Über Regenbögen und Menschenrechte bei der EM
Zum Umgang des europäischen Dachverbands UEFA mit politischen Botschaften auf dem Fußball-Platz
An der Regenbogenfahne, die bereits 1525 zum ersten Mal aufgetaucht ist, hat sich bis vor kurzem niemand gestoßen. Bei der Europameisterschaft, die morgen enden wird, hat sie jedoch für reichlich Aufregung gesorgt. Die Union der europäischen Fußballverbände (UEFA) hat dabei ein nahezu groteskes Bild abgeliefert. Die Regenbogenflagge wurde plötzlich als politisches Instrument abgetan, ihr Tragen untersucht, das Erhellen eines Stadions in ihren Farben gar untersagt.
„Die UEFA kümmert sich um alle Facetten des europäischen Fußballs und fördert den Fußball im Geiste des Friedens, der Verständigung und des Fairplays, ohne Diskriminierung aufgrund der politischen Haltung, des Geschlechts, der Religion, der Rasse oder aus anderen Gründen. Sie schützt die Grundwerte des europäischen Fußballs, wirbt für ethische Standards ...“So steht es im ersten Abschnitt von „Was die UEFA macht“auf der Internetseite geschrieben. Das Bild, das die UEFA jedoch während der Europameisterschaft abgegeben hat, ist ein völlig anderes. In den Mittelpunkt gerückt ist dabei die Regenbogenfahne. Standen der Regenbogen und die Regenbogenfahne einst für „das Zeichen des Bundes“zwischen Mensch und Gott, steht sie heute für nicht mehr und nicht weniger als für Toleranz und Vielfalt. Die Flagge ist zum Ausdruck für Freiheit geworden; Ausdruck des Respekts der Menschenrechte.
Spätestens seit 1978 wird die Fahne auch als Symbol der Lesbenund Schwulenbewegung geführt. Die Farbe Rot steht dabei für das Leben, Orange für die Gesundheit, Gelb für das Sonnenlicht, Grün für die Natur, Türkis für die Kunst, Blau für die Harmonie und violett für den Geist.
Die (Nicht-)Politisierung der Regenbogenflagge
Als Zeichen für Toleranz und Offenheit wollte auch die Stadt München die bestbekannte Allianz-Arena am 23. Juni zum Spiel DeutschlandUngarn in den Regenbogenfarben erstrahlen lassen. Der Ausgang ist bekannt: Die UEFA hat dieses Farbenmeer untersagt, weil sie politische Neutralität in ihrem Sport bewahren möchte. Auch das Tragen der regenbogenfarbenen Kapitänsbinde von Deutschlands Nationaltorwart Manuel Neuer wurde einige Tage zuvor überprüft. Wer „Sportveranstaltungen für sportfremde Kundgebungen
benutzt“verstoße gegen die UEFA-Statuten. Sport soll tatsächlich nicht für Politik „missbraucht“werden; der FC Bayern sollte sich beispielsweise nicht plötzlich für einen höheren oder niedrigeren Spitzensteuersatz, oder der FC Schalke 04 für mehr oder weniger Freiheiten für die Fleischindustrie einsetzen (die Beispiele wurden rein zufällig ausgewählt); ja, Vereine sollen politisch neutral bleiben.
Toleranz und Respekt, sowie die Würde der Menschen haben jedoch überhaupt nichts mit Politik zu tun, sondern sollten als selbstverständlich angesehen werden. Wer diese allgemeingültigen Werte nicht vertritt und sich daher von Regenbogenfahnen und Regenbogenfarben provoziert fühlt, sollte einem gesellschaftlichen Gut wie dem Fußball ohnehin lieber fern bleiben. Rassismus, Homophobie und radikales Denken haben in Europas Stadien nämlich noch weitaus weniger verloren als politische Gedankenspiele. Dass die UEFA jedoch genau vor solchem Gedankengut zu kapitulieren scheint, ist eine Katastrophe.
Nun sag’ UEFA, wie hast du’s mit den Menschenrechten? Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Doch auch hier tun sich die Fußballverbände UEFA und FIFA zunehmend schwerer. Eine Weltmeisterschaft im Wüstenstaat Qatar zu organisieren, ist aus sportlicher Sicht kaum zu verstehen; aus gesellschaftlicher Sicht schlichtweg inakzeptabel. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung „Guardian“sollen beim Bau der Fußballtempel in Qatar, die für das Turnier im Winter 2022 errichtet werden, bereits mehr als 6 500 Menschen ihr Leben gelassen haben. Weiter an jenem Turnier festzuhalten ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschenrechtler, aber auch jeden Menschen mit einem gesunden Menschenverstand. An diesen wollen wir appellieren, denn auch wenn man wohl wenig bei den mächtigen Fußballverbänden ausrichten kann, ist es so, dass die „Roud Léiwen“am siebten September ein Heimspiel gegen die Auswahl des Qatars austragen werden. Hier muss die nationale Politik, das Thema Menschenrechte, beispielsweise die Arbeitsbedingungen aber auch die Rechte von Frauen und Homosexuellen klar thematisieren. Auch der luxemburgische Fußballverband selbst und jeder einzelne Nationalspieler ist gefordert, Farbe zu bekennen. Schließlich muss jeder Anhänger der luxemburgischen Nationalmannschaft und jeder Fan von Menschenrechten, an diesem siebten September klar „Flagge“bekennen.
Wie das Endspiel morgen ausgehen wird, steht noch offen, der große Verlierer steht mit der UEFA jedoch bereits längst fest. Es bleibt zu hoffen, dass der mittel- und langfristige Gewinner die Menschenrechte sein werden.
Toleranz und Respekt, sowie die Menschenwürde haben überhaupt nichts mit Politik zu tun, sondern sollten als selbstverständlich angesehen werden.
Claude Ries ist Linienrichter beim luxemburgischen Fußballverband FLF, Ben Streff ist Präsident der LSAP Osten
nicht gekühlt werden, ganz zu schweigen von einer sicheren Straßenbeleuchtung. Die Studie „Energiewende Afrika – Mehr Dynamik für Energieerzeugung, Resilienz und Wohlstand“, welche vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (Irena) erstellt wurde, analysiert die derzeitige Situation hinsichtlich der Versorgung mit elektrischer Energie in Afrika. Laut den Schätzungen der Irena wird sich die Nachfrage nach elektrischer Energie in der Subsahara bis zum Jahr 2030 verdreifachen.
Gemäß der Studie verfügen rund 550 Millionen Menschen – jeder zweite Bewohner, über keinen Zugang zur elektrischen Energie. Sie zeigt aber auch, dass es möglich ist, bis zum Jahr 2030 einen nachhaltigen und universellen Zugang zu elektrischer Energie in Afrika sicherzustellen.Die notwendigen umfassenden Anstrengungen für die Energiewende müssen jetzt geschaffen werden.
Was möglich ist – und was derzeit ist
Die Studie unterstreicht ebenfalls, dass Afrika das Potenzial besitzt, bereits in wenigen Jahren ausreichend elektrische Energie für alle Menschen zu liefern. Laut Irena beziffern sich die Kapazitäten für die Sonnenenergie auf 9 000 bis 11 000 Gigawatt, für die Wasserkraft auf mehr als 350 Gigawatt und für die Windenergie auf über 100 Gigawatt. Zusätzlich kann die geothermische Energie in den Ländern Ostafrikas genutzt werden – man schätzt das Vorkommen auf 15 Gigawatt. Leider sind erst fünf Gigawatt an Solaranlagen auf dem Kontinent mit den größten Solarressourcen der Welt installiert – weniger als ein Prozent der weltweit installierten Anlagen.
Marokko verfolgt sehr ambitionierte Ziele, soll doch durch das Solarkraftwerk Noor in Ouarzazate der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung auf 42 Prozent erhöht werden. Dieselben Anstrengungen werden unter anderem in Tunesien und Ägypten durchgeführt. Neben der Errichtung von großflächigen Solarkraftwerken werden durch den Bau von Wasserkraftwerken an den Flüssen und von Windenergieanlagen an den Küsten die gewaltigen Potenziale der erneuerbaren Energien genutzt.
Um die erneuerbaren Energien zu nutzen, bedarf es jedoch jährlicher Investitionen in Höhe von 70 Milliarden Dollar und so könnten die erneuerbaren Energien „bereits die Hälfte der elektrischen Energie“bis zum Jahr 2030 zur Verfügung stellen.
Damit die Energiewende in Afrika hin zu einer kohlenstoffarmen Energieversorgung gelingt, muss neben der Erzeugung der elektrischen Energie ebenfalls dafür gesorgt werden, dass „diese zu den Menschen kommt“. Wenn auch die Ballungszentren beliefert werden können, so türmen sich gewaltige Hürden für die Verteilung in den ländlichen Regionen auf.
Eine vielversprechende Lösung stellt das sogenannte „smart grid“– das dezentrale intelligente Netz – dar. Diese lokalen Versorgungsnetze, welche elektrische Energie aus Solarmodulen erzeugen, können je nach Größe einige Häuser bis hin zu ganzen Dorfgemeinschaften versorgen. Sie verfügen außerdem über lokale Speicher und garantieren so die unterbrechungsfreie Versorgung. Mittels dieser Netze steht genügend elektrische Energie für die Schulen, für die Beleuchtung der Häuser, für die Weiterbildung der Frauen, für die Ladung von Handys und für den Antrieb von Maschinen bereit.
Was bedeutet es, keinen Zugang zu elektrischer Energie zu haben? Nach dem Untergang der Sonne gibt es nur Licht von den schlecht funktionierenden Öllampen oder den wenigen Solarlampen.
Diese dezentralen Stromversorgungsanlagen erlauben den Menschen in den dünn besiedelten Gebieten, das Errichten von überregionalen Versorgungsnetzen zu überspringen. Durch die breite Nutzung der lokalen erneuerbaren Energie wird die CO2-arme Energiewende eingeläutet und die Lebensqualität der Menschen sehr stark erhöht – allen Menschen soll der effiziente und demokratische Zugang zur elektrischen Energie ermöglicht werden.
Wenn wir das Energieproblem in Afrika lösen, dann bietet sich die Chance, die Lebensbedingungen von Hunderten Millionen Menschen zu erhöhen. Durch den gesteigerten Wohlstand verbleiben die Jugendlichen in ihrer Heimat und begeben sich nicht auf den gefährlichen Migrationspfad. Wenn die geforderte Energiewende in Afrika gelingt, dann gehört der „dunkle Kontinent“der Vergangenheit.
Machen wir uns nichts vor: Wir werden die UN-Entwicklungsziele und die Pariser Klimaziele nur dann erreichen können, wenn auch Afrika in eine Zukunft mit sauberer, nachhaltiger Energie blicken kann.“