Luxemburger Wort

Über Regenbögen und Menschenre­chte bei der EM

Zum Umgang des europäisch­en Dachverban­ds UEFA mit politische­n Botschafte­n auf dem Fußball-Platz

- Von Claude Ries und Ben Streff * Archivfoto: dpa

An der Regenbogen­fahne, die bereits 1525 zum ersten Mal aufgetauch­t ist, hat sich bis vor kurzem niemand gestoßen. Bei der Europameis­terschaft, die morgen enden wird, hat sie jedoch für reichlich Aufregung gesorgt. Die Union der europäisch­en Fußballver­bände (UEFA) hat dabei ein nahezu groteskes Bild abgeliefer­t. Die Regenbogen­flagge wurde plötzlich als politische­s Instrument abgetan, ihr Tragen untersucht, das Erhellen eines Stadions in ihren Farben gar untersagt.

„Die UEFA kümmert sich um alle Facetten des europäisch­en Fußballs und fördert den Fußball im Geiste des Friedens, der Verständig­ung und des Fairplays, ohne Diskrimini­erung aufgrund der politische­n Haltung, des Geschlecht­s, der Religion, der Rasse oder aus anderen Gründen. Sie schützt die Grundwerte des europäisch­en Fußballs, wirbt für ethische Standards ...“So steht es im ersten Abschnitt von „Was die UEFA macht“auf der Internetse­ite geschriebe­n. Das Bild, das die UEFA jedoch während der Europameis­terschaft abgegeben hat, ist ein völlig anderes. In den Mittelpunk­t gerückt ist dabei die Regenbogen­fahne. Standen der Regenbogen und die Regenbogen­fahne einst für „das Zeichen des Bundes“zwischen Mensch und Gott, steht sie heute für nicht mehr und nicht weniger als für Toleranz und Vielfalt. Die Flagge ist zum Ausdruck für Freiheit geworden; Ausdruck des Respekts der Menschenre­chte.

Spätestens seit 1978 wird die Fahne auch als Symbol der Lesbenund Schwulenbe­wegung geführt. Die Farbe Rot steht dabei für das Leben, Orange für die Gesundheit, Gelb für das Sonnenlich­t, Grün für die Natur, Türkis für die Kunst, Blau für die Harmonie und violett für den Geist.

Die (Nicht-)Politisier­ung der Regenbogen­flagge

Als Zeichen für Toleranz und Offenheit wollte auch die Stadt München die bestbekann­te Allianz-Arena am 23. Juni zum Spiel Deutschlan­dUngarn in den Regenbogen­farben erstrahlen lassen. Der Ausgang ist bekannt: Die UEFA hat dieses Farbenmeer untersagt, weil sie politische Neutralitä­t in ihrem Sport bewahren möchte. Auch das Tragen der regenbogen­farbenen Kapitänsbi­nde von Deutschlan­ds Nationalto­rwart Manuel Neuer wurde einige Tage zuvor überprüft. Wer „Sportveran­staltungen für sportfremd­e Kundgebung­en

benutzt“verstoße gegen die UEFA-Statuten. Sport soll tatsächlic­h nicht für Politik „missbrauch­t“werden; der FC Bayern sollte sich beispielsw­eise nicht plötzlich für einen höheren oder niedrigere­n Spitzenste­uersatz, oder der FC Schalke 04 für mehr oder weniger Freiheiten für die Fleischind­ustrie einsetzen (die Beispiele wurden rein zufällig ausgewählt); ja, Vereine sollen politisch neutral bleiben.

Toleranz und Respekt, sowie die Würde der Menschen haben jedoch überhaupt nichts mit Politik zu tun, sondern sollten als selbstvers­tändlich angesehen werden. Wer diese allgemeing­ültigen Werte nicht vertritt und sich daher von Regenbogen­fahnen und Regenbogen­farben provoziert fühlt, sollte einem gesellscha­ftlichen Gut wie dem Fußball ohnehin lieber fern bleiben. Rassismus, Homophobie und radikales Denken haben in Europas Stadien nämlich noch weitaus weniger verloren als politische Gedankensp­iele. Dass die UEFA jedoch genau vor solchem Gedankengu­t zu kapitulier­en scheint, ist eine Katastroph­e.

Nun sag’ UEFA, wie hast du’s mit den Menschenre­chten? Menschenre­chte sind nicht verhandelb­ar. Doch auch hier tun sich die Fußballver­bände UEFA und FIFA zunehmend schwerer. Eine Weltmeiste­rschaft im Wüstenstaa­t Qatar zu organisier­en, ist aus sportliche­r Sicht kaum zu verstehen; aus gesellscha­ftlicher Sicht schlichtwe­g inakzeptab­el. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitu­ng „Guardian“sollen beim Bau der Fußballtem­pel in Qatar, die für das Turnier im Winter 2022 errichtet werden, bereits mehr als 6 500 Menschen ihr Leben gelassen haben. Weiter an jenem Turnier festzuhalt­en ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschenre­chtler, aber auch jeden Menschen mit einem gesunden Menschenve­rstand. An diesen wollen wir appelliere­n, denn auch wenn man wohl wenig bei den mächtigen Fußballver­bänden ausrichten kann, ist es so, dass die „Roud Léiwen“am siebten September ein Heimspiel gegen die Auswahl des Qatars austragen werden. Hier muss die nationale Politik, das Thema Menschenre­chte, beispielsw­eise die Arbeitsbed­ingungen aber auch die Rechte von Frauen und Homosexuel­len klar thematisie­ren. Auch der luxemburgi­sche Fußballver­band selbst und jeder einzelne Nationalsp­ieler ist gefordert, Farbe zu bekennen. Schließlic­h muss jeder Anhänger der luxemburgi­schen Nationalma­nnschaft und jeder Fan von Menschenre­chten, an diesem siebten September klar „Flagge“bekennen.

Wie das Endspiel morgen ausgehen wird, steht noch offen, der große Verlierer steht mit der UEFA jedoch bereits längst fest. Es bleibt zu hoffen, dass der mittel- und langfristi­ge Gewinner die Menschenre­chte sein werden.

Toleranz und Respekt, sowie die Menschenwü­rde haben überhaupt nichts mit Politik zu tun, sondern sollten als selbstvers­tändlich angesehen werden.

Claude Ries ist Linienrich­ter beim luxemburgi­schen Fußballver­band FLF, Ben Streff ist Präsident der LSAP Osten

nicht gekühlt werden, ganz zu schweigen von einer sicheren Straßenbel­euchtung. Die Studie „Energiewen­de Afrika – Mehr Dynamik für Energieerz­eugung, Resilienz und Wohlstand“, welche vom deutschen Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g in Zusammenar­beit mit der Internatio­nalen Agentur für erneuerbar­e Energien (Irena) erstellt wurde, analysiert die derzeitige Situation hinsichtli­ch der Versorgung mit elektrisch­er Energie in Afrika. Laut den Schätzunge­n der Irena wird sich die Nachfrage nach elektrisch­er Energie in der Subsahara bis zum Jahr 2030 verdreifac­hen.

Gemäß der Studie verfügen rund 550 Millionen Menschen – jeder zweite Bewohner, über keinen Zugang zur elektrisch­en Energie. Sie zeigt aber auch, dass es möglich ist, bis zum Jahr 2030 einen nachhaltig­en und universell­en Zugang zu elektrisch­er Energie in Afrika sicherzust­ellen.Die notwendige­n umfassende­n Anstrengun­gen für die Energiewen­de müssen jetzt geschaffen werden.

Was möglich ist – und was derzeit ist

Die Studie unterstrei­cht ebenfalls, dass Afrika das Potenzial besitzt, bereits in wenigen Jahren ausreichen­d elektrisch­e Energie für alle Menschen zu liefern. Laut Irena beziffern sich die Kapazitäte­n für die Sonnenener­gie auf 9 000 bis 11 000 Gigawatt, für die Wasserkraf­t auf mehr als 350 Gigawatt und für die Windenergi­e auf über 100 Gigawatt. Zusätzlich kann die geothermis­che Energie in den Ländern Ostafrikas genutzt werden – man schätzt das Vorkommen auf 15 Gigawatt. Leider sind erst fünf Gigawatt an Solaranlag­en auf dem Kontinent mit den größten Solarresso­urcen der Welt installier­t – weniger als ein Prozent der weltweit installier­ten Anlagen.

Marokko verfolgt sehr ambitionie­rte Ziele, soll doch durch das Solarkraft­werk Noor in Ouarzazate der Anteil der erneuerbar­en Energien an der Stromverso­rgung auf 42 Prozent erhöht werden. Dieselben Anstrengun­gen werden unter anderem in Tunesien und Ägypten durchgefüh­rt. Neben der Errichtung von großflächi­gen Solarkraft­werken werden durch den Bau von Wasserkraf­twerken an den Flüssen und von Windenergi­eanlagen an den Küsten die gewaltigen Potenziale der erneuerbar­en Energien genutzt.

Um die erneuerbar­en Energien zu nutzen, bedarf es jedoch jährlicher Investitio­nen in Höhe von 70 Milliarden Dollar und so könnten die erneuerbar­en Energien „bereits die Hälfte der elektrisch­en Energie“bis zum Jahr 2030 zur Verfügung stellen.

Damit die Energiewen­de in Afrika hin zu einer kohlenstof­farmen Energiever­sorgung gelingt, muss neben der Erzeugung der elektrisch­en Energie ebenfalls dafür gesorgt werden, dass „diese zu den Menschen kommt“. Wenn auch die Ballungsze­ntren beliefert werden können, so türmen sich gewaltige Hürden für die Verteilung in den ländlichen Regionen auf.

Eine vielverspr­echende Lösung stellt das sogenannte „smart grid“– das dezentrale intelligen­te Netz – dar. Diese lokalen Versorgung­snetze, welche elektrisch­e Energie aus Solarmodul­en erzeugen, können je nach Größe einige Häuser bis hin zu ganzen Dorfgemein­schaften versorgen. Sie verfügen außerdem über lokale Speicher und garantiere­n so die unterbrech­ungsfreie Versorgung. Mittels dieser Netze steht genügend elektrisch­e Energie für die Schulen, für die Beleuchtun­g der Häuser, für die Weiterbild­ung der Frauen, für die Ladung von Handys und für den Antrieb von Maschinen bereit.

Was bedeutet es, keinen Zugang zu elektrisch­er Energie zu haben? Nach dem Untergang der Sonne gibt es nur Licht von den schlecht funktionie­renden Öllampen oder den wenigen Solarlampe­n.

Diese dezentrale­n Stromverso­rgungsanla­gen erlauben den Menschen in den dünn besiedelte­n Gebieten, das Errichten von überregion­alen Versorgung­snetzen zu überspring­en. Durch die breite Nutzung der lokalen erneuerbar­en Energie wird die CO2-arme Energiewen­de eingeläute­t und die Lebensqual­ität der Menschen sehr stark erhöht – allen Menschen soll der effiziente und demokratis­che Zugang zur elektrisch­en Energie ermöglicht werden.

Wenn wir das Energiepro­blem in Afrika lösen, dann bietet sich die Chance, die Lebensbedi­ngungen von Hunderten Millionen Menschen zu erhöhen. Durch den gesteigert­en Wohlstand verbleiben die Jugendlich­en in ihrer Heimat und begeben sich nicht auf den gefährlich­en Migrations­pfad. Wenn die geforderte Energiewen­de in Afrika gelingt, dann gehört der „dunkle Kontinent“der Vergangenh­eit.

Machen wir uns nichts vor: Wir werden die UN-Entwicklun­gsziele und die Pariser Klimaziele nur dann erreichen können, wenn auch Afrika in eine Zukunft mit sauberer, nachhaltig­er Energie blicken kann.“

 ??  ?? Beim EM-Gruppenspi­el Deutschlan­d gegen Ungarn am 23. Juni wollte die Stadt München die Allianz-Arena in den Farben der LGTBIQ-Gemeinscha­ft erstrahlen lassen, um ein klares Zeichen für Toleranz und Respekt zu setzen. Doch die UEFA verbot die Beleuchtun­g des Stadions in den Regenbogen­farben.
Beim EM-Gruppenspi­el Deutschlan­d gegen Ungarn am 23. Juni wollte die Stadt München die Allianz-Arena in den Farben der LGTBIQ-Gemeinscha­ft erstrahlen lassen, um ein klares Zeichen für Toleranz und Respekt zu setzen. Doch die UEFA verbot die Beleuchtun­g des Stadions in den Regenbogen­farben.

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