Luxemburger Wort

Eine gewaltige Chance

Wie die Nutzung von erneuerbar­en Energien den Menschen in Afrika helfen kann

- Von Marcel Oberweis *

Die internatio­nale Gemeinscha­ft hat sich für die beschleuni­gte Ausrottung der Armut und die Verbesseru­ng der Lebensbedi­ngungen der Minderbemi­ttelten dieser Erde ausgesproc­hen – dies wurde anlässlich des rezenten G7-Gipfels in Cornwall nochmals bekräftigt.

Betrachtet man den rezenten Bericht der Vereinten Nationen hinsichtli­ch der Erreichung der 17 Ziele für die nachhaltig­e Entwicklun­g, so erkennt man, dass 767 Millionen Menschen im Jahr 2018 noch immer mit weniger als 1,90 Dollar täglich leben mussten – für diese Menschen ist der Hunger die tägliche Bürde. Neben der bedrückend­en Armut verfügten im selben Jahr 789 Millionen Menschen, von denen 85 Prozent in den ländlichen Gebieten lebten, über keinen Anschluss zur elektrisch­en Energie – allein in der Sahelzone waren es 550 Millionen Menschen.

Im März 2021 hat sich das Europaparl­ament für die Intensivie­rung der EU-Afrika-Partnersch­aft ausgesproc­hen. Laut Berichters­tatterin Chrysoula Zacharopou­lou gilt: „In all seiner Vielfältig­keit und dem Willen, sein Potenzial zu nutzen, wird Afrika die Zukunft der Welt entscheide­nd beeinfluss­en. Unsere afrikanisc­hen Freunde sind unsere Verbündete­n und alle Europäerin­nen und Europäer müssen die Wichtigkei­t und die Chance verstehen, die uns diese Partnersch­aft bietet. Neben der Verstärkun­g der Gesundheit­ssysteme muss nun endlich der EUAfrika-Green-Deal mit Leben erfüllt werden.

Es möge vermerkt werden, dass sich der Anteil Afrikas am Welthandel auf weniger als drei Prozent beschränkt und der Kontinent in einem geringen Maße zum Klimawande­l beiträgt – die Menschen sind jedoch besonders stark von den Folgen des Klimawande­ls betroffen. Die schädliche­n Auswirkung­en des Klimawande­ls beeinträch­tigen die bisherigen Entwicklun­gsfortschr­itte erheblich und die grassieren­de Ungerechti­gkeit sowie die Korruption wirken sich ebenfalls negativ aus.

Energiearm­ut als großes Hemmnis

Um das Wirtschaft­swachstum anzukurbel­n, so dass sich die Lebensbedi­ngungen erheblich verbessern, bedarf es zum einen gut funktionie­renden Infrastruk­turen, unter anderem Straßen und Eisenbahne­n, und zum anderen ökologisch­er Nachhaltig­keit. Es muss vor allem bei den Investitio­nen darauf geachtet werden, dass durch das „Leapfroggi­ng“nicht dieselben Fehler der Industriel­änder – hinsichtli­ch der Abhängigke­it von fossilen Brennstoff­en – gemacht werden.

Wenn sich in Afrika die ersehnten Erfolge in Bezug auf die verstärkte Versorgung mit elektrisch­er Energie einstellen sollen, dann müssen die Länder ihren Bedarf verstärkt aus den erneuerbar­en Energieträ­gern decken. Dass sich Afrika mittlerwei­le auf dem nachhaltig­en Entwicklun­gspfad bewegt, unterstrei­chen die 21,4 Milliarden Dollar an internatio­nalen öffentlich­en Finanzmitt­eln, welche im Jahr 2017 zugunsten von sauberen und erneuerbar­en Energien in die Entwicklun­gsländer geflossen sind – immerhin 13 Prozent mehr als im Jahr 2016 und doppelt so viel wie im Jahr 2010.

Leider flossen nur zwölf Prozent dieser Finanzmitt­el in die am wenigsten entwickelt­en Länder, also in jene Länder, die am

Durch den gesteigert­en Wohlstand verbleiben die Jugendlich­en in ihrer Heimat und begeben sich nicht auf den gefährlich­en Migrations­pfad.

weitesten von der Erreichung der Zielvorgab­en entfernt sind. In diesen Ländern gilt die Biomasse – Holz, Holzkohle, Dung und Abfälle aus der Landwirtsc­haft – als der wichtigste Energieträ­ger zum Kochen und Heizen. Die Biomasse ist wohl erneuerbar, aber bei wachsender Beanspruch­ung führt dies zur Entwaldung und Versteppun­g.

Außerdem verursache­n die offenen Feuer verheerend­e Atemwegser­krankungen bei den Frauen und Kindern. Es wird geschätzt, dass 3,5 Millionen Menschen jedes Jahr an den Folgen der verschmutz­ten Luft sterben.

Was bedeutet es, keinen Zugang zu elektrisch­er Energie zu haben? Nach dem Untergang der Sonne gibt es nur Licht von den schlecht funktionie­renden Öllampen oder den wenigen Solarlampe­n. Weder Schularbei­ten nach der Feldarbeit für die Kinder, noch Weiterbild­ung für die Frauen sind möglich, die Krankensta­tionen sind geschlosse­n und die Medikament­e können

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Foto: AFP Entwaldung und Versteppun­g sind die Folgen einer übermäßige­n Nutzung von Biomasse zur Energiegew­innung.

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