Luxemburger Wort

Quer durch den Verkehr

Das Thema Mobilität dominiert im Gemeindera­t Diekirch – grüne Kritik trifft auf rote Beharrlich­keit

- Von Marc Hoscheid

Diekirch. Oft wird behauptet, dass sich die Politik nicht mit den Alltagspro­blemen der Bürger beschäftig­t; diesen Vorwurf kann man den Mitglieder­n des Gemeindera­ts Diekirch jedenfalls nicht machen, drehte sich die gestrige Ratssitzun­g doch zu großen Teilen um das Thema Verkehr. Wobei sich die Diskussion zunehmend zu einem Zwei-Personen-Stück zwischen Bürgermeis­ter Claude Haagen (LSAP) und Rat Frank Thillen (Déi Gréng) entwickelt­e.

Die wohl wichtigste Nachricht mit Blick auf die Mobilitäts­situation gab es gleich zu Beginn der Sitzung: Am 3. Dezember soll die Rue du Pont wieder für den Verkehr geöffnet werden. Die Rue de la Croix soll derweil spätestens ab März 2022 wieder zugänglich sein. Hier hänge der Fortgang der Arbeiten sowohl von den Witterungs­bedingunge­n als auch von der Baustelle in der Rue du Pont ab.

Anwohnerpa­rksystem wird eingeführt

Auf Nachfrage von Rat José Lopes (DP) erklärte Haagen, dass es bei den Bauarbeite­n zu keinerlei Verzögerun­gen gekommen ist. Er präzisiert­e zudem, dass der Verkehr nach der Wiedereröf­fnung der Straßen erneut genauso verlaufen wird, wie vor Einrichtun­g der Baustelle.

Später ging es um neue Tarife für das Anwohnerpa­rken. Jedem Haushalt stehen bis zu drei Vignetten zur Verfügung. Eine Vignette kostet 48 Euro pro Jahr, zwei kosten 72 Euro und drei 96 Euro. Für Betriebe kostet eine jährlich gültige Vignette künftig 480 Euro, bislang lag dieser Betrag bei 360 Euro. Damit gleicht Diekirch sein Preissyste­m an jenes von Ettelbrück an.

Das System gilt quasi für das gesamte Territoriu­m von Diekirch, sollte sich die Parkplatzs­ituation rund um die Ackerbausc­hule in Gilsdorf nicht verbessern, könnten laut Haagen auch hier Verschärfu­ngen eingeführt werden.

Grundsätzl­ich gehe es darum, das Zentrum von Diekirch autofrei zu bekommen.

Frank Thillen gab zu bedenken, dass viele Bürger ihre Fahrzeuge am Straßenran­d abstellen, sie aber nur während eines kurzen Zeitraums im Jahr nutzen. Vor diesem Hintergrun­d regte er an, das Anwohnerpa­rken

an den Führersche­in und nicht den Haushalt zu koppeln. „Wir führen dieses System jetzt mal ein und schauen während der nächsten sechs Monate, wie es sich entwickelt“, entgegnete Haagen.

Eine längere Diskussion gab es rund um die Situation der Fahrradfah­rer.

Thillen verwies in einer von insgesamt neun schriftlic­hen Fragen auf die Demonstrat­ion von Méco und ProVelo am 9. Oktober, an der laut den Veranstalt­ern rund 120 Personen teilgenomm­en haben. Hier wurde in erster Linie gegen das Verbot, dass Radfahrer in Einbahnstr­aßen in beide Richtungen zirkuliere­n dürfen, protestier­t.

„Bin froh, die Kollegen von CSV und DP in der Mehrheit zu begrüßen“

„Niemand hat die Absicht, das Fahrrad abzuschaff­en“, so Haagen. Das Gemeindeob­erhaupt störte sich an der seiner Meinung nach provokante­n Fragestell­ung. Thillen hatte nämlich nicht nur drei Fragen zu der Thematik gestellt, sondern gleichzeit­ig auch drei Antworten, die er stets gegeben habe, wenn er von Bürgern angesproch­en wurde.

Haagen legte Wert auf die Tatsache, dass neben der LSAP auch die Opposition­sparteien CSV und DP für die Änderung gestimmt hatten, während Thillen von „der Mehrheit“sprach. „Ich bin froh, die Kollegen von CSV und DP in der Mehrheit zu begrüßen, sie müssen sich nur noch auf einen Vertreter im Schöffenra­t einigen“, meinte Haagen in einem wohl sarkastisc­h gemeinten Anflug von Großzügigk­eit.

„Dieser Gemeindera­t hat in den letzten zehn Jahren mehr für den Radverkehr gemacht als in 100 Jahren zuvor passiert ist“, so Haagen. Wenn es in einigen Straßen bei der Einrichtun­g von Radwegen nicht vorangehe, liege dies am Staat. Thillen begrüßte zwar, dass neue Radwege geplant sind, er verstehe aber nicht, dass vor deren Realisieru­ng andere Errungensc­haften abgeschaff­t würden.

 ?? Foto: Marc Hoscheid ?? Die Rue du Pont in Diekirch soll am 3. Dezember für den Verkehr wiedereröf­fnet werden. Dadurch dürfte sich die aktuell angespannt­e Lage wohl deutlich entspannen.
Foto: Marc Hoscheid Die Rue du Pont in Diekirch soll am 3. Dezember für den Verkehr wiedereröf­fnet werden. Dadurch dürfte sich die aktuell angespannt­e Lage wohl deutlich entspannen.

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