Die Lehren aus der Krise
Solidaritätsfonds der Croix-Rouge zahlt im Coronajahr 2020 54 Prozent mehr Hilfsgelder aus
Luxemburg. Die Coronakrise hat das luxemburgische Gesundheitssystem an seine Grenzen gebracht. Das Jahr 2020 war auch für das Luxemburger Rote Kreuz „eine spezielle Zeit“, erklärte der Generaldirektor Michel Simonis bei der Vorstellung des Aktivitätenberichts für das Coronajahr. „Das haben wir in unserer rezenten Geschichte noch nie erlebt.“
Einen Punkt stellte der Generaldirektor klar: „Die Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen waren, konnten auf unsere Hilfe zählen.“Am Anfang war dies nicht sicher. „Wir erinnern uns an die katastrophalen Bilder, die uns aus italienischen Krankenhäusern erreichten“, so Simonis. Das gleiche drohte auch luxemburgischen Gesundheitseinrichtungen. „Das Szenario war nicht unrealistisch.“
Auf die Pandemie war niemand richtig vorbereitet, auch das Rote Kreuz nicht. Im Frühjahr 2020 musste sich die Organisation von heute auf morgen neu aufstellen. „Wir haben uns spontan sehr stark digitalisieren müssen“, so der Generaldirektor. So konnte ein Teil der Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten und die Dienste weiterhin anbieten.
Doch diese Möglichkeit hatten nicht alle. Der Generaldirektor zeigt sich stolz auf seine Mitarbeiter, die bereit waren, sich trotz des Risikos einer Erkrankung in das Auto zu setzen und zu den Menschen zu fahren. „Sie hätten auch sich selbst schützen können.“
Als positiv hob Simonis auch die Solidarität aus dem Ausland hervor. Ein Teil der Mitarbeiter lebt nicht in Luxemburg. „Trotz Einschränkungen konnten wir unsere Arbeit weiterhin verrichten“, so Simonis.
Die Arbeit der Rotkreuzhelfer war auch dringend notwendig. Sie halfen, dass „auch die kleinste Organisation“über genügend Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel
verfügte. „Um die Krankenhäuser zu entlasten, haben wir in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Rehacenter in Colpach geschlossen, um am darauffolgenden Morgen ein Coronapflegezentrum zu öffnen.“
Pflegezentrum in Colpach
Im Extremfall wäre Platz für bis zu 60 Patienten gewesen, doch so weit ist es nicht gekommen. Mittlerweile funktioniert das Zentrum wieder als Rehazentrum. „Colpach ist gut aufgestellt, um Patienten aufzunehmen, die unter Spätfolgen von einer Coronaerkrankung leiden.“
Die sanitäre Krise hatte auch soziale Auswirkungen. „Besonders die Menschen, die am Rand der Gesellschaft
leben, haben am stärksten unter den Folgen der Krise gelitten“, sagte Generaldirektor Michel Simonis.
Nadine Conrardy, Koordinatorin der Abteilung Aides sociales, erinnerte an die Hamsterkäufe zu Beginn der Pandemie, die es auch in den Sozialläden gab. Später, als Homeschooling Pflicht wurde, sei auch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln gestiegen. „Die Kinder gingen ja nicht mehr in die Schulkantine.“
Durch die Krise sind auch Menschen in finanzielle Not geraten, die zuvor gut über die Runden gekommen sind. Dazu gehören Studenten, die mit Jobs in der Gastronomie ihre Miete finanzieren, aber auch Leute, die in Kurzarbeit treten mussten und nur noch 80 Prozent ihres Gehaltes erhielten. Der Fonds de Solidarité wurde im Coronajahr verstärkt gebraucht. Die ausbezahlten Hilfen sind um 54 Prozent gestiegen, wusste Conrardy zu berichten.
„Wir haben in der Krise viel erreicht“, schlussfolgerte Simonis. „Die Bestpractice aus der Pandemie wollen wir auch in Zukunft für die Gesundheitssysteme nutzen.“Das Gesundheitssystem solle als Ganzes betrachtet werden und die enge Zusammenarbeit unter den einzelnen Akteuren Fortbestand haben. „Es war schön zu sehen wie alle zusammengearbeitet haben“, so der Generaldirektor der CroixRouge. „Sie haben eine immense Arbeit geleistet.“