EZB ermahnt Kreditinstitute
Aufseher der Europäischen Zentralbank kritisieren den Umgang europäischer Großbanken mit Umweltrisiken
Frankfurt/Main. Viele Großbanken im Euroraum gehen Klima- und Umweltrisiken für ihr Geschäft nach Ansicht der EZB-Aufseher nicht entschlossen genug an. Anhand einer Analyse von 112 Geldhäusern kommen die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) zu dem Schluss, dass die Institute zwar „erste Schritte zur Einbeziehung klimabezogener Risiken unternommen haben“. Allerdings erfülle „keine Bank auch nur annähernd alle Erwartungen der Aufsichtsbehörden“, bilanzierte die Bankenaufsicht gestern.
Falsche Bewertung des Risikos
Die Hälfte der in der Analyse berücksichtigen Banken geht nach EZB-Angaben davon aus, dass Klimaund Umweltrisiken in den kommenden drei bis fünf Jahren einen wesentlichen Einfluss auf ihr Risikoprofil haben werden. „Bemerkenswert ist, dass alle Banken, die der Ansicht waren, sie seien keinen klimabezogenen Risiken ausgesetzt, erhebliche Mängel bei der Bewertung ihrer Risiken aufwiesen“, schreibt die EZB. In der Summe sehen die Aufseher noch
Nachholbedarf. Die Hälfte der Banken habe keine konkreten Maßnahmen geplant, um Klima- und Umweltrisiken in ihre Geschäftsstrategien zu integrieren. Fast alle Banken hätten zwar Pläne zur Verbesserung
ihrer Praktiken entwickelt. „Die Qualität dieser Pläne ist jedoch sehr unterschiedlich, und die Fortschritte sind zu langsam.“
Konkreter Zeitplan
Der Vize-Chef der EZB-Bankenaufsicht, Frank Elderson, mahnte: „Die Banken müssen sich dringend ehrgeizige und konkrete Ziele und Zeitpläne – einschließlich messbarer Zwischenziele – setzen, um ihre derzeitigen und künftigen Klima- und Umweltrisiken zu mindern.“Die Aufseher wollen solche Risiken schrittweise auch in ihre Vorgaben für Kapitalpuffer von Geldhäusern einbeziehen.
Die Europäische Zentralbank beaufsichtigt seit November 2014 die größten Banken und Bankengruppen im Euroraum direkt. Derzeit sind dies 113 Institute, die für fast 82 Prozent des Marktes im Währungsraum der 19 Länder stehen. dpa