Impfung als Ausweg aus der Pandemie
Im Herbst könnte eine dritte Injektion nötig sein, um gegen neue Varianten geschützt zu sein
Luxemburg. Über 200 Neu-Infizierungen mit dem Corona-Virus wurden gestern bestätigt. So viele hatte es zuletzt im April gegeben. Die Wichtigkeit der Impfungen wird demnach umso deutlicher. Denn die einzige Möglichkeit, der Corona-Pandemie ein Ende zu setzen, ist, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung impfen lässt. Dieser Auffassung ist Dr. Thérèse Staub, die Präsidentin des Conseil supérieur des maladies infectieuses in Luxemburg.
Um eine Herdenimmunität zu erreichen, sei jedoch eine Impfung von 70 Prozent der Bevölkerung kaum ausreichend, sagt die Medizinerin im LW-Interview. „Ich denke, 70 Prozent sind ziemlich optimistisch“, so die Expertin. Eher müssten 80 Prozent der Bevölkerung geimpft werden, manche Experten würden gar von 90 Prozent sprechen.
Auch junge Menschen impfen
Wichtig sei es zudem, dass auch junge Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren geimpft werden. Während der dritten Welle hätten Jugendliche und Kinder nämlich rund 20 Prozent der Infizierten ausgemacht. „Wenn nur Erwachsene geimpft werden, das Virus jedoch bei den jungen Menschen weiterhin stark zirkuliert, kann die Pandemie nicht eingedämmt werden“, erklärt Dr. Thérèse Staub.
Eine Impfung von Kindern unter zwölf Jahren stehe jedoch vor Herbst nicht an der Tagesordnung.
Zwar würden derzeit entsprechende Studien laufen, konkrete Daten fehlen aber noch.
Dennoch könnte die Impfkampagne demnächst eine weitere Wendung nehmen. Es stellt sich nämlich die Frage nach einer dritten Injektion. Für verschiedene Personen sei diese ohnehin notwendig. Dr. Thérèse Staub führt hier Menschen mit eingeschränkter Immunität auf, aber auch Patienten, die aufgrund einer Transplantation auf Medikamente angewiesen sind, die eine Immunsuppression mit sich bringen. Im Ausland werde diesen Personen denn auch eine dritte Impfung verabreicht. Empfohlen habe man diese auch für Chemotherapie-Patienten.
Für die breite Bevölkerung sei derzeit noch keine dritte Impfung vorgesehen. Das könnte sich aber bald ändern. „Wir werden wahrscheinlich im Herbst eine dritte Dosis benötigen, dies vor allem aufgrund der neuen Virus-Varianten“, so die Medizinerin. Man bereite sich auf jeden Fall bereits auf das Verabreichen einer dritten Dosis vor und müsse auch bedenken, dass die Impfstoffe stets weiterentwickelt und den Varianten angepasst werden.
Dass sich die Virus-Varianten auch in Luxemburg breitmachen, ist belegt. Die Delta-Variante hat im Großherzogtum zuletzt über 60 Prozent der Fälle ausgemacht. Es stelle sich demnach lediglich die Frage, ab wann es nur noch Infizierungen mit der Delta-Variante gebe. „Ich denke, das wird schon eine Weile vor dem Herbst der Fall sein“, sagt Dr. Thérèse Staub.
Schutz vor schwerem Verlauf
Wie die Medizinerin weiter betont, schütze die Impfung zwar nicht zu 100 Prozent vor einer Infizierung, sie könne schweren Krankheitsverläufen aber vorbeugen. Manchmal benötige es allerdings bis zu einem Monat nach der zweiten Impfung, um einen guten Schutz zu entwickeln.
Um einen bestmöglichen Schutz zu garantieren, spricht sich Dr. Thérèse Staub zudem für Kreuzimpfungen aus, bei denen Personen, denen zunächst der AstraZeneca-Impfstoff verabreicht wurde, bei der zweiten Impfung ein mRNA-Vakzin gespritzt wird.
Das komplette Video-Interview ist auf der Wort-Webseite einsehbar. SH/SiL/DN/ctof