Geboren im Zeichen der Langeweile
Die Netflix-Serie „Astrologischer Leitfaden für gebrochene Herzen“dümpelt vor sich hin
Hand aufs Herz: Wer käme beim Durchblättern einer Zeitung nicht ab und zu in Versuchung, seine Augen über das vulgärastrologische Tageshoroskop schweifen zu lassen? Zumeist weit abgeschlagen im Blatt platziert, zwischen Fernsehprogramm und Verbrauchertipps, zeugt die Rubrik bis heute von der Faszination der Menschheit für die auch eine glückliche Beziehung möglich. Mit seiner Expertise entwickelt Alice ein Fernseh-Format, das Paare auf Grundlage ihres astrologischen Matches zusammenbringen soll.
Seicht mit Happy-End-Garantie
Angelegt ist die Serie als romantische Komödie, ein Genre, das die Zuschauerschaft unversöhnlich in Fans und Verächter spaltet: Zwischen der heiteren Freude an den seichten Erzählungen mit HappyEnd-Garantie und einer angewiderten Ablehnung der oberflächlichen Liebesfilmchen gibt es nur wenig Raum für Kompromisse. Nun ist „Astrologischer Leitfaden für gebrochene Herzen“aber selbst jenseits strenger Kunstkriterien eine überaus klischeehaft und dazu noch schleppend erzählte Geschichte.
Ohne Verve, ohne Witz und ohne jede erzählerische Ambition dümpelt die Erzählung auf ihren schalen Höhepunkt zu, der schon seit der ersten Folge weithin sichtbar ist.
Ein weiteres Problem ist das eigenartige Frauenbild, das die Serie produziert: Die Mittdreißigerin Alice wirkt wie die Karikatur eines verhuschten Script Girls, das in seinem ratlosen Habitus eher an ein verunsichertes Schulmädchen als an eine gestandene Fernsehproduzentin erinnert.
Mit ihrer holzschnittartigen Anlage befindet sie sich allerdings in bester Gesellschaft: Von der im Mutterdasein versunkenen besten Freundin bis zum genderfluiden platonischen Freund birgt kein
Charakter auch nur den Hauch einer überraschenden Entwicklung.
Für die Produktion sprechen eigentlich nur die atemberaubenden Aufnahmen des Spielortes Turin, in die zu versinken die banalen Dialoge reichlich Gelegenheit lassen. Die sechs gut halbstündigen (gefühlt allerdings deutlich längeren) Episoden behandeln pro Folge jeweils ein Sternbild. Auch astrologische Laien ahnen, was das bedeutet: Eine zweite Staffel mit den restlichen Tierkreiszeichen ist so gut wie sicher. Wirkliche Begeisterung kann man über diese Zukunftsaussichten nicht empfinden – ganz unabhängig davon, unter welchem Sternzeichen man geboren ist.
Staffel Eins ist auf Netflix verfügbar.