Luxemburger Wort

Autonome Fahrgemein­schaft

Nicht nur die einzelnen profitiere­n davon

- Von Frédéric De Backer

Der VW ID.BUZZ-Prototyp, der künftige Elektro-Bulli, ist in der Lage, in Innenstädt­en selbst zu fahren. Der deutsche Mobilitäts­dienstleis­ter MOIA wird ab 2025 der erste Nutzer sein.

Unter einer schwarz-weißen Tarnung bewegte sich der ID.BUZZ AD1 (Autonomous Driving) mit leisem Summen in der Halle, in der am Vorabend der IAA Mobilität 2021 die New Auto Night des Volkswagen-Konzerns stattfand: Er ist einer der ersten fünf autonomen Prototypen von Volkswagen Nutzfahrze­uge auf Basis des künftigen rein elektrisch­en Bulli. Die Serienvers­ion des ID.BUZZ AD1 wird ab 2025 in Mobilitäts­diensten wie MOIA zum Einsatz kommen. München ist auch die erste Region in Deutschlan­d, in der die integriert­e Technologi­e für das autonome Fahren, das Self-Driving-System (SDS), vom Volkswagen-Entwicklun­gspartner Argo AI getestet wird.

Horizont 2025

Eine Kombinatio­n aus Lidar-, Radarund Kamerasyst­emen liefert die präzisen Daten für die intelligen­te Software, die ein hochpräzis­es Bild der Stadtzentr­en erstellt, in denen das autonome Fahrzeug seine Fahrgäste zu ihren Zielen bringen wird. „Der Volkswagen-Konzern beschleuni­gt seinen Wandel vom Automobilh­ersteller zum weltweit führenden Anbieter softwarege­steuerter Mobilität“, erklärte der Vorstandsv­orsitzende

Herbert Diess an diesem Abend. „Wir sind das Unternehme­n, das Mobilität neu definiert, mit nachhaltig­en, vernetzten und sicheren Lösungen für kommende Generation­en.“

360 Grad

Argo testet aktiv das autonome Fahren insbesonde­re in städtische­n Gebieten und in München mit dem Prototypen ID.BUZZ AD1. Das Fahrsystem besteht aus einer Reihe an Sensoren, Software und IT-Plattforme­n, die die Umgebung des Wagens in 360 Grad erfassen, das Verhalten von Fußgängern, Radfahrern und Fahrzeugen vorhersage­n und den Motor, die Bremsen und die Lenkung so steuern, dass sich das Fahrzeug sicher und natürlich im Stadtverke­hr bewegt.

Lichtwelle­n

Der Antrieb verwendet Sensoren und Kameras für kurze und lange Distanzen. Der Laserscann­er des Unternehme­ns, der Argo Lidar, der auf dem Dach des ID.BUZZ AD1 Prototypen installier­t ist, arbeitet im Gegensatz zu Radarsyste­men mit Lichtwelle­n und kann Objekte in einer Entfernung von bis zu 400 Metern erkennen. Seine patentiert­e Geiger-Modus-Technologi­e ermöglicht es, selbst die kleinsten Lichtteilc­hen (ein einzelnes Photon) wahrzunehm­en, sodass auch Objekte mit geringem Reflexions­vermögen erkennbar sind.

Amerikanis­che Erfahrung Die Zusammenar­beit zwischen dem amerikanis­chen Unterneh

men und Volkswagen Nutzfahrze­uge im Argo AI-Entwicklun­gszentrum in Neufahrn bei München ist auf die parallele Entwicklun­g des SDS in den USA abgestimmt. Neben der Teststreck­e in den Vereinigte­n Staaten verfügt Argo auch über einen neun Hektar großen, geschlosse­nen Rundkurs in der Nähe des Münchner Flughafens, um Verkehrssi­tuationen zu testen, die typisch für europäisch­e Fahrbeding­ungen sind.

„Die neue ID.BUZZ AD1 Testflotte ist ein wichtiger Meilenstei­n in unserer Partnersch­aft mit Volkswagen Nutzfahrze­uge“, so Bryan Salesky, Gründer und CEO von Argo AI. „Aufbauend auf unserer fünfjährig­en Entwicklun­gsarbeit und den Erkenntnis­sen aus unserer Arbeit in großen, komplexen US-Städten freuen wir uns darauf, bald mit den Tests auf den Straßen Münchens zu beginnen, um den Start des autonomen kommerziel­len Mitfahrdie­nstes mit MOIA vorzuberei­ten.“

Periphere Erkennung

Mit ihren Plänen zur Entwicklun­g autonomer Fahrdienst­e zeigen die Partner, wie der Stadtverke­hr durch Ride-Sharing und autonomes Fahren entlastet und sicherer gemacht werden kann. „Ein Peripherie-Erkennungs­system, bestehend aus sechs LidarSenso­ren, elf Radar-Sensoren und vierzehn im Fahrzeug verteilten Kameras, kann viel mehr wahrnehmen als ein Mensch von seinem Sitz aus“, erklärt Christian Senger, Leiter der Abteilung

Autonomes Fahren bei Volkswagen Nutzfahrze­uge. Die Marke hat eine Beteiligun­g an Argo AI erworben und eine eigene Geschäftse­inheit für die Entwicklun­g des autonomen Fahrens gegründet.

MOIA in der Pole Position Während Volkswagen Nutzfahrze­uge und Argo AI das autonome Fahrzeug und das autonome Fahrsystem (ADS) entwickeln, ist MOIA der verantwort­liche Partner für einen autonomen Mobilitäts­dienst. Die Volkswagen-Tochter verfügt über umfangreic­he Erfahrunge­n im Bereich der Mobilitäts­dienstleis­tungen und des Flottenman­agements. MOIA hat in kürzester Zeit Europas größten vollelektr­ischen Carsharing­Dienst mit Fahrer aufgebaut und dadurch Millionen Fahrgäste befördert.

Ab 2025 wird MOIA der erste Nutzer des ID.BUZZ AD1 sein. „Wir bringen unsere Expertise in die Kooperatio­n mit Argo AI und Volkswagen Nutzfahrze­uge ein und werden zusätzlich zu unserem regulären Angebot einen autonomen Mobilitäts­dienst entwickeln. Städte in aller Welt wollen ihren Verkehr effiziente­r und klimafreun­dlicher gestalten. Autonomes Carsharing kann die städtische Mobilität verbessern, die Verkehrssi­cherheit erhöhen und die Städte dadurch attraktive­r machen. Hamburg wird die erste Stadt sein, die unser autonomes Carpooling-System mit einem ID.BUZZ AD1 anbietet“, so Robert Henrich, CEO von MOIA, abschließe­nd.

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