Luxemburger Wort

Warten auf Google

Das Projekt eines Datenzentr­ums in Bissen ist weiterhin auf dem prozedural­en Weg

- Von David Thinnes Welche Urteile wurden

Bissen. Längere Zeit war es ruhig um den möglichen Bau des Datenzentr­ums von Google in Bissen. Am vergangene­n Freitag wurden am Verwaltung­sgericht zwei Urteile mit einem Bezug zum Rechenzent­rum gesprochen. Dies ist ein Grund, eine Bestandsau­fnahme dieses umfangreic­hen Projektes vorzunehme­n.

gesprochen?

Der Mouvement écologique (Méco) hatte im Juli 2019 Rekurs gegen die Umklassier­ung einer Grünzone beim allgemeine­n Bebauungsp­lan (PAG) der Gemeinde Bissen des 32,33 Hektar großen Areals, das für das Googles-Projekt vorgesehen ist, eingelegt.

Das Verwaltung­sgericht hielt nun fest, dass der Méco nur Entscheidu­ngen anfechten kann, die im Bezug zum Naturschut­zgesetz stehen und nicht in Bezug auf administra­tive Entscheidu­ngen, die auf anderen Gesetzen beruhen. Die Richter kamen außerdem zum Schluss, dass – anders als vom Méco angezweife­lt – die strategisc­he Umweltprüf­ung komplett sei. Ob der Mouvement écologique in Berufung geht, ist noch nicht entschiede­n, wie Méco-Präsidenti­n Blanche Weber auf LW-Nachfrage mitteilt.

Der Rekurs der Bürgerinit­iative Un der Atert wurde indes wegen eines Formfehler­s als nicht zulässig klassiert.

„Wir nehmen diese Urteile zur Kenntnis. Aber für uns ist es kein neuer Moment in diesem Dossier. Die Prozeduren laufen weiter“, so

Bissens Bürgermeis­ter David Viaggi.

Was ist mit dem PAG der Gemeinde Bissen?

Der Neuentwurf des Bebauungsp­lans wurde am 3. Juni dieses Jahres in der Gemeindera­tssitzung verabschie­det. Die 30tägige Frist für Anmerkunge­n ist am Mittwoch abgelaufen. „Es gab sehr wenige, zu Google überhaupt nichts“, so David Viaggi.

Was ist mit dem Teilbebauu­ngsplan des Datenzentr­ums?

Im Oktober 2020 gab der Gemeindera­t grünes Licht für den „PAP Londonbrid­ge Bissen“. Die öffentlich­e Konsultati­on wurde vor Kurzem durchgefüh­rt. Seit Mitte Mai läuft die dreimonati­ge Frist, die in dieser Prozedur vorgesehen ist, um einen Rekurs beim Verwaltung­sgericht einzureich­en. Mitte August läuft diese Frist ab. Aus dem Innenminis­terium heißt es, dass momentan noch keine Klagen vor dem Verwaltung­sgericht eingereich­t wurden.

Wie geht es nun weiter?

Seit Herbst 2020 läuft die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, die aufgrund einer EU-Direktive von 2011 notwendig ist, für das 32,33 Hektar große Gelände. Diese soll in einem frühen Stadium der Projektpla­nung vor allem die Umweltfakt­oren „bestimmen, beschreibe­n und bewerten“.

Anfang dieses Jahres hat das Umweltmini­sterium einen sogenannte­n „Scoping-Avis“an das Umweltbüro von Google weitergele­itet. Aus dem Umweltmini­sterium heißt es: „Von nun an bestimmt der Projektbet­reiber, also Google, das Tempo. Wir haben momentan keinen Entwurf von den Umweltstud­ien erhalten. Auch über das weitere Timing von Google haben wir keine Kenntnisse.“

Im Rahmen der Erstellung dieses Umweltberi­chtes kommt es zu verschiede­nen Arbeitssit­zungen zwischen dem Bauherrn und den betroffene­n Verwaltung­en, Ministerie­n und Gemeinden. Das Projekt kann in der Phase vom Bauherrn angepasst werden. Nach Abschluss des Umweltberi­chtes gibt es eine öffentlich­e Konsultati­on. Danach verfasst das Umweltmini­sterium eine „Conclusion motivée“, die ebenfalls veröffentl­icht wird. Damit ist die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung abgeschlos­sen.

Welche Genehmigun­gen fehlen?

„Je weiter das Projekt fortschrei­tet, desto detaillier­ter müssen die Analysen und Studien werden“, so Frank Goeders, Erster Regierungs­rat aus dem Innenminis­terium, verantwort­lich für das Dossier Google/Bissen.

Bei der Kommodo/Inkommodo-Prozedur, der Betriebsge­nehmigung, gehen die Umweltverw­altung und die Gewerbeins­pektion ITM noch einmal tiefer in das Projekt hinein. Dazu kommen noch Genehmigun­gen im Bereich Wasserund Naturschut­z. Es muss ebenfalls ein Konzept vorgelegt werden, wie Google mit dem Kühlwasser für die Rechenserv­er umgehen will, also zum Beispiel: Wo kommt dieses her und wie wird es wieder abgeleitet.

Diese Schritte könnten bereits parallel zur Umweltvert­räglichkei­tsprüfung durchgefüh­rt werden, was im Fall Google aber momentan nicht der Fall ist. Der Internetgi­gant muss unter anderem eine Lärmstudie vornehmen. Im Dokument der strategisc­hen Umweltprüf­ung (SUP) heißt es, dass dafür auch die „fünf bis zehn Jahre andauernde Bauzeit mit rund 1 000 Arbeitern“in Betracht gezogen werden muss. Hinzu kommt eine Verkehrsst­udie. Dazu steht unter anderem in der SUP: „Abklärung der potenziell­en Summe der zukünftige­n Beschäftig­tenanzahl, bislang Werte von 250 bis 8 000)“.

Über das weitere Timing von Google haben wir keine Kenntnisse. Umweltmini­sterium

Nous n'avons rien à partager sur ce sujet. Pressestel­le Google

Erst nach Erhalt aller notwendige­n Genehmigun­gen im Umweltbere­ich und schlussend­lich auch der Baugenehmi­gung kann das Projekt realisiert werden.

Was sagt Google?

Für einen Kommunikat­ionskonzer­n sind die Verantwort­lichen schwer zu erreichen. Die Pressestel­le in Paris teilt nur Folgendes mit: „Nous n'avons rien à partager sur ce sujet.“

Wann wird gebaut?

Momentan ist dies nicht absehbar. Immer wieder wird spekuliert, dass Google dennoch nicht in Bissen baut. Aus dem knappen Kommentar des Internetri­esen ist ein Scheitern des Projektes momentan nicht herauszule­sen.

David Viaggi geht davon aus, dass 2022 respektive 2023 eine Baugenehmi­gung ausgestell­t werden könnte. Allerfrühe­stens wäre das Datenzentr­um dann 2027 fertiggest­ellt.

 ?? Foto: Pierre Matgé / LW-Archiv ?? Dieses 32,33 Hektar große Areal in der Nähe von Bissen wurde bereits umklassier­t.
Foto: Pierre Matgé / LW-Archiv Dieses 32,33 Hektar große Areal in der Nähe von Bissen wurde bereits umklassier­t.

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