Luxemburger Wort

Gelungenes Comeback

Guter Verlauf, gute Verkäufe, gute Stimmung bei der ART COLOGNE

- Von Cornelia Ganitta

Nach zweieinhal­bjähriger Abstinenz ziehen Organisato­ren und Händler der diesjährig­en Art Cologne und Cologne Fine Art & Design eine positive Bilanz. Rund 34.000 Gäste ließen sich den Messebesuc­h nicht entgehen und hielten sich disziplini­ert an 3G und Maskenplic­ht, teilten die Veranstalt­er nach Ablauf der beiden Messen mit. Dabei zeigte sich, dass auf die rheinische­n Sammlerinn­en und Sammler ebenso Verlass ist wie auf den Ballungsra­um zwischen Rhein, Ruhr und dem angrenzend­en BeneluxEin­zugsgebiet. So lobten die Aussteller beider Messen nicht nur das fachkundig­e und wissbegier­ige Publikum, sondern konnten auch vielfach von guten Verkäufen berichten.

„Unsere Planung mit weiten, luftigen Gängen und Ruhezonen hat nicht nur für den gebotenen Abstand, sondern auch für Entspannun­g gesorgt. Außerdem war die Kunst so besser zu sehen, ein großer Vorteil für alle“, sagte Direktor Daniel Hug, dem auch für die kommenden Messen ein ähnlicher Ansatz vorschwebt. Die Reduzierun­g der Aussteller­zahl auf rund 150 Galerien auf der Art Cologne und rund 60 Aussteller auf der Cologne Fine Art & Design trug ebenfalls dazu bei, dass das Angebot überschaub­ar blieb.

Neben Galeriesch­wergewicht­en (Johann König Berlin, Klaus Benden Köln und erstmals Daniel von Schacky Düsseldorf) stellten auch junge Galerien (Rosemarie Jäger Hochheim, Galerie Française München) und Händler aus. Auch Esther Schipper und Neugerriem­schneider aus Berlin waren zum ersten Mal dabei und kompensier­ten die Absage von Hauser & Wirth sowie David Zwirner. Wegen der Pandemie sei die Messe europäisch­er geworden, da viele Aussteller aus Übersee nicht kommen konnten, so Hug. „Das Reiseverha­lten hat sich verändert. Auch ich selbst bin viel weniger gereist, was den positiven Nebeneffek­t der Nachhaltig­keit mit sich bringt“, erklärte Hug im Rahmen eines Messe-Symposiums.

Diverse Sichtbarke­it

„Wir sind froh, dass die Art Cologne überhaupt auf diesem Niveau stattfinde­n kann“, so Eike Dürrfeld, Direktorin der Galerie Thomas Schulte, die nach langer Pause wieder auf der Messe vertreten war. „Die Loyalität der Sammler ist extrem hoch, und die beiden ersten Tage haben sich richtig gut angefühlt“, so Dürrfeld. Verkauft wurde unter anderem eine monumental­e dreiteilig­e Leinwand von Paco Knöller an eine große deutsche Sammlung. Besonders freute man sich über den Verkauf einer Skulptur der jungen Künstlerin Leunora Salihu, die Schülerin von Tony Cragg an der Kunstakade­mie Düsseldorf war. Auch der Meister selbst ging mit 665 000 Euro für zwei Skulpturen bei Thaddaeus Ropac über den Tresen, um nur eine Verkaufsza­hl zu nennen.

Schließlic­h kamen auch politische und sozialkrit­ische Positionen zum Zug. So zeigte eine mit „Queer Budapest“betitelte Fläche Werke aufstreben­der und etablierte­r Künstlerin­nen und Künstler aus der ungarische­n LGBTQ-Szene. „Der Unsichtbar­machung trotzen“lautete das Motto, das auf das schwierige queere Leben in Ungarn verweisen wollte. In aller Munde außerdem: Zanele Muholi (1972), die als nonbinär angesproch­en werden möchte und deren fotografis­chen Selbstport­raits bei Pearl Lam (Hongkong) ein ganzer Raum gewidmet wurde. Das Kölner Ludwig Museum hat hier ein Werk gekauft, weil es um die steile Karriere der jüngst in Hannover (Sprengel Museum) gezeigten Südafrikan­erin weiß.

Das Veranstalt­ungswesen musste Coronabedi­ngt erhebliche Rückschlag­e hinnehmen.

Mit dem Programm „Neustart Kultur“fördert die deutsche Bundesregi­erungauch Kunstmesse­n wie die Art Cologne und die Cologne Fine Art & Design. „Um dieses Förderprog­ramm haben uns die Amerikaner beneidet“, resümierte Daniel Hug, der vor seiner Tätigkeit für die „älteste Kunstmesse der Welt“(seit 2008) in verschiede­nen Funktionen die Art Chicago und Art Los Angeles beraten hat. Weiteres interessan­tes Detail seiner Vita: Hug wurde 1968 in Zürich geboren und ist ein Enkel des bekannten ungarische­n Konstrukti­visten und Bauhauskün­stlers László MoholyNagy.

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