KI im Recruiting
Müssen Bewerber sich jetzt anpassen?
Bekomme ich den Job oder nicht? Das Bewerbungsverfahren kann ein folgenreicher Prozess sein. In Zukunft könnte daran auch Künstliche Intelligenz beteiligt sein. Was das für meine Bewerbung bedeutet.
Benutzen Sie Google? Dann sind Sie bereits mit KI in Berührung gekommen. Die Abkürzung KI steht für Künstliche Intelligenz und beschreibt Programme und Maschinen, die dazulernen und immer besser werden, wenn sie mit Daten gefüttert werden. Im Fall von Google sammelt die KI Daten und passt dadurch die Suchergebnisse mit der Zeit an die Nutzer und ihre Anfragen an.
Künstliche Intelligenz kann aber auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden. Ein Beispiel sind Bewerbungsverfahren. So gibt es etwa Software, die Fragen für Bewerbungsgespräche entwickelt, damit diese am Ende besser vergleichbar sind. Auch dass eine KI Videos von Bewerberinnen und Bewerbern analysiert und darauf basierend Persönlichkeitsprofile erstellt, ist möglich.
Menschen hierzulande sind allerdings sehr zurückhaltend, wenn es um Künstliche Intelligenz in der Bewerbung geht.
Mehr Zeit fürs Bewerbungsgespräch Recruiting-Experte und Fachbuchautor Tim Verhoeven erklärt: „Wir sind dann kritischer, wenn etwas verändert werden soll“. Wir müssen uns erst an solch neuartige Maßnahmen gewöhnen. Eine gut gemachte und sinnvoll eingesetzte KI könne aber im Bewerbungsprozess viele Vorteile haben. Wenn eine KI beispielsweise die Termine für eine Personalfachkraft koordiniert oder formale Anforderungen in den Unterlagen prüft, beschleunigt das den Prozess. „Dann haben Recruiter mehr Zeit, um sich wirklich mit den Kandidaten zu beschäftigen und diese für das Unternehmen zu begeistern.“
Maschinen kopieren menschliche Muster Zeitersparnis ist nicht der einzige Grund, warum KI im Recruiting zum Einsatz kommen soll. Könnte ein Algorithmus einen Bewerbungsprozess nicht auch fairer machen? In Studien konnte immer wieder nachgewiesen werden, dass Personalfachkräfte nicht gänzlich vorurteilsfrei entscheiden.
Dem ließe sich durch den Einsatz von Algorithmen vorbeugen, so ein nahe liegender Gedanke. In der Praxis funktioniert das bisher nicht wie gewünscht. „Es gab Fallbeispiele, bei denen Frauen von KIs systematisch benachteiligt worden sind“, sagt Verhoeven. „Das lag an den Datensätzen, die die KI bekommen hat.“Hintergrund: Die KI erkennt Muster in den Daten, die sie gefüttert bekommt. Wenn in einem Unternehmen in der Vergangenheit viel mehr Männer eingestellt worden sind, lernt die KI auf Basis der bisherigen Bewerberdaten, dass Männlichkeit ein Merkmal für Erfolg und Kompetenz sein soll. Dann werden Männer gegenüber Frauen bevorzugt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine KI die eigene Bewerbung vor dem Personaler oder der Personalerin „sieht“, ist bislang ohnehin relativ gering. Werden etwa eingereichte Unterlagen oder Lebensläufe in einem Unternehmen automatisiert eingelesen und analysiert, müssen Format und Formalien stimmen, sonst fallen sie unter Umständen durch das Raster der KI. „Was man machen kann, ist seine Unterlagen als PDF einschicken und ohne Rechtschreibfehler, dann sind sie für eine KI leichter lesbar – aber das ist ja sowieso meist Standard“, sagt Verhoeven. Der Experte glaubt aber ohnehin, dass der Einsatz von KIs viel transparenter werden muss, „damit er eine Chance hat, akzeptiert zu werden“. dpa