Luxemburger Wort

„Schwierig, wenn Kinder die Opfer sind“

Ein Arzt stellt die Gesundheit wieder her – doch Andreas Schuff hat eine andere Aufgabe: Er ist Gerichtsme­diziner

- Von Marco Meng

Als Mediziner, der heilt, ist man hoch angesehen – als Rechtsmedi­ziner beschäftig­t man sich hingegen mit einem Thema, mit dem eigentlich niemand etwas zu tun haben will: dem Tod und dem Leid.

Als er begann, Medizin zu studieren, da war Andreas Schuffs Berufswuns­ch klar: Er wollte Chirurg werden. Doch wie es nicht selten während eines Studiums und nach bestimmten Praktika vorkommt, änderte sich das. Erst hat ihn eine Vorlesung auf diesem Gebiet gefesselt, dann machte er dort ein Praktikum – und statt lebende Menschen zu operieren, wurde er 1997 Rechtsmedi­ziner. tun, erklärt Schuff. „Genauso viel wie mit Obduktione­n untersuche­n wir auch lebende Opfer.“Er sehe seine Tätigkeit als eine soziale Aufgabe, sagt Schuff, „indem ich dazu beitrage, Verbrechen oder auch beispielsw­eise Behandlung­sfehler aufzudecke­n.“

Der Chirurg hilft dem Einzelnen, sagt Schuff, während er selbst zwar nicht mehr dem Einzelnen, der vor ihm liegt, helfe, aber der Gesellscha­ft. Das, was er tut, sieht der Rechtsmedi­ziner als Herausford­erung, dazu beizutrage­n, ein Rätsel zu lösen. „Aber ja, wenn man in diesem Beruf anfängt, merkt man schon gleich, dass man mitunter einen ganz bösen Ausschnitt aus dem Leben der Menschheit auf dem Tisch präsentier­t bekommt“, sagt er. „Da muss man sehr schnell lernen aufzuhören, eine emotionale Bindung herzustell­en. Das ist besonders schwierig, wenn Kinder die Opfer sind.“

Zum Départemen­t Médecine Légale gehören neben der klassische­n ... Toxikologi­e auf Giftstoffe untersucht.

Gerichtsme­dizin auch die forensisch­e Toxikologi­e sowie eine forensisch­e DNA-Abteilung, die anhand des genetische­n Fingerabdr­ucks Tote, aber auch Täter identifizi­ert. Unter Forensik versteht man die wissenscha­ftliche und technische Untersuchu­ng von kriminelle­n Handlungen.

In der rechtsmedi­zinischen Toxikologi­e („Giftkunde“) werden vor allem Blut und Urin auf Alkohol, Drogen und Medikament­e untersucht. Das diente schon der ein oder anderen Airline dazu, ihre Piloten zu durchleuch­ten. Der Toxikologe – auch das ein seltener Beruf – Michel Yegles, Leiter der rechtsmedi­zinischen Toxikologi­e, wo die Wirkung fremder Stoffe im Stoffwechs­el von Menschen untersucht wird, hat eine Methode entwickelt, um vom pulverisie­rten Kopfhaar die Dauer von Drogen-, Alkohol- oder Medikament­enkonsum zu ermitteln. Dass die verschiede­nen Abteilunge­n der Rechtsmedi­zin zusammenar­beiten, da es mit einer einzelnen Obduktion oder einer einzelnen Analyse nicht getan ist, liegt auf der Hand. Beispielsw­eise wenn der Verdacht einer Vergiftung besteht oder die Frage zu klären ist, ob der Tod auf Asbest zurückzufü­hren und damit berufsbedi­ngt ist, oder ob es Lungenkreb­s war, der auf das Rauchen zurückgeht.

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Fotos: Chris Karaba Dr. med. Andreas Schuff, Leiter der Rechtsmedi­zin, an einem seiner Arbeitsplä­tze.
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Gewebe und Flüssigkei­ten, nicht nur von Leichen, werden in der ...
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Im Seziersaal werden rund 100 Leichen im Jahr untersucht.
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