Wo der Frieden blüht
Wie aus einer deutsch-französischen Kriegsstätte ein Umwelt- und Klimaprojekt wird
Aus einem der blutigsten Schlachtfelder der „Grande Guerre“ein gemeinsames deutsch-französisches Kultur- und Naturgut zu schaffen, ist das Anliegen des Comité du Monument National du Hartmannswillerkopf. Dieser in fast 1000 Metern Höhe gelegene Erinnerungsort in der Nähe der elsässischen Stadt Colmar wurde vor hundert Jahren zu einem Nationalmonument Frankreichs, heute empfängt er nicht nur Besucher aller Altersklassen sondern bildet auch einen Lebensraum für seltene Fauna und Flora.
Dass Gedenkstätten in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg nichts statisches sind und sich sogar neu erfinden können, zeigt ein Blick auf das Jahresprogramm am südvogesischen Hartmannswillerkopf, wo neben der Ausstellung „Qu’on le classe 1921-2021: Centenaire du classement du Hartmannswillerkopf au titre des monuments historiques“auch immersive Workshops in archäologischen Schützengräben sowie ein Ultratrail „The History Ultra“angeboten werden.
„Unser ‘parc mémorial’ hat sich in den vergangenen Jahren stets weiterentwickelt: die Gedenkstätte ist ein Monument der Erinnerung, ein Ort, an dem Geschichte erlebbar ist, eine militärische Anlage, ein Kleinod, das die deutschfranzösische Freundschaft greifbar macht, eine einzigartige Kultur- und Naturlandschaft“: Der Wandel des Hartmannswillerkopf kennt Jean Klinkert, Präsident der Gedenkstätte, sehr gut, denn sowohl sein Urgroßvater als auch sein Großvater haben einst auf dem gebirgigen Gelände am „Berg des Todes“unter deutscher Flagge gekämpft. Damals gehörte das Elsass zu Deutschland, nicht weniger als 300 000 Elsässer und Moselaner wurden von den deutschen Truppen zwangsrekrutiert. „Mein Urgroßvater wurde 1915 im Alter von 43 Jahren in die deutsche Armee inkorporiert und starb 1918 als deutscher Soldat“, unterstreicht Jean Klinkert, der von den fünf Schlachten erzählt, die zwischen Dezember 1914 und Januar 1916 auf dem Hartmannswillerkopf ausgetragen wurden und in denen mehr als 30 000 Soldaten ihr Leben gelassen haben.
Schlittenhunde aus Kanada
„Anders als in Verdun lagen die Schützengräben hier sehr dicht beieinander. Somit standen sich französische und deutsche Soldaten in einer Entfernung von nur 20 bis 25 Metern gegenüber“, erzählt der Präsident der Gedenkstätte. Bedingt durch die topographische Lage in den Südvogesen kam hier weniger Artillerie zum Einsatz. „Der industrielle Krieg begann erst in Verdun“, so Jean Klinkert, der auf die Besonderheiten der Bergkuppe hinweist. Bereits das korrekte Aussprechen des Namens Hartmannswillerkopf stellte für so manchen französischen Soldaten eine echte Herausforderung dar. Deshalb wird sich zwischen den beiden Weltkriegen der Name „Vieil Armand“einbürgern. Der an der „Route des Crêtes“gelegene Hartmannswillerkopf verlangte von den Truppen Einsätze unter erschwerten klimatischen Bedingungen – insbesondere während der Stellungskriege im Winter. „Auf französischer Seite bezogen alpine Jäger, die sogenannten ‘blauen Teufel’, Quartier, während auf deutscher Seite Kontingente aus Schwarzwald und Bayern erfolglos kämpften.“
Auf der 957 Meter hohen Bergkuppe wurden 700 Schlittenhunde eingesetzt, die eigens aus Kanada dorthin gebracht worden sind. Auf
Die Gedenkstätte ist ein Monument der Erinnerung, ein Ort, an dem Geschichte erlebbar ist, eine militärische Anlage, ein Kleinod, das die deutschfranzösische Freundschaft greifbar macht, eine einzigartige Kulturund Naturlandschaft. Jean Klinkert, Präsident des Comité du Monument National du Hartmannswillerkopf
dem Hartmannswillerkopf haben sie Schlitten mit Verwundeten und Toten gezogen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese Schlittenhunde von der elsässischen Bevölkerung angenommen.
Dass die Schützengräben, ein Netzwerk von insgesamt 90 Kilometern, bis heute in einem guten Zustand geblieben sind, liegt daran, dass der Hartmannswillerkopf während des späteren Zweiten Weltkrieges nicht zerstört wurde. „Zum einen benutzte die Wehrmacht das Gelände als Übungsplatz, zum anderen gingen die Nazis eher respektvoll mit dem Hartmannswillerkopf um, der als erstes Schlachtfeld Frankreichs 1921 als Nationalmonument klassiert worden war. In der Krypta liegen nämlich sowohl französische als auch deutsche Soldaten“, erklärt Jean Klinkert und verweist auf eine Liste mit 17 300 Soldaten französischer wie deutscher Herkunft, die alle identifiziert wer
Der Hartmannswillerkopf liegt fast tausend Meter über dem Meeresspiegel, ein Kriegsschauplatz, der heute eine Naturoase geworden ist. den konnten. Am Fuße des Hartmannswillerkopf unterhält der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen Soldatenfriedhof mit 6 000 Gräbern deutscher Soldaten, die namentlich aufgelistet sind. Der Volksbund unterstützt auch finanziell die französisch-deutsche Gedenkstätte, in die 7,5 Millionen Euros zur Restaurierung mit Bau eines deutsch-französischen Museums geflossen sind. Am 11. November 2017 haben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dieses „Historial“eingeweiht.
Kornblume und Fledermäuse
Als „unterirdische Kathedrale“bezeichnet der Präsident des Comité du Monument National du Hartmannswillerkopf die ökumenische Krypta, in der ein katholischer, ein protestantischer