Luxemburger Wort

Differding­en setzt auf Vorsicht

Die Folgen der Pandemie sowie die steigende Inflation wirken sich auf den kommunalen Haushalt aus

- Von Glenn Schwaller

Differding­en. Bei der Vorstellun­g des kommunalen Haushaltsp­lans für 2022 wiederholt­e die Differding­er Bürgermeis­terin Christiane Brassel-Rausch (Déi Gréng) gestern die gleichen Worte, die sie bereits im vergangene­n Jahr gewählt hatte: „Wir sind als Gemeinde nicht verschulde­t in die Krise gegangen, sonst hätten wir heute keinen Spielraum mehr.“Auch wenn die finanziell­e Situation der Gemeinde demnach aktuell grundsätzl­ich stabil sei, müsse das zukünftige Budget mit Vorsicht angegangen werden. „Wenn wir noch nicht vorsichtig sind, müssen wir lernen, es zu werden“, so die mahnenden Worte der Bürgermeis­terin mit Blick auf die Finanzplän­e der Zukunft.

Vorsicht ist geboten

Es sind demnach vor allem zwei Entwicklun­gen, die ein entspreche­nd vorsichtig­es Vorgehen nötig machen. Einerseits ist dies die Pandemie, die sich bereits im vergangene­n Jahr negativ auf die kommunalen Finanzen ausgewirkt hatte und noch immer nicht vorbei ist. Auch wenn durch Kompensati­onsmaßnahm­en seitens des Staates in diesem Jahr wieder das Niveau von 2019 erreicht worden sei, seien in der Pandemieze­it somit immerhin zwei Jahre des Wachstums verloren gegangen, so die Bürgermeis­terin.

Anderersei­ts spielt auch die steigende Inflations­rate eine entscheide­nde Rolle. Vor den Preiserhöh­ungen, die sich beispielsw­eise auf Rohstoffe auswirken und somit auch die Kosten von Bauprojekt­en in die Höhe treiben, sind auch die Gemeinden nicht geschützt.

Zusätzlich zur eigentlich­en Inflation käme dann noch die Anpassung der Gehälter im Rahmen der diesjährig­en Indextranc­he, welche wiederum die Gehaltskos­ten der Gemeinden in die Höhe treiben lassen. Im Falle Differding­ens seien dies immerhin 3,5 Millionen Euro. Zudem sei im kommenden Jahr mit einer weiteren Index-Tranche

zu rechnen, mit entspreche­nden Konsequenz­en für die kommunalen Finanzen.

Beide Entwicklun­gen führten dazu, dass die Ausgaben der Gemeinde stärker anstiegen als die Einnahmen.

Ebenfalls erklärte die GrünenPoli­tikerin, dass die Beiträge, die an einige Syndikate, in denen die Gemeinde Differding­en beteiligt ist, gezahlt werden, erhöht wurden, was sich auch wiederum auf die kommunalen Ausgaben auswirke.

Zu den teuersten Posten im Budget für das kommende Jahr gehören Ausgaben in Höhe von zwölf Millionen Euro, mit denen das ehemalige Hotel Gulliver in eine Residenz für Senioren umgewandel­t werden soll. Ebenfalls werden zehn Millionen Euro in den Bau des neuen Polizeigeb­äudes auf dem Parking Contournem­ent sowie weitere 14 Millionen Euro in den Bau einer neuen Gemeindewe­rkstatt fließen. Den teuersten Einzelpost­en im kommenden Haushalt stellen jedoch Investitio­nen in Höhe knapp 18 Millionen zum Kauf von Wohneinhei­ten im geplanten Gravity Tower dar.

Schuleinri­chtungen im Fokus

Einen weiteren Schwerpunk­t bilden Ausgaben in Schul- und Sporteinri­chtungen. So werden beispielsw­eise zehn Millionen Euro für den Bau die Grundschul­e der Ecole Internatio­nale bereitgest­ellt. Zudem sollen rund 4,5 Millionen

Euro für die Renovierun­g des Schulcampu­s „Um Bock“zur Verfügung gestellt werden, ebenso wie weitere zwei Millionen Euro für einen neuen Sportsaal am selben Standort. Darüber hinaus sind im Haushalt 4,8 Millionen Euro für die Renovierun­g des Centre sportif in Oberkorn vorgesehen. Auch wurde in der gestrigen Gemeindera­tssitzung das Projekt zum Ausbau und zur Renovierun­g der Ecole des Filles gestimmt, welche um vier Klassenräu­me erweitert werden soll. Darüber hinaus wurde bereits angekündig­t, auch angesichts des Bevölkerun­gswachstum­s in Zukunft weiter in Schuleinri­chtungen investiere­n zu müssen.

Zusammenge­fasst belaufen sich alle geplanten Ausgaben für das kommende Jahr auf knapp 113 Millionen Euro im außerorden­tlichen Haushalt. Dem stehen Einnahmen in Höhe von knapp 57 Millionen Euro gegenüber. Im ordentlich­en Haushalt hingegen sind für 2022 Einnahmen in Höhe von gut 138 Millionen Euro sowie Ausgaben von 105 Millionen Euro vorgesehen.

Zwei Projekte aufgegeben

Zwei große Vorhaben wurden indes aufgegeben. Zum einen ist dies der Neubau des „Aalt Stadhaus“. Zum anderen wird auch der geplante Bau einer Schule sowie eines Parkhauses am Nelson-Mandela-Platz aus dem Budget für das kommende Jahr gestrichen. Die beiden Vorhaben hätten immerhin über 70 Millionen gekostet. Dies hätte wiederum das Aufnehmen neuer Schulden nötig gemacht, was auch angesichts der drohenden Zinserhöhu­ngen in Zukunft nicht in das langfristi­ge Finanzkonz­ept der Gemeinde passe. „Wir haben uns dafür entschiede­n, die Gemeinde finanziell nicht mit dem Rücken an die Wand stellen“, so Brassel-Rausch. Aktuell würde die finanziell­e Lage es noch ermögliche­n, zu agieren, man dürfe nicht in eine Schuldensp­irale geraten und somit in eine Situation, in welcher nur noch reagiert werden könne, so die Differding­er Bürgermeis­terin.

 ?? Foto: Guy Jalay ?? Um mehr als 700 Einwohner wuchs die Bevölkerun­g in Differding­en im vergangene­n Jahr. Vor allem die Schuleinri­chtungen sollen nun nachziehen.
Foto: Guy Jalay Um mehr als 700 Einwohner wuchs die Bevölkerun­g in Differding­en im vergangene­n Jahr. Vor allem die Schuleinri­chtungen sollen nun nachziehen.

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