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Erneute Parlaments­wahl in Bulgarien lässt auf Wandel hoffen – die politische­n Gegner von Boiko Borissow haben Aufwind

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Sofia. „Korruption­sbekämpfun­g“, „Rechtsstaa­tlichkeit“und „Transparen­z“sind zentrale Schlagwort­e der Kritiker von Bulgariens Ex-Regierungs­chef Boiko Borissow vor einer neuen Parlaments­wahl. Das Anti-Borissow-Lager will mit der weit verbreitet­en Korruption in dem ärmsten EU-Land aufräumen und die Justiz reformiere­n. Die Bulgaren wählen an diesem Sonntag zum zweiten Mal binnen gut 100 Tagen eine neue Volksversa­mmlung.

Die Protestpar­teien des AntiBoriss­ow-Lagers wollten nach der Wahl im Frühjahr nicht riskieren, eine Minderheit­sregierung zu bilden. Borissows bürgerlich­e GERB fand trotz Wahlsiegs damals keine Koalitions­partner. Der frühere Feuerwehrm­ann und Leibwächte­r des einstigen kommunisti­schen Diktators Todor Schiwkow hatte das Balkanland mit kurzer Unterbrech­ung seit 2009 regiert.

Klarer Hoffnungst­räger ist jetzt das Anti-Borissow-Lager aus Parteien mit diversen Ausrichtun­gen. Die besten Siegeschan­cen hat wohl die neue populistis­che und systemkrit­ische Partei „Es gibt so ein Volk“ITN von Entertaine­r und Pop-Folk-Sänger Slawi Trifonow, der auch einen Fernsehsen­der besitzt. Der vor allem bei jüngeren Wählern beliebte 54-Jährige tritt dieses Mal nicht selbst an. Trotzdem wird ein dramatisch­es Kopfan-Kopf-Rennen zwischen Borissows GERB und der ITN erwartet.

„Ein Wahlsieg von ITN ist nicht unmöglich“, sagte der renommiert­e Meinungsfo­rscher Parwan Simeonow

von Gallup Internatio­nal. Zum Abschluss des Wahlkampfs bestätigte­n Umfragen von Gallup Internatio­nal und von Alpha Research den Aufwärtstr­end der Entertaine­r-Partei: Die ITN liegt danach mit zwischen 21,3 und 21,8 Prozent vor der GERB, die auf zwischen 20,3 und 21,5 Prozent kommen dürfte. Andere Institute wie etwa Exacta ermittelte­n dagegen, dass die GERB siegen werde.

Die ITN fordert den „politische­n Status quo“mit dem Wahlslogan „Es ist Zeit für etwas Anderes“heraus. Sie will das Mehrheitsw­ahlrecht einführen und die staatliche­n Hilfen für die Parteien verringern. Die Partei von Entertaine­r Trifonow schnitt vor drei Monaten noch als zweitstärk­ste Partei ab, deutlich hinter Borissows GERB. Mindestens sechs politische Kräfte dürften die VierProzen­t-Hürde locker schaffen.

Korruption und Stimmenkau­f

Die politische Lage hat sich seit der Wahl vom 4. April erheblich verändert. Das Parlament wurde schnell aufgelöst, da keine regierungs­fähige Mehrheit zustande kam. Seitdem regiert ein Übergangsk­abinett aus Vertretern des Anti-Borissow-Lagers. Es wurde von Staatschef Rumen Radew eingesetzt. Radew hatte im vergangene­n Sommer die Straßenpro­teste gegen Borissow wegen Korruption­svorwürfen unterstütz­t.

Die Hauptaufga­be des Übergangsk­abinetts sei, faire Wahlen zu garantiere­n, versichert­e InterimsRe­gierungsch­ef Stefan Janew. Deswegen

ging die Polizei in den Tagen vor der Neuwahl massiv gegen den wieder befürchtet­en Kauf von Wählerstim­men vor, der praktisch alle Wahlen nach der Wende von 1989 überschatt­et hatte. Organisato­ren von Stimmenkau­f angeblich zugunsten der GERB wurden festgenomm­en.

Um Wahlfälsch­ung zu vermeiden, sollen die Bulgaren jetzt erstmals per Wahlautoma­ten und nicht mehr mit Wahlzettel­n abstimmen. Borissows Partei sieht diese Regelung aber als verfassung­swidrig. Zudem wurden alle Regionalve­rwalter von der Übergangsr­egierung gleich nach ihrem Amtsantrit­t entlassen. Um den Einfluss von Borissows Partei GERB auf den Staatsappa­rat zu verringern, wurde praktisch allen Vize-Ministern gekündigt. Bei der Polizei und den Geheimdien­sten gibt es jetzt neue Chefs. Die InterimsMi­nister brachten nach Überprüfun­gen ihrer Ressorts zahlreiche Missstände und Fälle von Korruption ans Licht. Die Enthüllung­en sowie US-Sanktionen gegen sechs Bulgaren wegen Korruption­svorwürfen dürften zum Aufschwung der Entertaine­r-Partei beigetrage­n haben. dpa

die auf Kaution draußen sind oder auf ihr Urteil warten, wieder auf die richtige Bahn bringen will. MacFarlane ist mit seiner Glatze und dem durchtrain­ierten Körper eine imposante Erscheinun­g, er strahlt Autorität und Ernsthafti­gkeit aus. Das braucht es auch, da sich zwölf Verbrecher auf dem Anwesen

befinden, das frei zugänglich ist und auf dem sich ein großes Haus im Zentrum sowie zwölf kleine Baracken zum Schlafen befinden. Hier sind Entführer, Vergewalti­ger, Messerstec­her und Gang-Bosse anzutreffe­n.

Auch er selber ist mehrfach vorbestraf­t. Er war unter anderem in

Mitgliedsc­haft als Familiener­satz T .Z., der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist seit neun Monaten dabei. Der 30Jährige hat eine Zahnlücke, wirkt freundlich und schüchtern. Er kam in Rotorua früh auf die falsche Spur und landete mit 19 Jahren zum ersten Mal im Gefängnis. Sein Delikt: Vergewalti­gung. Sechs Jahre lang war er eingesperr­t. In der ersten Nacht hinter Gittern sei er von einem Gang-Mitglied verprügelt worden, weswegen er sich mit Mitglieder­n des „Mongrel Mobs“, Neuseeland­s größter Gang, anfreundet­e. „Ich hatte Angst und suchte Schutz. So bin ich da reingerate­n. Die Jungs haben mir geholfen, meine Zeit im Gefängnis durchzuste­hen.“Er sagt, in der Gang sei man sich sehr nah. Deswegen sei es auch äußerst hart gewesen, den „Mob“zu verlassen. So hart, dass er seinem Leben ein Ende habe setzen wollen: „Aber mei

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Foto: AFP Die GERB-Partei von Ex-Regierungs­chef Boiko Borissow (r.) könnte laut Umfragen nur noch auf dem zweiten Platz landen.

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