Auch im Westen weht der Wind
In den Gemeinden Habscht und Koerich könnten schon bald Windräder drehen, doch nicht jeder ist erfreut
Simmern/Goeblingen. Der Anteil an nachhaltiger Stromerzeugung soll in Luxemburg demnächst einen weiteren Schritt nach vorne machen. Zu diesen Energiespendern zählt auch der Wind. Und so sind zuletzt quer durch das Land vermehrt Windräder oder ganze Windparks in Betrieb gegangen oder sie befinden sich in Planung. Auch im Westen gibt es in dieser Hinsicht Neues.
Die Firma Schuler Energies Renouvelables (SER) plant derzeit Anlagen, die sich vor allem auf das Gebiet der Gemeinde Habscht konzentrieren. Auf den Anhöhen nördlich von Simmern sollen insgesamt vier Räder erbaut werden, um aus der Windkraft Strom zu gewinnen. Ursprünglich waren deren fünf vorgesehen. Doch bereits im Anfangsstadium der Untersuchungen hat man einen potenziellen Standort aus den Überlegungen gestrichen. Somit bleiben noch vier Räder. Deren zwei sind auf der Gemarkung „Wald“vorgesehen, die beiden anderen sollen in der Nähe der Nationalstraße N 8 beim „Groussebësch“sowie an der Kreuzung mit dem CR 112A nach Greisch erbaut werden.
Eine weitere Anlage soll auf dem Gebiet der Gemeinde Koerich errichtet werden – genauer auf der südlichen Seite der Eisch, unweit der Ortschaft Goeblingen auf der Gemarkung „Léiw a Leed“. Hier handelt es sich um ein einzelnes Rad, das aus ursprünglich drei Möglichkeiten übriggeblieben ist. Wegen der Nähe zu Brutplätzen des Milan wurden die beiden anderen Räder ad acta gelegt.
Veto aus Koerich
Bei sämtlichen Anlagen tritt die Firma SER als Projektverantwortlicher auf. Ihr Geschäftsführer Xavier Struyven erklärt die Hintergründe: „Um die gesteckten Ziele zur Verringerung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, ist es notwendig, die Windenergie verstärkt zu nutzen. Wir wollen dazu unseren Beitrag leisten. Weil wir uns hier in der Region am besten auskennen, beginnen wir eben in dieser Gegend.“
Die geometrischen Abmessungen der Anlagen sind durch verschiedene Vorgaben eingeschränkt. Eine empfiehlt, dass der niedrigste Punkt beim Drehen der Rotoren eine bestimmte Höhe über Grund nicht unterschreiten soll. Andererseits darf eine bestimmte Höhe in der Spitze nicht überschritten werden. Aus diesen Einschränkungen muss dann die Geometrie
der Windräder festgelegt werden, um eine möglichst gute Ausbeute zu erzielen.
Das Rad bei Goeblingen soll aus diesen Gründen denn auch größer als die anderen werden. Hier soll der Mast 166 Meter hoch werden und der höchste Punkt, den die Rotoren durchlaufen, soll sich bis zu 246 Meter über Grund befinden. Die geplante Leistung wird mit 4,2 Megawatt angesetzt, was in etwa dem Stromverbrauch von 2 500 Haushalten entspricht.
Serge Hoffmann, Bürgermeister der Gemeinde Habscht, sieht der
Sache gelassen entgegen: „Wenn wir nachhaltige Energie wollen, müssen wir auch etwas dafür tun. Bis diese Projekte so weit sind, müssen wir uns jedoch wahrscheinlich wohl wieder mit den Nimbys auseinandersetzen.“
Ganz anders sehen es die Verantwortlichen der Nachbargemeinde Koerich. Hier hatte der Gemeinderat bereits am 23. April eine negative Stellungnahme zu dem geplanten Windrad abgegeben.
Derweil laufen vor Ort die Untersuchungen im Rahmen des „Scoping“genannten Verfahrens weiter. Dabei werden die verschiedensten Auswirkungen auf die Umwelt unter die Lupe genommen. Seit Mitte des Jahres und für eine Dauer von zwölf Monaten misst eine Laseranlage die Windverhältnisse, um die Berechnungen anhand des Windatlasses zu bestätigen. Auch archäologische Sondierungsgrabungen wurden durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass keine Spuren von erhaltenswerten Gebilden gefunden wurden, wie Xavier Struyven erklärt.
In der Gemeinde Koerich stoßen diese Aktivitäten nicht unbedingt auf Gegenliebe: „Die Arbeiten wurden ohne Erlaubnis des Revierförsters durchgeführt“, empört sich Bürgermeister Jean Wirion. Weil sich der Gemeinderat ohnehin gegen das Projekt positioniert hat und sich übergangen fühlt, hat er sich jetzt für den nächsten Schritt in seinem Widerstand ausgesprochen. In der Sitzung vom 22. Oktober haben die Räte dem Schöffenrat ihr Einverständnis gegeben, um eventuell gerichtlich gegen das Projekt vorzugehen. Jean Wirion meint dazu: „Dieser Beschluss bedeutet nicht, dass wir Einspruch erheben, aber er gibt uns die Möglichkeit, rechtliche Schritte zu unternehmen, wenn wir zur Überzeugung kommen, dass diese notwendig sind.“
Planungen gehen weiter
Derweil ist Xavier Struyven guter Dinge, was den Fortschritt der Planungen anbelangt: „Wir werden noch vor Ende des Jahres die verbleibenden notwendigen Genehmigungen anfragen, zumindest was die Anlage bei Goeblingen betrifft. Bei den anderen sind wir mit den Umweltuntersuchungen noch nicht so weit und brauchen wahrscheinlich noch ein Jahr.“
Für weitere Windanlagen in anderen Gegenden des Landes laufen im Augenblick die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern, sodass im Laufe des nächsten Jahres die Umweltprüfungen beginnen können.