Fahrer für die Zukunft
Neben Tadej Pogacar gibt es einige Radprofis, die in den kommenden Jahren für Furore sorgen könnten
Tadej Pogacar im Gelben Trikot, Jonas Vingegaard mit Chancen auf das Podest: Bei der Tour de France stiehlt eine neue Fahrergeneration Altstars wie Chris Froome oder Geraint Thomas die Show. Der Umbruch im Profi-Radsport ist in vollem Gang.
Tadej Pogacar (Slowenien/22 Jahre/Emirates)
Pogacar wurde im Vorjahr zweitjüngster Tour-Sieger der Geschichte. Dies sagt eigentlich bereits alles über sein immenses Potenzial aus. Auch in diesem Jahr deutet alles auf einen erneuten Triumph Pogacars hin, der dem Status eines Top-Talents längst entwachsen ist. Der erwartbare Einbruch bei jungen Profis ist bislang ausgeblieben. Pogacar könnte die Tour über Jahre prägen.
Egan Bernal (Kolumbien/24/Ineos)
Das sagte man 2019 auch über Egan Bernal. Damals wurde er Kolumbianer erster südamerikanischer Gewinner der Frankreich-Rundfahrt, in seinem Heimatland erreichte er den Status eines Volkshelden.
Es folgte ein Rückschlag – anhaltende Rückenprobleme zwangen ihn 2020 zum Aus bei der Tour. Bernal hat das Tief inzwischen überwunden, im Mai gewann er den Giro d'Italia. Kehrt er im kommenden Sommer zur Tour zurück, dürfte er Pogacars größter Rivale sein. Im Zeitfahren hat er aber noch Steigerungspotenzial.
Remco Evenepoel (Belgien/21/Deceuninck)
Den Belgiern gilt der blutjunge Alleskönner als der neue Eddy Merckx. Mit 21 hat Evenepoel bereits 16 Profisiege auf dem Konto, mit 19 gewann er die ruhmreiche Clasica Ciclista San Sebastian. Wenn alles gut geht, wird Deceuninck-Profi Evenepoel eine Riesenkarriere erleben, doch zuletzt ging nicht alles gut.
Nach einem fürchterlichen Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt
2020 muss der Kannibale in spe erstmal einen Beckenbruch auskurieren. Sein Debüt beim Giro zeigte, dass er für eine Spitzenplatzierung bei einer großen Landesrundfahrt noch zulegen muss.
Marc Hirschi (Schweiz/22/Emirates)
„Wir erleben hier live, wie eine Legende entsteht. Einer wie Bernard Hinault, der über Jahre die Tour prägen kann“, sagte Jens Voigt am Eurosport-Mikrofon, als Hirschi bei der Tour 2020 zum Sieg in Sarran flog. Vor der damaligen Tour hatte das Juwel noch kein einziges Profi-Rennen gewonnen, dann fuhr er nassforsch ins Rampenlicht. Auch wenn Hirschi bei der laufenden Tour wegen Sturzfolgen und seiner Helferrolle für Pogacar eher unauffällig agierte: Gerade bei Eintagesrennen ist er ein Mann mit großer Zukunft.
Jonas Vingegaard (Dänemark/24/Jumbo)
Der spindeldünne Kletterer, der optisch ein wenig an die Sitcom-Figur Sheldon Cooper erinnert, ist die Entdeckung der Tour de France. Stark im Zeitfahren, noch stärker am Berg – die Kapitänsrolle im Jumbo-Visma-Team in der Nachfolge eines Primoz Roglic dürfte zwangsläufig kommen.
Wout van Aert (Belgien/26/Jumbo)
Schon jetzt ist der dreimalige Cross-Weltmeister viel mehr als ein Talent und für viele Experten der momentan beste Radfahrer der Welt. Van Aerts Vielseitigkeit ist atemberaubend: Niemand sonst kann mit 78 kg auf 1,87 m Körpergröße am Berg so arbeiten wie der
Etappensieger am Ventoux, der auch im Sprint mit den Allerbesten mithält und auch in den schwereren Klassikern wie beim Zeitfahren kaum zu stoppen ist. „WVA“ist eine Maschine.
Mathieu van der Poel (Niederlande/26/Alpecin)
Der „Mann in Gelb“der ersten Tour-Woche ist quasi die niederländische Van-Aert-Ausgabe: Ein brutal starker Cross-Fahrer (dreimaliger und amtierender Weltmeister), der nun in ähnlicher Mannigfaltigkeit wie der Belgier die Straßenwelt aufmischt. Kein Wunder, bei dieser Ahnenreihe: Van der Poel ist der Sohn des ehemaligen Weltklasse-Fahrers Adrie van der Poel und Enkel des großen Raymond Poulidor.
Joao Almeida (Portugal/22/Deceuninck)
Wie Evenepoel eine Perle aus der großen Talente-Schatzkammer des belgischen Deceuninck-Teams. Nach Platz vier (2020) und sechs (2021) beim Giro wäre der Tourstart 2022 die logische Folge des jetzt schon kompletten Rennfahrers.
Einen Weltmeister im Straßenrennen hatte Portugal schon (Rui Costa im Jahr 2013) – Almeida hat perspektivisch auf jeden Fall das Zeug dazu, als erster Landsmann eine große Rundfahrt zu gewinnen. sid