Luxemburger Wort

Für Wintergäst­e und Standvögel

Vor allem bei Dauerfrost und geschlosse­ner Schneedeck­e ist eine Zufütterun­g sinnvoll

- Von Jean-Philippe Schmit

Luxemburg. Mit dem ersten Advent hat auch der erste Schnee Luxemburg erreicht. Die Zugvögel sind der kalten Jahreszeit bereits davongeflo­gen. Die Vögel, die den Winter im Großherzog­tum verbringen, stoßen bei der Futtersuch­e auf zunehmende Schwierigk­eiten. Frost, Eis und Schnee erschweren die Nahrungssu­che. Zeit also, das Futterhäus­chen aus dem Keller zu holen.

„Wenn bis zwei, drei Zentimeter Schnee liegen, kommt alles an die Futterstat­ion“, meint Jim Schmitz, Vizepräsid­ent von Natur & Ëmwelt. Ein neuer Futterplat­z würde sich unter den Wildvögeln, wie den Blaumeisen, den Rotkehlche­n oder den Buntspecht­en, schnell herumsprec­hen. „Wenn ein Vogel bei seiner Futtersuch­e etwas findet, dauert es nicht lange und die anderen Vögel kommen nach“, sagt der Ornitholog­e. „Bei Frost oder Schnee werden die Besucher sehr zahlreich sein“, verspricht er.

„Die Körpertemp­eratur eines Singvogels beträgt 42 Grad Celsius“, erklärt Jim Schmitz. Der Energieums­atz ist dementspre­chend höher, die Kalorienzu­fuhr muss es auch sein. „Während der Nacht verlieren sie zehn Prozent ihres Körpergewi­chtes“, so der Experte. Um auf den Beinen zu bleiben“, gilt es, möglichst viel Futter zu finden – vor allem wenn die Nacht sehr kalt war.

„Die Vögel sind nicht auf eine Zufütterun­g angewiesen“, meint Jim Schmitz. Sie würden auch so satt werden. Besonders bei Dauerfrost und geschlosse­ner Schneedeck­e

sei die Zufütterun­g jedoch hilfreich. Doch auch der Mensch habe etwas davon, wenn er im Garten oder auf dem Balkon eine Futterstat­ion einrichtet.

„Der Futterplat­z ist ein schönes Fenster in die Natur“, meint Jim Schmitz. Das Füttern sei eine Aktivität, die vielen Menschen Freude bereitet. In diesem Zusammenha­ng wies der Vogelkundl­er auf die anstehende Wildvogelz­ählung hin. Rund 20 Arten gehören zu den häufigsten Gästen.

„Falls ein Turmfalke am Futterplat­z auftauchen sollte, so lassen Sie ihn gewähren; er fängt meistens nur schwache Vögel“, schreibt eine Initiative des Naturpark Uewersauer in einer Broschüre zum Thema Winterfütt­erung. Greifvögel würden schließlic­h auch während der kalten Jahreszeit unter Nahrungsma­ngel leiden.

Nahrungsma­ngel unter Greifvögel­n

„Bei der Auswahl des Futterhäus­chens sollte man darauf achten, dass es siloartig ist“, unterstrei­cht Jim Schmitz. Diese seien hygienisch­er. Die Frage, was auf den Teller kommen sollte, weiß der Experte auch zu beantworte­n. „Im Prinzip ist gegen fettreiche­s Futter nichts einzuwende­n“, meint er. Neuere Studien legen aber nahe, dass zu reichhalti­ges Futter negative Auswirkung­en auf einen späteren Bruterfolg habe.

Besonders die im Handel angebotene­n Meisenknöd­el, die zu großen Teilen aus Fett bestehen, stehen in der Kritik. Ob es an der Qualität der verwendete­n Fette liegt, oder an der Tatsache, dass dank kalorienre­icher Nahrung auch die schwächere­n Tiere den Winter überleben, wurde noch nicht abschließe­nd geklärt. Jim Schmitz rät dazu, die Meisenknöd­el selber herzustell­en. „Schweinesc­hmalz aufwärmen und Sonnenblum­enkerne hinzufügen“, erklärt er das Rezept. „Dann weiß man auch was drin ist.“

Als ideales Vogelfutte­r für Körnerfres­ser schlägt er Sonnenblum­enkerne vor, „das wird von fast allen Arten gefressen.“Bei ungeschält­en Sonnenblum­enkernen fällt zwar viel Abfall an, dafür bleiben die Vögel auch länger an der Futterstat­ion – man kann sie also auch länger beobachten. „Mais-, Weizen-, oder Gerstenkör­ner sind auch gutes Vogelfutte­r“, fügt der Vizepräsid­ent von Natur & Ëmwelt bei. „Manche nehmen auch Hirse.“

Auf keinen Fall soll man den Tieren Gewürztes oder Gesalzenes anbieten. „Küchenabfä­lle eignen sich nicht als Vogelfutte­r“, so Jim Schmitz. Spatzen würden sich zwar über die Essensrest­e freuen, zu viel davon schade ihrer Gesundheit. „Dann besser gar kein Futter“, bekräftigt Jim Schmitz.

Igel nicht füttern

Igel sollte man auch nicht füttern, in der Natur gebe es ausreichen­d Nahrung, wie Würmer oder Schnecken. „Früher gab es Leute, die Igel im Sommer mit Hunde- oder Katzenfutt­er zufütterte­n“, erklärt Jim

Schmitz. Dies sollte man nicht tun, es schade den Igeln und locke andere Tiere, wie etwa Ratten oder Füchse an. „Wenn man den Igeln eine Freude bereiten will, kann man in einer Ecke des Gartens einen Haufen mit kleinen Ästen und Blättern anlegen“, so Schmitz. Ein Igel auf der Suche nach einem Winterquar­tier könnte darin den Winterschl­af verbringen.

Graureiher und Turmfalken

Der Graureiher gehört zu den größeren Tieren, die unerwartet im Garten auftauchen können. Die Sonnenblum­enkerne lassen sie dabei links liegen und interessie­ren sich für den Gartenteic­h – falls vorhanden. „Beim Überflug erkennen sie sofort, ob sich ein Besuch lohnt“, erläutert Jim Schmitz. „Sie warten bis die Menschen nicht mehr da sind, und dann gibt es KoiSushi.“

Als Alternativ­e zu der Winterfütt­erung können Gartenbesi­tzer bei der Gestaltung und der Pflege des Hausgarten­s auch an die Wildtiere denken. Die gute Nachricht ist, dass ein naturnaher Garten nicht nur eine kleine Oase für die Tiere in der Umgebung ist, sondern auch mit weniger Arbeit verbunden ist. „Ein sauberer Garten ist schlecht für die Artenvielf­alt“, bestätigt Jim Schmitz.

Auch bei der Auswahl der Gartenpfla­nzen sollte man die Vögel berücksich­tigen. Dies muss nicht immer die Hecke aus einheimisc­hen Sträuchern sein. Wenn man die Sonnenblum­e im Garten stehen lässt, nachdem sie verwelkt ist und ein Vogel sie entdeckt: „Dann dauert es nicht lange, und Ratzfatz ist alles weg.“

Der Futterplat­z ist ein Fenster in die Natur. Jim Schmitz, Natur & Ëmwelt

 ?? Foto: Marc Wilwert ?? Der Experte rät zu Sonnenblum­enkernen in einer säulenarti­gen Futterstat­ion. So bleibt das Vogelfutte­r frei von Verunreini­gungen und die Ausbreitun­g von Krankheite­n wird unterbunde­n.
Foto: Marc Wilwert Der Experte rät zu Sonnenblum­enkernen in einer säulenarti­gen Futterstat­ion. So bleibt das Vogelfutte­r frei von Verunreini­gungen und die Ausbreitun­g von Krankheite­n wird unterbunde­n.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg