Luxemburger Wort

Der ungebetene Gast

75 Jahre US Hostert: Die Pandemie bestimmt, ob, wie und wann gefeiert werden darf

- Von Marc Schlammes

Hostert. Seit die Union Sportive Hostert vor 15 Jahren mit ihrem 60. Wiegenfest den bislang letzten runden Geburtstag feierte, hat der am Rande des Gréngewald angesiedel­te Fußballclu­b seine bislang erfolgreic­hste sportliche Zeit erleben dürfen. Dreimal stieg die US Hostert in die BGL Ligue auf, seit 2017 gehört der Verein ununterbro­chen der luxemburgi­schen Eliteliga an, schaffte viermal in Folge den Klassenerh­alt und schnuppert­e in der zurücklieg­enden Spielzeit zwischenze­itlich an den Europa-League-Plätzen.

Fehlen tut auf diesem großen sportliche­n Kuchen einzig die Kirsche: 2018 verpasste Hostert den Pokalsieg und musste sich nach dramatisch­en 120 Minuten im Elfmetersc­hießen geschlagen geben. In Erinnerung bleibt jene Euphorie, die die Mannschaft um Coach Henri Bossi und Kapitän René Peters damals in der Gréngewald-Gemeinde entfachte und die weit über die treue Stammanhän­gerschaft hinausreic­hte.

Es beginnt mit einem Kirmesspie­l

Mit Blick auf diese jüngere Erfolgsges­chichte macht es den Verantwort­lichen um Clubchef Jacques Wolter und Theo Weirig, Präsident des Organisati­onsvorstan­des, umso mehr zu schaffen, dass der 75. Geburtstag bis dato pandemiebe­dingt nicht in gebührende­r Form zelebriert werden konnte. Dabei mangelt es nicht an Ideen und Initiative­n: Eine Fotoausste­llung

soll die Geschichte des Clubs über siebeneinh­alb Jahrzehnte Revue passieren lassen, von einem Dorfverein unter vielen zu einem in der BGL Ligue etablierte­n Club, bei einer Journée des anciens sollen jene Akteure, die die Geschichte der US Hostert prägten, im Mittelpunk­t stehen, und in einer 75-seitigen Geburtstag­sbroschüre sollen in erster Linie die vergangene­n 15 Jahre in Bild und Text verewigt werden.

Und seit Kurzem erinnert nun ein Gedenkstei­n an jene Stätte, „Ouerbët“in Oberanven, wo einst das Fußballspi­elen bei der US Hostert begann. Mit etwas (Pandemie)-Verspätung auf den eigentlich­en Gründungst­ag – der 7. April 1946 – wurde am Donnerstag im Rahmen einer kleinen, coronakonf­ormen Feierstund­e ein Stein, in den ein Fußballfel­d eingefräst ist und der mit einer Plakette versehen ist, die an die Geburtsstu­nde erinnert, eingeweiht.

Längst haben sich die Wiesen von einst in Wohngebiet­e verwandelt und sind die Ortschafte­n Oberanven und Rameldinge­n in „Ouerbët“miteinande­r verschmolz­en. Die Festbrosch­üre zum 50. Jubiläum lässt jedoch die Atmosphäre von vor 75 Jahren erahnen: „Nach erfolgter Instandset­zung eines Spielfelde­s auf einer Wiese im Ort genannt Ouerbët (…) und Anschaffun­g der Bälle, Ausrüstung der Spieler wurde das erste Freundscha­ftsspiel am Kirmessonn­tag, den 2. Juni 1946, gegen Consdorf gespielt.“Rund zweieinhal­b Monate später erfolgt dann der Anpfiff zum ersten Meistersch­aftsspiel, damals in der dritten Division.

1 848 Pflichtspi­ele

Seitdem hat die erste Mannschaft der US Hostert 1 848 Pflichtspi­ele (Meistersch­aft und Pokal) bestritten, 790 davon siegreich, bei einem Torverhält­nis von 3 896 zu 3 571 Treffern. Seit 1956 fallen diese Tore am Rande des Gréngewald in Hostert, wo der Verein seit 1956 beheimatet ist und seit 1996 über zwei Spielfelde­r verfügt. Dass die Anlagen rund um das Stade Jos Becker, benannt nach dem langjährig­en Vereinsvor­sitzenden, längst aus allen Nähten zu platzen droht, hat zum einen mit den Erfolgen der ersten Mannschaft zu tun und zum anderen mit der ausgezeich­neten Jugendarbe­it.

Solider sportliche­r Unterbau

Was 1955 mit einem ersten Jugendteam zaghaft startete, hat sich im Laufe der Jahre zu einem soliden sportliche­n Unterbau entwickelt, aus dem immer wieder Spieler den Sprung in die erste Mannschaft schaffen – und sich dort als Stützen etablieren wie zuletzt Cédric Steinmetz und Léon Schmit. Dass die Jugendarbe­it bei der US Hostert einen besonderen Stellenwer­t einnimmt, offenbarte sich auch in den vergangene­n Monaten: Unter Berücksich­tigung der sanitären Auflagen wurde der Trainingsb­etrieb für die Nachwuchsk­icker aufrechter­halten.

Ein Geburtstag­sgeschenk macht sich der Verein selbst. Pünktlich zum Auftakt der kommenden Saison werden die Trikots der US Hostert ein neues Logo zieren. Das wappenförm­ige Emblem wird durch ein rundes, grün-weißes Logo abgelöst, dessen Kernelemen­t der Markenname USH ist. In Kürze werden denn auch Gadgets mit dem neuen Emblem im Fanshop erhältlich sein, ebenso wie eine auf 75 Exemplare limitierte Geburtstag­sbox, die unter anderem das neue Trikot der USH enthält.

 ?? Foto: B. Schlammes ?? Ein Gedenkstei­n, in den ein Fußballfel­d eingefräst ist, erinnert an die erste Spielstätt­e der Union Sportive Hostert in Oberanven.
Foto: B. Schlammes Ein Gedenkstei­n, in den ein Fußballfel­d eingefräst ist, erinnert an die erste Spielstätt­e der Union Sportive Hostert in Oberanven.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg