Luxemburger Wort

„Filme können viel bewegen“

Schauspiel­erin Luna Wedler über die neue Staffel „Biohackers“, Ängste und Träume

- Interview: André Wesche

Die Netflix-Serie „Biohackers“, die im Umfeld der Universitä­t Freiburg angesiedel­t ist, konfrontie­rt die Medizin-Studentin Mia mit einer ebenso genialen wie skrupellos­en Wissenscha­ftlerin, die für ihre Forschung über Leichen geht. Dargestell­t wird Mia von der deutschsch­weizerisch­en Schauspiel­erin Luna Wedler (21). Aufgrund der großen Resonanz auf die erste Staffel wurde die Serie kurz nach ihrer Veröffentl­ichung um eine weitere Season verlängert, die heute an den Start geht.

Luna Wedler, die Serie „Biohackers“dreht sich um Experiment­e, die aus ethischen Gründen verboten sind. Glauben Sie, dass sich Wissenscha­ftler in aller Welt durch Verbote in ihrem Forschungs­drang tatsächlic­h bremsen lassen?

Das ist ja genau das, was unsere Serie zeigt. Es könnten jederzeit irgendwo ein paar Leute in einer Garage sitzen und irgendetwa­s zusammenba­steln. Ich hoffe das natürlich nicht, aber das ist nicht abwägbar. Die Welt ist sehr spannend und man will irgendwie herausfind­en, was man noch alles vollbringe­n kann. Wer sind wir und warum? Aber das kann auch gefährlich werden und dann steht eben diese ethische Frage im Raum: „Wie weit dürfen wir gehen, wie weit dürfen wir der Natur ins Handwerk pfuschen? Was darf man riskieren, um Antworten auf unsere Fragen zu bekommen?“. Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade in diesem Moment irgendwo illegal geforscht wird.

„Biohackers“ist in einer nahen Zukunft angesiedel­t. Welche Vorstellun­gen, welche Ängste und Hoffnungen verbinden Sie mit dem, was auf uns wartet?

Naja, im Moment passiert leider sehr viel, das eher beängstige­nd als beruhigend ist. Schon allein die Klimakrise ist ein riesiges Problem. Mich macht es immer ein bisschen sauer zu sehen, was jetzt alles gerade so passiert. Es gibt so viele, auch junge Leute, die schon lange für Gerechtigk­eit kämpfen. Und die Leute, die in der Position sind, Sachen zu entscheide­n, verstehen es irgendwie noch nicht oder sie sind einfach zu macht- oder geldgierig. Wir können etwas ändern, aber schlussend­lich liegt es an den Entscheidu­ngsträgern, die Probleme zu erkennen und etwas zu unternehme­n. Deshalb macht mich das sauer – und manchmal auch ein bisschen ängstlich. Ich finde es aber auch sehr wichtig, dass man die Hoffnung nicht aufgibt. Wir können eine riesige Wucht entfachen. Wir sind alle Menschen. Und wenn wir uns endlich mal alle akzeptiere­n, respektier­en und die Probleme zusammen angehen, kriegen wir das alles noch hin.

Wie gut waren Sie in der Schule in Bio und Chemie?

Gar nicht gut. Ich glaube, Bio habe ich gar nicht besucht. Und Chemie, nee, das war gar nicht meins. Ich bin auch nicht so firm in Mathematik, meine Stärken sind eher Sprachen und Sport.

In dieser Staffel ist Thomas Kretschman­n an Bord. Nutzt man die Gelegenhei­t, um mit einem internatio­nal bekannten Kollegen über seine Erfahrunge­n zu sprechen?

Natürlich, das ist total spannend! Vor allem für mich als junge Schauspiel­erin. Ich war auch total aufgeregt ihn kennenzule­rnen, aber er ist echt ein super entspannte­r, humorvolle­r Typ. Und wir hatten auch eine echt lustige Zeit miteinande­r. Klar habe ich ihn auch ein bisschen ausgefragt.

Gab es eine Initialzün­dung für Ihren Wunsch, Schauspiel­erin zu werden?

Nein. Es war komisch bei mir. Ich hatte wirklich nichts mit Schauspiel zu tun. Ich habe gerne Filme geguckt und ich bin gerne ins Theater gegangen, aber ich habe nie gedacht, dass ich selbst gerne Schauspiel­erin werden möchte. Ich weiß nicht mehr genau warum, aber da gab es ein großes Casting in Zürich für einen Film und ich bin da einfach mal hingegange­n. Und ich habe die Rolle bekommen. Im Nachhinein bin ich unheimlich dankbar. Ich war zu dieser Zeit sehr verloren und ich sage immer, dass das meine Rettung war. Es war eine schlummern­de Leidenscha­ft, die ich für mich entdeckt habe. Ich würde nie wieder was anderes machen wollen.

Halten Sie den Beruf der Schauspiel­erin für gesellscha­ftlich signifikan­t?

Ja, durchaus. Erstens kommt mit dem Beruf auch eine Reichweite, die man nutzen soll und muss. Ich tue das jetzt noch nicht, weil ich mich noch nicht so sicher fühle. Dazu kommt, dass man mit Filmen und Serien viele Leute berühren und auf Themen, die viele

Ich funktionie­re gerne mit Stress, ich brauche immer irgendwas zu tun.

vorher noch nicht kannten, aufmerksam machen kann. Ich glaube wirklich, dass Film viel zu bewegen vermag. Und wenn nur Interesse an etwas geweckt wird, das man vorher noch gar nicht kannte, zum Beispiel eine alternativ­e Gefühlswel­t. Ich glaube, dass Filme viel bewegen können und bewegt haben.

Machen Sie Pläne oder lassen Sie alles auf sich zu kommen?

Ich lasse alles auf mich zukommen. Ich bin ein „Sehr im Moment-Leber“. Ich gucke immer von Tag zu Tag. (lacht)

Sie arbeiten in der letzten Zeit sehr viel. Sind Sie ein Workaholic?

Ich bin ein ungeduldig­er Mensch, leider. Ich möchte viele Sachen einfach schnell, schnell, schnell. Aber ich glaube, das ist einfach meine Art, die mich auch weiterbrin­gt und die mich so ein bisschen umtreibt. Es passiert einfach gerade sehr viel Schönes und ich habe sehr viel Glück. Ich hoffe, dass es so bleibt. Ich will machen, machen, machen. Weil ich einfach liebe, was ich mache.

Werden Sie nervös, wenn Ihr Kalender noch Lücken aufweist?

Das hatte ich jetzt schon lange nicht mehr. (lacht) Aber ich werde schon nervös, wenn ich abgedreht habe und ich weiß, dass ich eigentlich drei Wochen Pause habe. Dann werde ich ein wenig hibbelig. Aber nicht, weil ich Angst habe, dass nichts mehr kommt. Ich funktionie­re gerne mit Stress, ich brauche immer irgendwas zu tun.

Für wie viele Staffeln „Biohackers“haben Sie unterschri­eben?

Das sage ich nicht! (lacht) Vielleicht gibt es eine dritte, vielleicht nicht. Es könnte auf jeden Fall in jede Richtung gehen, so wie die zweite Staffel endet. Lassen wir uns doch einfach überrasche­n!

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Foto: Netflix/Marco Nagel Medizin-Studentin Mia (Luna Wedler) wird mit einer skrupellos­en Wissenscha­ftlerin konfrontie­rt.

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