert Koch-Institut (RKI) und das Auswärtige Amt. Aber auch Mitarbeite­r im Reisebüro können Licht ins Dunkel der Regulierun­gen bringen.

Der große Vorteil des Sommers liegt darin, dass viele länger Urlaub haben als zu anderen Zeiten im Jahr. Klingt banal, ist aber wichtig: So kann man länger als ein oder zwei Wochen wegfahren.

Bloß nicht immer an die Arbeit denken

„Das ist natürlich relevant, denn wir brauchen doch mindestens einmal im Jahr eine längere Auszeit“, erklärt Stark. Der Körper brauche mindestens zwei Wochen, um sich wieder in seinen eigenen Biorhythmu­s herein zu regulieren.

Die Arbeitsste­lle oder das Homeoffice sollte man gedanklich so gut es geht zu Hause lassen. „Arbeit in den Urlaub mitzunehme­n, ist ganz verkehrt, weil wir mit unserem halben Gehirn natürlich immer wieder bei der Arbeit sind und nicht richtig abschalten“, betont Stark.

Das beinhalte auch die Handynutzu­ng: „Ich rate dann in Urlaubssit­uationen, selbst wenn man erreichbar sein muss, diese Zeiten zu begrenzen. Das ist nützlich, weil wir sonst immer mit einem Ohr beim Handy sind und nicht richtig abspannen können.“

Und was ist mit Urlaub zu Hause – funktionie­rt das? Zumindest ist das relativ schwierig umzusetzen. Denn der Ansatz bringt laut dem Experten eine gewisse Gefahr mit sich: „Dass wir dann doch in den Postkasten gucken, dass wir doch übrig gebliebene Arbeiten erledigen“, sagt Michael Stark.

Den Abstand zu Hause zu organisier­en, sich eine Tagesstruk­tur zu schaffen, gleich morgens mit dem Fahrrad aufzubrech­en – das müsse man genauso planen wie an einem fremden Urlaubsort. Nur fällt einem das dort – mit Abstand zur Heimat – womöglich deutlich leichter. dpa

Wir brauchen doch mindestens einmal im Jahr eine längere Auszeit. Michael Stark, Sozialpsyc­hologe

 ?? Foto: dpa ?? Abstand gewinnt man am besten, wenn man nicht zu Hause ist – vor allem dann, wenn man aufgrund der Pandemie im Homeoffice arbeitet.
Foto: dpa Abstand gewinnt man am besten, wenn man nicht zu Hause ist – vor allem dann, wenn man aufgrund der Pandemie im Homeoffice arbeitet.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg