Luxemburger Wort

Was wir zu Omikron wissen

Ein Überblick zur derzeitige­n Faktenlage über die neue Variante des Corona-Virus

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Eine neue Variante des Corona-Virus wurde in Südafrika und Botswana identifizi­ert und hat dort für einen steilen Anstieg der Inzidenzen gesorgt. Die Variante B.1.1.529 erhielt den Namen Omikron und wurde von der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) als besorgnise­rregend eingestuft. Es wurde bereits in zahlreiche­n Ländern auf der ganzen Welt diagnostiz­iert und vielerorts werden Reisende aus dem südlichen Afrika mit Einreiseve­rboten oder Quarantäne belegt. Doch was wissen wir bisher über Omikron?

Was ist das Besondere an dieser Variante?

Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 zeichnet sich nach Angaben des Europäisch­en Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheite­n (ECDC) durch etwa 30 Veränderun­gen, drei kleine Deletionen und eine kleine Insertion im Spike-Protein aus. Die Hälfte der Veränderun­gen befindet sich in der Rezeptorbi­ndungsdomä­ne – dem Teil des Spike-Proteins, der zur Bindung an das Enzym ACE-2 dient, auf das das Corona-Virus abzielt, um in Zellen einzudring­en und eine Infektion zu verursache­n. Mutationen in diesem Bereich können dazu führen, dass das SpikeProte­in von den Antikörper­n, die als Reaktion auf eine Impfung oder eine natürliche Infektion gebildet werden, weniger gut erkannt wird. Omikron ist die am stärksten abweichend­e Variante, die bisher in großer Zahl entdeckt wurde, und gibt Anlass zur Sorge, dass sie zu einer größeren Übertragba­rkeit, einer erhebliche­n Verringeru­ng der Wirksamkei­t des Impfstoffs und einem erhöhten Risiko von Reinfektio­nen

führen könnte, so das ECDC. Aber die Forscher sind sich noch nicht sicher.

Woher kommt die Variante?

Die Krankheit wurde der WHO erstmals am 24. November aus Südafrika gemeldet, wobei die erste bekannte bestätigte Infektion aus einer am 9. November entnommene­n Probe stammte. Nach Angaben des ECDC wurde die Krankheit am 11. November auch in Botswana entdeckt.

Wie verbreitet ist die Variante?

Erste PCR-Testergebn­isse zeigen, dass 90 Prozent der 1 100 neuen Fälle, die am 24. November in der südafrikan­ischen Provinz um Johannesbu­rg gemeldet wurden, durch die neue Variante verursacht wurden. Der südafrikan­ische Präsident Cyril Ramaphosa sagte am Sonntag, dass die durchschni­ttliche Zahl der täglichen Fälle in seinem Land von 500 in der Vorwoche und 275 in der Woche davor auf etwa 1 600 angestiege­n sei. Der Anteil der Covid-Tests, die positiv ausfielen, stieg in weniger als einer Woche von etwa zwei Prozent auf neun Prozent. Insgesamt wurde die Variante bisher in mindestens 17 Ländern diagnostiz­iert.

Welche Maßnahmen haben Regierunge­n getroffen?

Großbritan­nien, wo bereits drei Omikron-Fälle diagnostiz­iert wurden, verhängte ein vorübergeh­endes Landeverbo­t für Flüge aus Südafrika und mehrere andere Länder, ähnliche Einschränk­ungen verhängte auch Israel. Australien,

Indien und Singapur beschränke­n die Einreise für Reisende, die aus dem südlichen Afrika ankommen. Die EU-Kommission schlug eine Notbremse für Flüge aus Südafrika vor. Israel untersagt Ausländern die Einreise für 14 Tage. Südafrikas Gesundheit­sminister Joe Phaahla bezeichnet­e die neuen Einreiseve­rbote, die insbesonde­re von der EU verhängt wurden, als „ungerechtf­ertigt“. Die Regierunge­n rufen außerdem zu zusätzlich­en Impfungen auf, um die Immunität zu stärken.

Wie besorgnise­rregend ist das?

Angesichts der Mutationen ist die Wahrschein­lichkeit einer weiteren Ausbreitun­g von Omikron auf globaler Ebene hoch, so die WHO gestern in einem technische­n Briefing-Dokument. Das

Ausmaß dieser Verbreitun­g würde von einer Reihe von Faktoren abhängen, unter anderem davon, wo die Infektione­n auftreten. Dass die Variante „schneller entdeckt wurde als frühere Infektions­wellen, deutet darauf hin, dass sie einen Wachstumsv­orteil haben könnte“. Bisher liegen keine Informatio­nen vor, die darauf hindeuten, dass sich die mit Omikron assoziiert­en Symptome von denen anderer Varianten unterschei­den, so die WHO. Die Organisati­on wies auch darauf hin, dass die steigende Zahl der Krankenhau­saufenthal­te in Südafrika eher auf die steigende Gesamtzahl der Infizierte­n als auf Omikron zurückzufü­hren sein könnte. Moderna Inc. Chief Medical Officer Paul Burton, sagte am Sonntag, er vermute, dass Omikron sich den aktuellen Impfstoffe­n entziehen könnte. Sollte dies der Fall sein, könnte Anfang 2022 ein neu formuliert­er Impfstoff verfügbar sein.

Was passiert als nächstes?

Die WHO erklärte, sie arbeite mit Forschungs­teams in aller Welt zusammen, um Omikron besser zu verstehen. Zu den laufenden oder in Kürze beginnende­n Studien gehören Bewertunge­n der Übertragba­rkeit, der Schwere der Infektion (einschließ­lich der Symptome), der Leistungsf­ähigkeit von Impfstoffe­n und diagnostis­chen Tests sowie der Wirksamkei­t von Behandlung­en. Um den Schweregra­d der Omikron-Variante zu verstehen, wird es „einige Tage bis Wochen dauern“, so die in Genf ansässige Agentur. In den USA, die vor Kurzem ein einjährige­s Verbot für den Tourismus aus einem Großteil der Welt aufgehoben haben, sagte der oberste medizinisc­he Berater Anthony Fauci, er wolle mehr Daten sehen. Biontech erwartet die ersten Daten aus Labortests über die Wechselwir­kungen mit seinem Impfstoff innerhalb von zwei Wochen. Bloomberg

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Foto: AFP Omikron, die neue Covid-19-Variante, breitet sich derzeit weltweit aus.

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