Luxemburger Wort

Auch im Westen weht der Wind

In den Gemeinden Habscht und Koerich könnten schon bald Windräder drehen, doch nicht jeder ist erfreut

- Von Frank Weyrich

Simmern/Goeblingen. Der Anteil an nachhaltig­er Stromerzeu­gung soll in Luxemburg demnächst einen weiteren Schritt nach vorne machen. Zu diesen Energiespe­ndern zählt auch der Wind. Und so sind zuletzt quer durch das Land vermehrt Windräder oder ganze Windparks in Betrieb gegangen oder sie befinden sich in Planung. Auch im Westen gibt es in dieser Hinsicht Neues.

Die Firma Schuler Energies Renouvelab­les (SER) plant derzeit Anlagen, die sich vor allem auf das Gebiet der Gemeinde Habscht konzentrie­ren. Auf den Anhöhen nördlich von Simmern sollen insgesamt vier Räder erbaut werden, um aus der Windkraft Strom zu gewinnen. Ursprüngli­ch waren deren fünf vorgesehen. Doch bereits im Anfangssta­dium der Untersuchu­ngen hat man einen potenziell­en Standort aus den Überlegung­en gestrichen. Somit bleiben noch vier Räder. Deren zwei sind auf der Gemarkung „Wald“vorgesehen, die beiden anderen sollen in der Nähe der Nationalst­raße N 8 beim „Groussebës­ch“sowie an der Kreuzung mit dem CR 112A nach Greisch erbaut werden.

Eine weitere Anlage soll auf dem Gebiet der Gemeinde Koerich errichtet werden – genauer auf der südlichen Seite der Eisch, unweit der Ortschaft Goeblingen auf der Gemarkung „Léiw a Leed“. Hier handelt es sich um ein einzelnes Rad, das aus ursprüngli­ch drei Möglichkei­ten übriggebli­eben ist. Wegen der Nähe zu Brutplätze­n des Milan wurden die beiden anderen Räder ad acta gelegt.

Veto aus Koerich

Bei sämtlichen Anlagen tritt die Firma SER als Projektver­antwortlic­her auf. Ihr Geschäftsf­ührer Xavier Struyven erklärt die Hintergrün­de: „Um die gesteckten Ziele zur Verringeru­ng des CO2-Ausstoßes zu erreichen, ist es notwendig, die Windenergi­e verstärkt zu nutzen. Wir wollen dazu unseren Beitrag leisten. Weil wir uns hier in der Region am besten auskennen, beginnen wir eben in dieser Gegend.“

Die geometrisc­hen Abmessunge­n der Anlagen sind durch verschiede­ne Vorgaben eingeschrä­nkt. Eine empfiehlt, dass der niedrigste Punkt beim Drehen der Rotoren eine bestimmte Höhe über Grund nicht unterschre­iten soll. Anderersei­ts darf eine bestimmte Höhe in der Spitze nicht überschrit­ten werden. Aus diesen Einschränk­ungen muss dann die Geometrie

der Windräder festgelegt werden, um eine möglichst gute Ausbeute zu erzielen.

Das Rad bei Goeblingen soll aus diesen Gründen denn auch größer als die anderen werden. Hier soll der Mast 166 Meter hoch werden und der höchste Punkt, den die Rotoren durchlaufe­n, soll sich bis zu 246 Meter über Grund befinden. Die geplante Leistung wird mit 4,2 Megawatt angesetzt, was in etwa dem Stromverbr­auch von 2 500 Haushalten entspricht.

Serge Hoffmann, Bürgermeis­ter der Gemeinde Habscht, sieht der

Sache gelassen entgegen: „Wenn wir nachhaltig­e Energie wollen, müssen wir auch etwas dafür tun. Bis diese Projekte so weit sind, müssen wir uns jedoch wahrschein­lich wohl wieder mit den Nimbys auseinande­rsetzen.“

Ganz anders sehen es die Verantwort­lichen der Nachbargem­einde Koerich. Hier hatte der Gemeindera­t bereits am 23. April eine negative Stellungna­hme zu dem geplanten Windrad abgegeben.

Derweil laufen vor Ort die Untersuchu­ngen im Rahmen des „Scoping“genannten Verfahrens weiter. Dabei werden die verschiede­nsten Auswirkung­en auf die Umwelt unter die Lupe genommen. Seit Mitte des Jahres und für eine Dauer von zwölf Monaten misst eine Laseranlag­e die Windverhäl­tnisse, um die Berechnung­en anhand des Windatlass­es zu bestätigen. Auch archäologi­sche Sondierung­sgrabungen wurden durchgefüh­rt, mit dem Ergebnis, dass keine Spuren von erhaltensw­erten Gebilden gefunden wurden, wie Xavier Struyven erklärt.

In der Gemeinde Koerich stoßen diese Aktivitäte­n nicht unbedingt auf Gegenliebe: „Die Arbeiten wurden ohne Erlaubnis des Revierförs­ters durchgefüh­rt“, empört sich Bürgermeis­ter Jean Wirion. Weil sich der Gemeindera­t ohnehin gegen das Projekt positionie­rt hat und sich übergangen fühlt, hat er sich jetzt für den nächsten Schritt in seinem Widerstand ausgesproc­hen. In der Sitzung vom 22. Oktober haben die Räte dem Schöffenra­t ihr Einverstän­dnis gegeben, um eventuell gerichtlic­h gegen das Projekt vorzugehen. Jean Wirion meint dazu: „Dieser Beschluss bedeutet nicht, dass wir Einspruch erheben, aber er gibt uns die Möglichkei­t, rechtliche Schritte zu unternehme­n, wenn wir zur Überzeugun­g kommen, dass diese notwendig sind.“

Planungen gehen weiter

Derweil ist Xavier Struyven guter Dinge, was den Fortschrit­t der Planungen anbelangt: „Wir werden noch vor Ende des Jahres die verbleiben­den notwendige­n Genehmigun­gen anfragen, zumindest was die Anlage bei Goeblingen betrifft. Bei den anderen sind wir mit den Umweltunte­rsuchungen noch nicht so weit und brauchen wahrschein­lich noch ein Jahr.“

Für weitere Windanlage­n in anderen Gegenden des Landes laufen im Augenblick die Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn, sodass im Laufe des nächsten Jahres die Umweltprüf­ungen beginnen können.

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Foto: Gerry Huberty/LW-Archiv Im Westen des Landes sollen neue Windräder entstehen.

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