Für Wintergäste und Standvögel
Vor allem bei Dauerfrost und geschlossener Schneedecke ist eine Zufütterung sinnvoll
Luxemburg. Mit dem ersten Advent hat auch der erste Schnee Luxemburg erreicht. Die Zugvögel sind der kalten Jahreszeit bereits davongeflogen. Die Vögel, die den Winter im Großherzogtum verbringen, stoßen bei der Futtersuche auf zunehmende Schwierigkeiten. Frost, Eis und Schnee erschweren die Nahrungssuche. Zeit also, das Futterhäuschen aus dem Keller zu holen.
„Wenn bis zwei, drei Zentimeter Schnee liegen, kommt alles an die Futterstation“, meint Jim Schmitz, Vizepräsident von Natur & Ëmwelt. Ein neuer Futterplatz würde sich unter den Wildvögeln, wie den Blaumeisen, den Rotkehlchen oder den Buntspechten, schnell herumsprechen. „Wenn ein Vogel bei seiner Futtersuche etwas findet, dauert es nicht lange und die anderen Vögel kommen nach“, sagt der Ornithologe. „Bei Frost oder Schnee werden die Besucher sehr zahlreich sein“, verspricht er.
„Die Körpertemperatur eines Singvogels beträgt 42 Grad Celsius“, erklärt Jim Schmitz. Der Energieumsatz ist dementsprechend höher, die Kalorienzufuhr muss es auch sein. „Während der Nacht verlieren sie zehn Prozent ihres Körpergewichtes“, so der Experte. Um auf den Beinen zu bleiben“, gilt es, möglichst viel Futter zu finden – vor allem wenn die Nacht sehr kalt war.
„Die Vögel sind nicht auf eine Zufütterung angewiesen“, meint Jim Schmitz. Sie würden auch so satt werden. Besonders bei Dauerfrost und geschlossener Schneedecke
sei die Zufütterung jedoch hilfreich. Doch auch der Mensch habe etwas davon, wenn er im Garten oder auf dem Balkon eine Futterstation einrichtet.
„Der Futterplatz ist ein schönes Fenster in die Natur“, meint Jim Schmitz. Das Füttern sei eine Aktivität, die vielen Menschen Freude bereitet. In diesem Zusammenhang wies der Vogelkundler auf die anstehende Wildvogelzählung hin. Rund 20 Arten gehören zu den häufigsten Gästen.
„Falls ein Turmfalke am Futterplatz auftauchen sollte, so lassen Sie ihn gewähren; er fängt meistens nur schwache Vögel“, schreibt eine Initiative des Naturpark Uewersauer in einer Broschüre zum Thema Winterfütterung. Greifvögel würden schließlich auch während der kalten Jahreszeit unter Nahrungsmangel leiden.
Nahrungsmangel unter Greifvögeln
„Bei der Auswahl des Futterhäuschens sollte man darauf achten, dass es siloartig ist“, unterstreicht Jim Schmitz. Diese seien hygienischer. Die Frage, was auf den Teller kommen sollte, weiß der Experte auch zu beantworten. „Im Prinzip ist gegen fettreiches Futter nichts einzuwenden“, meint er. Neuere Studien legen aber nahe, dass zu reichhaltiges Futter negative Auswirkungen auf einen späteren Bruterfolg habe.
Besonders die im Handel angebotenen Meisenknödel, die zu großen Teilen aus Fett bestehen, stehen in der Kritik. Ob es an der Qualität der verwendeten Fette liegt, oder an der Tatsache, dass dank kalorienreicher Nahrung auch die schwächeren Tiere den Winter überleben, wurde noch nicht abschließend geklärt. Jim Schmitz rät dazu, die Meisenknödel selber herzustellen. „Schweineschmalz aufwärmen und Sonnenblumenkerne hinzufügen“, erklärt er das Rezept. „Dann weiß man auch was drin ist.“
Als ideales Vogelfutter für Körnerfresser schlägt er Sonnenblumenkerne vor, „das wird von fast allen Arten gefressen.“Bei ungeschälten Sonnenblumenkernen fällt zwar viel Abfall an, dafür bleiben die Vögel auch länger an der Futterstation – man kann sie also auch länger beobachten. „Mais-, Weizen-, oder Gerstenkörner sind auch gutes Vogelfutter“, fügt der Vizepräsident von Natur & Ëmwelt bei. „Manche nehmen auch Hirse.“
Auf keinen Fall soll man den Tieren Gewürztes oder Gesalzenes anbieten. „Küchenabfälle eignen sich nicht als Vogelfutter“, so Jim Schmitz. Spatzen würden sich zwar über die Essensreste freuen, zu viel davon schade ihrer Gesundheit. „Dann besser gar kein Futter“, bekräftigt Jim Schmitz.
Igel nicht füttern
Igel sollte man auch nicht füttern, in der Natur gebe es ausreichend Nahrung, wie Würmer oder Schnecken. „Früher gab es Leute, die Igel im Sommer mit Hunde- oder Katzenfutter zufütterten“, erklärt Jim
Schmitz. Dies sollte man nicht tun, es schade den Igeln und locke andere Tiere, wie etwa Ratten oder Füchse an. „Wenn man den Igeln eine Freude bereiten will, kann man in einer Ecke des Gartens einen Haufen mit kleinen Ästen und Blättern anlegen“, so Schmitz. Ein Igel auf der Suche nach einem Winterquartier könnte darin den Winterschlaf verbringen.
Graureiher und Turmfalken
Der Graureiher gehört zu den größeren Tieren, die unerwartet im Garten auftauchen können. Die Sonnenblumenkerne lassen sie dabei links liegen und interessieren sich für den Gartenteich – falls vorhanden. „Beim Überflug erkennen sie sofort, ob sich ein Besuch lohnt“, erläutert Jim Schmitz. „Sie warten bis die Menschen nicht mehr da sind, und dann gibt es KoiSushi.“
Als Alternative zu der Winterfütterung können Gartenbesitzer bei der Gestaltung und der Pflege des Hausgartens auch an die Wildtiere denken. Die gute Nachricht ist, dass ein naturnaher Garten nicht nur eine kleine Oase für die Tiere in der Umgebung ist, sondern auch mit weniger Arbeit verbunden ist. „Ein sauberer Garten ist schlecht für die Artenvielfalt“, bestätigt Jim Schmitz.
Auch bei der Auswahl der Gartenpflanzen sollte man die Vögel berücksichtigen. Dies muss nicht immer die Hecke aus einheimischen Sträuchern sein. Wenn man die Sonnenblume im Garten stehen lässt, nachdem sie verwelkt ist und ein Vogel sie entdeckt: „Dann dauert es nicht lange, und Ratzfatz ist alles weg.“
Der Futterplatz ist ein Fenster in die Natur. Jim Schmitz, Natur & Ëmwelt