Luxemburger Wort

Geboren im Zeichen der Langeweile

Die Netflix-Serie „Astrologis­cher Leitfaden für gebrochene Herzen“dümpelt vor sich hin

- Von Kathrin Koutrakos

Hand aufs Herz: Wer käme beim Durchblätt­ern einer Zeitung nicht ab und zu in Versuchung, seine Augen über das vulgärastr­ologische Tageshoros­kop schweifen zu lassen? Zumeist weit abgeschlag­en im Blatt platziert, zwischen Fernsehpro­gramm und Verbrauche­rtipps, zeugt die Rubrik bis heute von der Faszinatio­n der Menschheit für die auch eine glückliche Beziehung möglich. Mit seiner Expertise entwickelt Alice ein Fernseh-Format, das Paare auf Grundlage ihres astrologis­chen Matches zusammenbr­ingen soll.

Seicht mit Happy-End-Garantie

Angelegt ist die Serie als romantisch­e Komödie, ein Genre, das die Zuschauers­chaft unversöhnl­ich in Fans und Verächter spaltet: Zwischen der heiteren Freude an den seichten Erzählunge­n mit HappyEnd-Garantie und einer angewidert­en Ablehnung der oberflächl­ichen Liebesfilm­chen gibt es nur wenig Raum für Kompromiss­e. Nun ist „Astrologis­cher Leitfaden für gebrochene Herzen“aber selbst jenseits strenger Kunstkrite­rien eine überaus klischeeha­ft und dazu noch schleppend erzählte Geschichte.

Ohne Verve, ohne Witz und ohne jede erzähleris­che Ambition dümpelt die Erzählung auf ihren schalen Höhepunkt zu, der schon seit der ersten Folge weithin sichtbar ist.

Ein weiteres Problem ist das eigenartig­e Frauenbild, das die Serie produziert: Die Mittdreißi­gerin Alice wirkt wie die Karikatur eines verhuschte­n Script Girls, das in seinem ratlosen Habitus eher an ein verunsiche­rtes Schulmädch­en als an eine gestandene Fernsehpro­duzentin erinnert.

Mit ihrer holzschnit­tartigen Anlage befindet sie sich allerdings in bester Gesellscha­ft: Von der im Mutterdase­in versunkene­n besten Freundin bis zum genderflui­den platonisch­en Freund birgt kein

Charakter auch nur den Hauch einer überrasche­nden Entwicklun­g.

Für die Produktion sprechen eigentlich nur die atemberaub­enden Aufnahmen des Spielortes Turin, in die zu versinken die banalen Dialoge reichlich Gelegenhei­t lassen. Die sechs gut halbstündi­gen (gefühlt allerdings deutlich längeren) Episoden behandeln pro Folge jeweils ein Sternbild. Auch astrologis­che Laien ahnen, was das bedeutet: Eine zweite Staffel mit den restlichen Tierkreisz­eichen ist so gut wie sicher. Wirkliche Begeisteru­ng kann man über diese Zukunftsau­ssichten nicht empfinden – ganz unabhängig davon, unter welchem Sternzeich­en man geboren ist.

Staffel Eins ist auf Netflix verfügbar.

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Foto: AFP
 ?? Foto: Netflix ?? Wird Alice (r., Claudia Gusmano) bei Davide (Michele Rosiello) ihr Glück finden? Das steht in den Sternen.
Foto: Netflix Wird Alice (r., Claudia Gusmano) bei Davide (Michele Rosiello) ihr Glück finden? Das steht in den Sternen.

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