Luxemburger Wort

Gelato statt großer Zahlen

Elisabeth Adams aus Greiweldin­gen erfüllt sich mit ihrer Eismanufak­tur einen langgehegt­en Kindheitst­raum

- Von Michael Juchmes

Greiweldin­gen/Trier. Bis zum Samstag, den 10. Juli, ist noch einiges zu tun. Die Möbel wurden erst kürzlich angeliefer­t, die Kühltheke ist noch nicht komplett einsatzber­eit und geputzt werden – wie Elisabeth Adams betont – muss natürlich auch noch. Doch dann steht dem Kindheitst­raum nichts mehr im Wege: eine eigene Eisdiele, ein Café, in dem Eis nach italienisc­her Art, Eistorten, Eis am Stiel und andere Leckereien angeboten werden. Noch wenige Tage, bis die erste Waffel in Trier mit einer Portion Madagaskar-Vanille oder Belgische Schokolade über den Verkaufstr­esen gereicht wird, der jetzt noch von einer deutlich sichtbaren Staubschic­ht bedeckt ist.

Kunstgesch­ichte und Finanzen

Der Weg zur eigenen Eisdiele, die den Namen „Glacë-Manufaktur“tragen wird, war ein wenig komplizier­t – wie es bei vielen Menschen, die ihren Traum Realität werden lassen, der Fall ist. Die Deutsch-Luxemburge­rin Elisabeth Adams wird in Trier geboren, wächst dann aber im hohen Norden – „mein Vater war bei der Marine“– und in Hessen auf, kehrt erst mit etwa neun Jahren wieder in die Region zurück. Nach einem Studium der Kunstgesch­ichte an der Universitä­t Trier, das sie mit einer Dissertati­on vor 13 Jahren abschließt,

Neun Jahre Luxembourg for Finance – so schön es auch gewesen ist – waren genug. Elisabeth Adams

verschlägt es sie über einige Umwege zunächst einmal in den Finanzsekt­or. Natürlich ins benachbart­e Großherzog­tum, wo sie mittlerwei­le auch seit rund elf Jahren lebt. Der Liebe wegen, wie so häufig – ein guter Grund, um die Grenzseite­n zu wechseln.

Mehr als neun Jahre lang arbeitet Elisabeth Adams bei Luxembourg for Finance – der wohl wichtigste Arbeitgebe­r, der auf ihrem Lebenslauf zu finden ist. Gastronomi­eerfahrung sammelte sie bereits während des Studiums, und handwerkli­ch arbeiten wollte sie auch schon immer. Doch der Traum von der eigenen Eisdiele, den sie schon als Kind hegte – „ich habe halt immer gerne Eis gegessen“–, soll nun erst im Alter von 40 Jahren in Erfüllung gehen. „Neun Jahre Luxembourg for Finance – so schön es auch gewesen ist – waren einfach genug.“Von Midlife Crisis keine Spur. Jetzt werden Ziele endlich umgesetzt, genau wie im Finanzsekt­or.

Die Verbindung zur Welt der Zahlen findet sich auch an anderer Stelle wieder: Bei der Zubereitun­g des Eises „muss man viel rechnen“. Die Neo-Eisdieleni­nhaberin, die in der Neustraße, einer Straße mit vielen kleinen Läden und Cafés, eine neue Arbeitsstä­tte für sich und einige fleißige Helfer aufgebaut hat, betont, dass sich die

Rezepte alle voneinande­r unterschei­den. „Man kann nicht einfach eine Zutat austausche­n.“Sie präsentier­t den Besuchern beim Besuch in der „Eis-Baustelle“als Anschauung­sobjekt ein Quitten-Sorbet. „Das ist sehr schwer zu machen, weil es sehr viel Pektin enthält, das geliert. Das ist anders als etwa bei einem Erdbeereis.“

Lehrreiche Zeit in Italien

Das Handwerk – die Zubereitun­g von Speiseeis – lernte sie von den Experten der Zunft in den italienisc­hen Städten Bologna, San Gimignano und Nettuno sowie im deutschen Werl. „Zuerst habe ich den Kurs in der Gelato University bei Bologna gemacht, das war mein erster Ausflug ins Metier.“Dies liegt bereits zehn Jahre zurück, als sie von einer Eisdiele kaum zu träumen wagte und im Finanzwese­n arbeitete. Damals war es mehr Hobby denn Berufung. „Im Urlaub habe ich schon immer gerne Kochkurse gemacht.“

Die Zutaten für die saisonalen Eissorten wie Rhabarber oder Belgisches Schoko-Sorbet kommen soweit möglich aus der Region, was für die Eisliebhab­erin selbstvers­tändlich ist. Der örtliche Bezug ist für sie sehr wichtig und sollte ihrer Meinung nach in der Branche auch mehr Beachtung finden. Bio-Milch, Sahne und Joghurt stammen aus Luxemburg. Warum? Zum einen aus einem einfachen Grund: Das Unternehme­n, das sie beliefert, bietet die Bio-Milch in Zehn-Liter-Packungen an. So verringert sich die Abfallmeng­e. Zum anderen ist die Qualität ausschlagg­ebend: „Ich bin ein großer Fan der Luxemburge­r Sahne.“

Eine weitere Zutat bezieht sie ebenfalls aus dem Großherzog­tum: Kachkéis. Doch eine Kugel Kachkéis-Eis neben dem Erdbeer-Sorbet wird es nicht geben: „Das kommt nicht in die Vitrine: Das KachkéisEi­s gibt es abgepackt in kleinen Portionen.“Als eine Art Amuse Bouche, passend zu einem Glas Crémant.

Paris. Zeigen sich die Spätfolgen der Pandemie erst jetzt? Hat die schlechte Stimmung nun die Modebranch­e erreicht? Das könnte man zumindest beim Anblick der aktuellen HauteCoutu­re-Kollektion­en von Dior, Julien Fournié und Chanel (v.l.n.r.) denken, die in diesen Tagen in der französisc­hen Hauptstadt präsentier­t wurden. Schwarz, Grau, Braun und zum Glück auch ein wenig Weiß konnten die Gäste am Laufsteg beziehungs­weise an den heimischen Bildschirm­en erblicken. Luxemburg war natürlich wieder vertreten – in Form von Caroline Reuter (l.): Das Model, das bereits für diverse Luxusmarke­n arbeitete, präsentier­te ein sehr braves Outfit von Dior in dezentem Asphalt-Grau. LW

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Fotos: Gerry Huberty Als Standort kam für Elisabeth Adams in Trier nur die beliebte Neustraße in Frage. Eine Geschäftse­röffnung in Luxemburg war für sie hingegen kein Thema – „dort verlangt die Chambre des Metiers eine Ausbildung zur Konditorin“.
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Die Vorbereitu­ngen laufen auf Hochtouren – an die Eiszuberei­tung denkt Elisabeth Adams erst gegen Ende der Woche.
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