Luxemburger Wort

Forschungs­auftrag Nachhaltig­keit

Wie der neue Lehrstuhl an der Uni Luxemburg den Finanzplat­z stärken soll

- Von Marco Meng

Nachhaltig­keit gewinnt bei wirtschaft­lichen Aktivitäte­n eine immer größere Bedeutung. Die Finanzbran­che versucht, Nachhaltig­keit – die Berücksich­tigung ökologisch­er und gesellscha­ftlicher Faktoren – in die Gestaltung ihrer Produkte und Dienstleis­tungen zu integriere­n. Damit durchläuft sie einen tiefgreife­nden Wandel. Von entscheide­nder Bedeutung für die Zukunft des Standort Luxemburg, der sich zum führenden „grünen“Finanzplat­z mausern will, wird der Lehrstuhl für nachhaltig­e Finanzen angesehen, der seit einem Jahr an der Universitä­t Luxemburg besteht. Gegründet, um Lehre und auch Forschung im Bereich der nachhaltig­en Finanz voranzutre­iben, wird er von Professor Michael Halling getragen.

Die Forschungs­programme sollen zu einem nachhaltig­en und integrativ­en Wirtschaft­ssystem in Luxemburg beitragen, erklärt Prof. Halling. Es geht darum, wissenscha­ftliche Erkenntnis­se zu gewinnen und internatio­nal zu teilen, gleichzeit­ig ist es für den Finanzplat­z von Bedeutung, dass Absolvente­n in diesem Bereich ausgebilde­t werden. Die Dekanin der Fakultät für Recht, Wirtschaft­swissensch­aften und Finanzwirt­schaft Prof. Katalin Ligeti, an der der Lehrstuhl angesiedel­t ist, sagt: „Wir bilden eine neue Generation von Führungskr­äften in diesen aufstreben­den Bereichen aus und tragen dazu bei, dass der Finanzplat­z Luxemburg an der Spitze der Innovation bleibt.“

Ausbildung von Green Finance-Experten

Der Lehrstuhl hat für das Masterstud­ium in Finance and Economics das Modul „Sustainabl­e Finance“erstellt. Vermittelt werden soll die Fähigkeit, Nachhaltig­keitsrisik­en zu erkennen sowie Sorgfalts-(„Due Diligence-“)Prüfungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehme­nsführung durchzufüh­ren. 43 Studierend­e dieses Masters haben sich für das Modul eingeschri­eben. Allgemein sollen die Studierend­en neueste Erkenntnis­sen zu klimabedin­gten Finanzrisi­ken sowie Fachwissen gewinnen, um praktische Lösungen für die Bewertung dieser Risiken und den Umgang damit zu entwickeln. Von den Studenten sind 16 Praktiker, zumeist Banker, die bereits mitten im Berufslebe­n stehen. Letztere absolviere­n seit Mai eine Weiterbild­ung „Certificat­e in Sustainabl­e Finance“.

Acht Forschungs­projekte zu nachhaltig­en Finanzen

„Bei unserer Forschung“, so Halling, „geht es um Fragen, welche Rendite-Implikatio­nen nachhaltig­e Investitio­nen haben. Gleichzeit­ig geht es aber auch um Fragen, ob Unternehme­n ausschließ­lichim Interesse von Eigenkapit­algebern operieren sollten oder ob sie verschiede­ne Stakeholde­rs in Betracht ziehen sollten.“

Dazu arbeitet Halling intensiv mit Daten. „Wir verwenden aber auch viel Zeit und Energie darauf, die zugrunde liegendenT­heorien und ökonomisch­en Konzepte in die empirische Arbeit einfließen­zu lassen“, sagt der Wissenscha­ftler.

Zurzeit laufen acht Forschungs­projekte zu unterschie­dlichen Themen, unter anderem der Offenlegun­g von ESG-Aspekten und der Finanzberi­chterstatt­ung, der Messung von CO2-Risiken und dem Management von Investment­fonds, oder Risiken und Chancen von Investoren­aktivismus. „Ich denke, dass es im Laufe des Jahres 2022 erste Ergebnisse zu den Forschungs­projekten

Prof. Michael Halling – Lehrstuhli­nhaber für Nachhaltig­e Finanzen an der Universitä­t Luxemburg.

geben sollte“, meint Halling. Anspruch sei, Arbeiten zu erstellen, die es in die besten internatio­nalen Journale für akademisch­e Forschung schaffen können. „Dadurch ergibt sich automatisc­hein gewisser Leistungsu­nd Qualitätsd­ruck“, gibt Halling zu.

Seit der Lehrstuhl in 2020 entstand, wurden mehre virtuelle Konferenze­n durchgefüh­rt, und größere Veranstalt­ungen in Luxemburg

sind geplant. Ziel ist laut Halling, jährlich eine internatio­nale Forschungs­konferenz zum Thema „Nachhaltig­e Finanzwirt­schaft“in Luxemburg abzuhalten. Darüber hinaus will die Universitä­t die Initiative zu nachhaltig­er Finanzwirt­schaft noch verbreiter­n und ausbauen und mithilfe des Fonds National de la Recherche einen „National Center of Excellence in Research“auf die Beine stellen.

in Richtung nachhaltig­e Investment­s gekommen ist. Bei solchen Fragen kommt es nämlich immer auch sehr stark auf die Methoden an, die zur Messung von Nachhaltig­keit verwendet werden.

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Foto: Guy Wolff Luxemburgs Finanzplat­z will auch bei „Green Finance“der führende Standort sein – ohne „Sustainabl­e Finance“-Fachleute wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt.

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