Luxemburger Wort

„2G und 3G wird Realität“

Regierung verschärft Covid-Regeln in Freizeit und Arbeit – Im Horesca-Sektor muss nun auch die Identität überprüft werden

- Von Annette Welsch

„Wir haben allen Grund, vorsichtig zu sein. Die Infektione­n steigen, wir hatten 80 Neuinfekti­onen mehr pro Tag als in der Vorwoche und es gibt auch einen leichten Anstieg der Virenpräse­nz in den Kläranlage­n.“Ausgehend von dieser Einschätzu­ng erläuterte Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) gestern gemeinsam mit Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) die neuen Maßnahmen, die der Regierungs­rat beschlosse­n hat. Mitte der Woche soll ein neues Gesetz eingebrach­t werden, das kommende Woche verabschie­det werden und dann bis Ende Februar gelten soll. Auch wenn das derzeitige Covid-Gesetz erst am 18. Dezember ausläuft.

„Wir haben mehr als 60 Patienten in den Spitälern, die Zahl der Patienten auf der Intensivst­ation schwankt zwischen zehn und 15. Der Weg, Schlimmere­s zu verhindern, hat sich nicht geändert: Es müssen sich mehr Leute impfen lassen und wir müssen mehr Vorsicht bei Kontakten walten lassen, damit Infektione­n bei Ungeimpfte­n, die ein größeres Risiko tragen, schwer zu erkranken, verhindert werden.“Die Impfquote reiche nicht, um eine Überlastun­g der Spitäler auszuschli­eßen. „Wir wollen keine Operatione­n absagen müssen und auch einen Lockdown verhindern.“

Um die Ziele zu erreichen, die Impfquote hochzusetz­en und Ansteckung­en zu vermeiden, werden nun die Covid-Regeln verschärft: 2G (geimpft oder genesen) soll in der Freizeit gelten – in Restaurant­s und Cafés, beim Sport und in der Kultur, ob drinnen oder draußen. Also auch auf Märkten und Terrassen und für den Sport in Hallen oder an der frischen Luft. Dafür können künftig dann auch Identitäts­kontrollen von den Verantwort­lichen durchgefüh­rt werden. Wird dies verweigert, kann der Zugang verwehrt werden.

3G (geimpft, genesen oder getestet) soll ab Mitte Januar dann in der Arbeitswel­t gelten – die Freiwillig­keit davon wird dann zur Pflicht. Darüber beriet die Regierung gestern Morgen schon mit den Sozialpart­nern und auch heute sollen weitere Modalitäte­n dazu gemeinsam geklärt werden. „Wir hoffen eine Lösung zu finden, die akzeptiert wird“, erklärte Bettel, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass die Regierung ihre Verantwort­ung übernehmen wird, wenn sich die Sozialpart­ner querstelle­n sollten. Die Arbeitnehm­er

sollen nun noch in den nächsten fünf Wochen die Möglichkei­t bekommen, sich impfen zu lassen. „Wenn der Arbeitnehm­er einverstan­den ist, kann er die Dauer der

Gültigkeit seines Covid-Zertifikat­s angeben, damit er es nicht immer wieder vorzeigen muss. Das wird auch ins Gesetz aufgenomme­n.“

Vier-Monatsfris­t für Astra Zeneca Noch in dieser Woche könnte dagegen die bereits am vergangene­n Freitag beschlosse­ne Verkürzung der Fristen für die Gültigkeit von Covid-Tests in Kraft treten, denn dafür brauche es kein Gesetz. Bekanntlic­h sind dann die Resultate von Schnelltes­ts nur noch 24 Stunden, die von PCR-Tests 48 Stunden

valide. „Wir gleichen uns hier an unsere Nachbarlän­der an, damit es zu keinem Durcheinan­der kommt.“Besucher von Alters- und Pflegeheim­en sowie von Krankenhäu­sern müssen künftig einen Schnelltes­t im Eingang machen. Denn das Risiko, dass auch Geimpfte und Genesene sich dennoch infiziert haben, besteht ja durchaus. „Für den Privatbere­ich können wir dagegen nur empfehlen: Die Maske ist immer ein guter Schutz und Tests auch, vor allem wenn Vulnerable besucht werden.“Für die 45 000 Personen, die zweimal mit Astra Zeneca geimpft wurden, dessen Wirkung schneller nachlässt, kam die gute Nachricht, dass sie bereits vier Monate nach ihrer Impfung eine Auffrischu­ng erhalten können.

„Die Situation eskaliert in Europa“, mahnte auch Lenert. „Wir wollen aber differenzi­ert vorgehen.“Eine Impfwoche vom 6. bis 12. Dezember, vier Impfzentre­n, mobile Impfmannsc­haften in Einkaufsze­ntren, Impfen beim Hausarzt und in Zukunft auch beim Apotheker, sobald das entspreche­nde Gesetz durch ist: Die Regierung möchte angesichts der stagnieren­den Impfquote alles daran setzen, mehr Erst- und Auffrischu­ngsimpfung­en zu erreichen. Kinder unter zwölf weisen derzeit die höchste Infektions­rate auf. Am 20. Dezember werden die speziell für sie entwickelt­en Impfstoffe verfügbar sein. Vorgesehen ist nun auch, dass Pakete von fünf Gratistest­s pro Person verteilt werden. Die entspreche­nden Briefe gehen während der Impfwoche heraus. Damit sollen vor den Feiertagen mögliche Infektions­ketten gebrochen werden. Für Versammlun­gen bis zu zehn Personen wird es keine Restriktio­nen geben, bei zehn bis 50 Personen gilt Maske und Distanz halten, 50 bis 200 Personen müssen mit Maske sitzen und bei 200 bis 2 000 Personen gilt 2G.

Die Situation eskaliert in Europa, wir wollen aber differenzi­ert vorgehen. Paulette Lenert

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Foto: Guy Jallay „Wenn wir uns jetzt Mühe geben, können wir einen Lockdown verhindern“, so die Botschaft.

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