Frischer Wind
Volleyballmeister Strassen rüstet sich mit Rotation für den Titelkampf – und mit zwei Brüdern
Die Volleyball-Nationalspieler Samuel und Simao Novais sind kaum zu unterscheiden. Auch für ihre Kollegen beim VC Strassen nicht. Die Zwillinge spielen ihre erste Saison beim Volleyballmeister und manchmal finden sie es witzig, die Mannschaft mit ihrer großen Ähnlichkeit ein bisschen zu veräppeln. Doch die sportlichen Ambitionen der Brüder sind klar. „Wir versuchen, Meister zu werden. Das waren wir noch nie“, meint Libero Samuel Novais.
Die Chancen stehen gut, dass die 21-Jährigen ihr Ziel beim neuen Verein erreichen. Sie wechselten vom Escher VBC zum Titelverteidiger, dessen Kader nun womöglich noch konkurrenzfähiger ist, als er ohnehin schon war. Strassen hat als einzige Mannschaft der Novotel Ligue bislang in sechs Spielen noch keinen Satz verloren.
„Wir haben die Abgänge sehr gut aufgefangen und uns im Vergleich zur Vorsaison nochmal verstärkt“, sagt Gilles Braas. Die Novais-Brüder sind zwei von fünf Neuzugängen und nach Ansicht von Braas auch wegen ihres temperamentvollen Charakters eine Bereicherung. „Sie sind positiv verrückt und tun uns als Mannschaft gut. Denn sie bringen Stimmung aufs Feld und die Energie, die uns in der vergangenen Saison manchmal gefehlt hat. Sie sorgen für frischen Wind“, findet der Kapitän der Nationalmannschaft.
Viele personelle Wechsel
Bei den Strassenern sind die meisten Leistungsträger geblieben, einige Veränderungen gibt es aber. Außer den Novais-Zwillingen kamen Sina Arab (aus Bartringen), Jarvis Benito (Echternach) und der zuletzt in der zweiten deutschen Bundesliga engagierte Kanadier Clayton Couchman.
Deyvidas Raibikis kehrte nach Verletzung zurück. Zoran Simic verließ den Verein in Richtung Diekirch, Juan-Pablo Stutz ging nach Belair, Michal Bednarek zurück nach Polen. Ex-Libero Olivier de Castro ist nun Co-Trainer. Kapitän Ralf Lentz tritt aus beruflichen Gründen etwas kürzer.
Trainer Massimo Tarantini hat genug gute Akteure im Kader, um immer auf hohem Niveau trainieren zu können und im Spiel äußerst flexibel zu sein. „Wir wollten eine Gruppe von zwölf bis 14 Spielern, damit wir auch im Training immer eine Präsenz von mindestens zehn garantieren können“, erklärt er. Jede Position sei doppelt besetzt. Jeder Spieler trainiere alles. Das nutzt Tarantini für eine ausgiebige Rotation, bei der er immer wieder neue Kombinationen ausprobiert: „Wir haben bisher kein Spiel mit der selben Mannschaft gespielt. Denn ich möchte bereit sein, falls jemand ausfällt. Jeder soll jeden ersetzen können.“Auch Führungsspieler müssen mal draußen bleiben, sie akzeptieren das. „Der Vorteil im Vergleich zu anderen Mannschaften ist, dass wir nicht auszurechnen sind“, sagt Braas.
Reibungslos klappen die Wechselspiele allerdings nicht immer.
Im Duell mit Außenseiter Esch, dem ehemaligen Club der NovaisBrüder, hatte der Favorit am vergangenen Samstag deutlich mehr Mühe als erwartet. Es endete 3:0, aber Esch führte mehrfach. Die Sätze
waren mit 25:22, 25:22 und 26:24 hart umkämpft. „Wir sind die Gejagten. Es ist nicht immer einfach, als Favorit ins Spiel zu gehen“, meint Braas. Tarantini wertet die Konkurrenzsituation in der Meisterschaft
trotz der Strassener Tabellenführung als eng: „Die Tabelle sieht nach einem Spaziergang aus, aber das war es nicht.“
Ein schweres Duell erwartet er am Samstag im Heimspiel gegen
Lorentzweiler, den Finalkonkurrenten der Vorsaison. Der Vizemeister tritt kurz danach im europäischen Wettbewerb gegen Bukarest an.
Strassen hat laut Tarantini wegen der unabwägbaren Corona-Situation sowie aus finanziellen Gründen auf die Teilnahme am Challenge-Cup verzichtet. Im nächsten Jahr möchte man wieder dabei sein. Zuvor gilt alle Konzentration der Meisterschaft.
Wir haben bisher kein Spiel mit der selben Mannschaft gespielt. Denn ich möchte bereit sein, falls jemand ausfällt. Massimo Tarantini
Die Novais-Brüder wollen nach Kräften dabei mithelfen. Wer von beiden öfter zum Einsatz kommt, ist für sie zweitrangig. Aktuell ist Samuel als Libero regelmäßig auf dem Feld, Simao als Zuspieler weniger. „Gilles Braas ist auf meiner Position. Ich lerne viel von ihm“, sagt Simao Novais, der auch am Spielfeldrand beim Anfeuern immer alles gibt: „Es ist eine Mannschaftssportart. Wenn ich Spielzeit bekomme, freue ich mich. Wenn nicht, helfe ich dem Team einfach von draußen.“
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