Mahnmal für die in Auschwitz ermordete Mutter
In ihrem autobiografischen Buch „Je voudrais que son nom apparaisse partout“zeichnet Marion Deichmann das Schicksal ihrer Mutter Alice nach, die am 16. Juli 1942 in der Pariser Wohnung der Familie verhaftet und deportiert wurde. An diesem und dem folgenden Tag ließ das Vichy-Regime unter Pierre Laval bei der „Rafle du
Vel d'Hiv“13 000 ausländische und staatenlose Juden festnehmen und internieren. Familien mit Kindern kamen ins Wintervelodrom in der Nähe des
Eiffelturms, Verhaftete ohne Kinder – wie Alice Deichmann – nach Drancy, zehn Kilometer nördlich von Paris. Von der Massenverhaftung versprachen sich die französischen Kollaborateure in Vichy Privilegien von der Besatzungsmacht.
Weder im Vel d'Hiv noch in Drancy hatte das Regime ausreichende Vorkehrung für die Versorgung der Häftlinge getroffen, sodass sie bei brütender Hitze in enge Räume gepfercht wurden und auf Matratzen oder dem nackten Boden schlafen mussten. Am 29. Juli wird Alice Deichmann mit 1 000 Mithäftlingen zum Bahnhof Bourget gebracht, wo alle in einen Güterzug nach Osten einsteigen müssen. Die Fahrt endet in Auschwitz. Als Erwachsene hat Marion Deichmann Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass ihre Mutter noch am Tag der Ankunft in den Gaskammern umgebracht wurde, zusammen mit mehr als 200 anderen Frauen des Transportzugs. Marion, ihre Großmutter Bertha und ihr Onkel Paul überlebten den Holocaust – und fingen nach dem Krieg in New York ein neues Leben an. Ihrer Mutter hat Marion Deichmann mit dem Buch ein literarisches Mahnmal gesetzt.
Marion Deichmann: Je voudrais que son nom apparaisse partout. Editions L'Harmattan, 2016. 18 Euro. Auch in deutscher und englischer Übersetzung erhältlich.