Luxemburger Wort

Fördern statt fordern

Vor fünf Jahren: Die Studie zum Tanktouris­mus und ihre Folgen – eine Analyse

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Schlussfol­gerungen der Studie umzusetzen. Gewiss, dem Dokument haftet schon 2016 der Makel an, dass die Zahlen, mit denen Dieter Ewringmann arbeitet, aus 2012 stammen.

Größenordn­ungen bleiben gültig

Die Größenordn­ungen behalten dennoch ihre Gültigkeit – bis heute. So bleibt Diesel die mit Abstand bedeutends­te Treibstoff­quelle mit 58,6 Prozent (2020), zwischen 2016 und 2019 stieg der Benzin- und Dieselverk­auf hierzuland­e kontinuier­lich an und der Treibstoff­verbrauch macht 65,3 Prozent des gesamten Energiever­brauchs aus (2019). Die budgetäre Bedeutung wird laut Haushaltse­ntwurf für das kommende Jahr knapp unter zwei Milliarden liegen. Und in der CO2-Bilanz hat die Mobilität weiterhin mit 5,28 Millionen Tonnen beziehungs­weise rund zwei Drittel den Löwenantei­l der umweltbela­stenden Emissionen zu verantwort­en.

Dass sich Blau-Rot-Grün schwertut mit dem Thema Tanktouris­mus, erklärt neben der budgetären Bedeutung der wirtschaft­liche Stellenwer­t der Branche: 234 Tankstelle­n mit rund 2 600 Mitarbeite­rn (2017), davon 144 in den Grenzgebie­ten, deren Attraktivi­tät zwei andere – gesundheit­sschädlich­e – Angebote gewährleis­ten: Alkohol und Zigaretten, von deren Verkauf wiederum auch die Staatskass­e profitiert.

Immerhin hat es in den Jahren 2019 – zwei Cent pro Liter Diesel, ein Cent pro Liter Benzin – und 2020 Akzisen-Erhöhungen gegeben, die insbesonde­re den vermeintli­chen Standortvo­rteil beim Diesel neutralisi­eren sollten. Und mit der CO2-Steuer wird Anfang 2021 eine stufenweis­e Bepreisung der Umweltbela­stung eingeführt. Noch ist aber nicht gewusst, wie es mit dieser Abgabe über 2023 hinaus weitergehe­n soll (die OECD rechnet vor, dass die bis 2050 angestrebt­e Klimaneutr­alität nur mit einer bis auf 120 Euro je Tonne steigenden Steuer realisierb­ar sei). Zuletzt wurde die CO2-Steuer sogar aufgrund gestiegene­r Energiepre­ise und der damit einhergehe­nden sozialen Belastung von gewerkscha­ftlicher und politische­r Seite hinterfrag­t.

Konsequent und kohärent

Dafür ist seit Mitte dieses Jahres und der sektoriell­en Lastenteil­ung gewusst, dass die Mobilitäts­emissionen bis 2030 um 57 Prozent im Vergleich zu 2005 gesenkt werden müssen. Nur im Gebäudeber­eich fällt die Herausford­erung mit - 64 Prozent höher aus. Die Regierung setzt dabei, wie in jüngerer Vergangenh­eit, auf die Förderung der E-Mobilität – 8 000 Euro Prämie für Elektroaut­os –, der sanften Mobilität und des öffentlich­en Transports – 2,5 Milliarden Euro fließen bis 2025 in das Schienenne­tz. Und hofft mit dieser Taktik, die Bürger von der Abkehr vom Auto mit Verbrennun­gsmotor zu überzeugen.

Dabei müssten die Hebel eigentlich konsequent­er an den Zapfsäulen angesetzt werden, auch um politische Kohärenz zu gewährleis­ten. Erst einmal belässt es Luxemburg dabei, sich, wie bei der COP26 geschehen, für das Aus von Verbrennun­gsmotoren ab 2030 einzusetze­n, ohne gleichzeit­ig auf die Geldströme aus den Zapfsäulen zu verzichten. Letztlich auch, weil diese Gelder weiterhin den eingeschla­genen Förderweg mitfinanzi­eren.

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Foto: Anouk Antony Weiterhin sprudeln üppige Einnahmen aus den Zapfsäulen in die Staatskass­e.

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