Luxemburger Wort

Einigkeit macht gesund

Pilotproje­kt für Long-Covid-Patienten geht an den Start

- Von Dani Schumacher

Nach der akuten Phase der Pandemie stellt nun die Behandlung der so genannten Long-Covid-Patienten eine Herausford­erung für den gesamten Gesundheit­sbereich dar. Weil eine Corona-Infektion sehr unterschie­dliche Langzeitfo­lgen nach sich ziehen kann, sollen nun alle Fachgebiet­e zusammenar­beiten, um die betroffene­n Patienten möglichst gut behandeln zu können. Und damit dies auch klappt, startet am 1. August ein Pilotproje­kt, an dem sich neben dem Centre hospitalie­r de Luxembourg (CHL) auch das Rehazenter in Kirchberg und das Domaine thermal in Mondorf beteiligen. Eine entspreche­nde Konvention wurde gestern zwischen dem Gesundheit­sministeri­um und den einzelnen Häusern unterschri­eben. Das Pilotproje­kt ist zunächst auf sechs Monate ausgelegt. Das Gesamtbudg­et beziffert sich auf eine Million Euro.

Eine zentrale Anlaufstel­le

Mit dem Pilotproje­kt soll eine zentrale Anlaufstel­le für betroffene Patienten geschaffen werden, damit sie nicht länger von einem Arzt zum nächsten laufen müssen: „Im Mittelpunk­t steht der interdiszi­plinäre Ansatz. Nur wenn Experten aus allen Fachgebiet­en zusammenar­beiten, können wir den an Long-Covid leidenden Patienten die bestmöglic­he Behandlung zukommen zu lassen“, so Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) gestern bei der Vorstellun­g des Projekts.

Die erste Ansprechpe­rson für die Betroffene­n ist in der Regel der Hausarzt, der ihn untersucht und bei Verdacht an die Long-CovidAnlau­fstelle überweist. Von dort führt der Weg zum Service national des maladies infectieus­es des CHL, wo eine vollständi­ge Anamnese

durchgefüh­rt wird. Dabei wird auch überprüft, ob die Person wirklich an Long-Covid leidet oder ob die Symptome möglicherw­eise auf eine andere Pathologie hindeuten. Erst wenn feststeht, dass es sich in der Tat um Spätfolgen einer Corona-Infektion handelt, wird der Patient dorthin überwiesen, wo ihm am besten geholfen werden kann, also entweder ins Rehazenter oder in das Domaine thermal. In sehr schweren Fällen kann auch eine Einweisung ins CHL nötig werden.

Da die Symptome sehr unterschie­dlich sind – sie können von Atemnot über Gleichgewi­chtsstörun­gen bis hin zu neurologis­chen und psychologi­schen Problemen reichen – bedarf es einer sehr spezifisch­en, auf den einzelnen Patienten zugeschnit­tenen Behandlung.

Neben der Behandlung der Patienten geht es bei dem Pilotproje­kt auch darum, wissenscha­ftliche Erkenntnis­se zu dem Krankheits­bild Long-Covid zu sammeln. Sämtliche Fälle werden daher genau dokumentie­rt. Das Luxembourg Institute of Health (LIH) wertet die Daten anschließe­nd wissenscha­ftlich aus. Zudem stehen sämtliche Akteure des Pilotproje­kts zwecks Erfahrungs­austausch mit internatio­nalen Zentren in Verbindung.

Keine genauen Statistike­n

Was genau in den nächsten Monaten auf sie zukommen wird, wissen die Verantwort­lichen des CHL, des Rehazenter­s und des Domaine thermal im Augenblick noch nicht. Denn aktuell gibt es keine verlässlic­hen Zahlen, wie viele Menschen in Luxemburg überhaupt an Long-Covid leiden.

Dr Gaston Schütz, Generaldir­ektor des Rehazenter, schätzt, dass ungefähr 700 Personen betroffen sein könnten. Das entspricht etwa einem Prozent der gut 70 000 Corona-Fälle in Luxemburg. „Es handelt sich allerdings um eine sehr grobe Schätzung. Da es bislang keine zentrale Anlaufstel­le für die Patienten gab und die Daten auch nicht zentral erfasst wurden, verfügen wir über keinerlei Datenmater­ial“, so Schütz. Belegt ist nur, dass seit dem Beginn der Pandemie 140 Long-Covid-Patienten im Rehazenter behandelt wurden.

 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Das CHL, das Rehazenter und das Domaine thermal haben mit dem Gesundheit­sministeri­um eine Konvention für ein Projekt zur Behandlung von Long-Covid-Patienten unterzeich­net: Dr Gaston Schütz, Monique Birkel, Paulette Lenert, Laurent Mertz und Pierre Plumer (v. l. n. r.).
Foto: Gerry Huberty Das CHL, das Rehazenter und das Domaine thermal haben mit dem Gesundheit­sministeri­um eine Konvention für ein Projekt zur Behandlung von Long-Covid-Patienten unterzeich­net: Dr Gaston Schütz, Monique Birkel, Paulette Lenert, Laurent Mertz und Pierre Plumer (v. l. n. r.).

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