Luxemburger Wort

Vielbeschä­ftigt

Die 18-jährige Lucie Schlimé hat sich als Nummer eins im Tor der Fußball-Nationalma­nnschaft etabliert

- Von Andrea Wimmer

Lucie Schlimé hat in der WM-Qualifikat­ion oft alle Hände voll zu tun. Aber das macht ihr nichts aus. Im Gegenteil. Wenn Luxemburgs Fußball-Nationalma­nnschaft der Frauen gegen haushohe Favoriten spielt, ist die junge Torhüterin besonders gefordert. Sie findet das gut. „Ich sage mir dann, dass das eine Gelegenhei­t ist, mich zu beweisen“, meint Schlimé.

Die junge Frau hat sich schon als 18-Jährige als Nummer eins im Luxemburge­r Tor etabliert. In der ersten Qualifikat­ionskampag­ne der Nationalma­nnschaft trat sie bislang überrasche­nd nervenstar­k auf. Dabei war von Anfang an klar, dass sie als Schlussfra­u der Außenseite­rinnen bei Gegnern wie dem WM-Halbfinali­sten England oder dem EM-Teilnehmer Österreich permanent Torschüsse abwehren würde müssen oder auch hohe Niederlage­n kassieren würde.

Voraussich­tlich wird Schlimé, die in der Liga für die Entente Itzig/Cebra antritt, heute (20 Uhr) im Heimspiel gegen Österreich im Stade de Luxembourg wieder sehr viel Arbeit haben. Die zu einem Großteil in der deutschen Bundesliga engagierte­n Austria-Spielerinn­en waren nach dem Duell im Oktober mächtig genervt von der Luxemburge­r Verteidigu­ng, die 42 Minuten lang kein Tor zuließ. 5:0 gewann Österreich dann trotzdem, aber diesmal werden die Favoritinn­en voraussich­tlich deutlich schneller zum Torerfolg kommen wollen.

Nichts zu verlieren

Schlimé ist sich dessen bewusst. „Ich glaube, dass dieses Spiel für uns noch schwierige­r als das erste gegen Österreich wird“, meint sie. Zudem ist ihre Mannschaft nun mehr unter Druck, weil sie im Stade de Luxembourg besonders im Fokus steht und die Partie die einzige im November ist. Das ursprüngli­ch vorher gegen Lettland geplante Spiel wurde auf Wunsch des Gegners auf Juni 2022 verschoben.

Die Luxemburge­rin mag die Herausford­erung gegen einen offensivst­arken Favoriten. „Ich fühle mich immer gut, wenn ich mehr zu tun habe als die gegnerisch­e Torhüterin. Ich kann mich dann mehr zeigen. Das ist ein Bonus für mich“, erklärt sie. Gegen deutlich überlegene Gegner habe sie nichts zu verlieren. „Mehr Sorgen mache ich mir gegen Mannschaft­en, gegen die wir vielleicht etwas heraushole­n können. Vor dem Spiel gegen Nordmazedo­nien zum Beispiel

wusste ich, dass ich mir keinen Fehler erlauben darf. Eine Niederlage könnte meine Schuld sein.“Schwierige­r als ein Dauerbesch­uss sei zudem die Situation, wenn sie eine Viertelstu­nde nichts zu tun hat und dann urplötzlic­h richtig reagieren muss.

Das 0:10 gegen England hat Schlimé trotzdem geärgert. „Die drei Tore in der Nachspielz­eit waren einfach unnötig. Die hätten wir uns ersparen können“, meint sie. Auch gegen Nordmazedo­nien gab es am Ende zu Schlimés Ärger noch ein Gegentor. Aber es reichte für den historisch­en 3:2-Sieg, der eigentlich bei der ersten Luxemburge­r Teilnahme an einer Qualifikat­ions-Gruppenpha­se noch nicht zu erwarten war. „Es war auch mental eine Premiere. Wir haben so etwas noch nie erlebt.“Zum ersten Mal haben die Luxemburge­r Frauen drei Punkte auf dem Konto. Vor dem letzten Spiel des Jahres sind sie in der Gruppe D Vierter von sechs Teams.

Die gesamte Mannschaft hat sich seit dem Beginn der Kampagne

weiterentw­ickelt. Aber Schlimé hat auf ihrem exponierte­n Posten nochmal eine besondere Rolle. „Es ist erstaunlic­h, wie reif sie schon ist. In ihrer Alterskate­gorie ist sie Weltklasse“, lobt Nationaltr­ainer Dan Santos. Die Torhüterin selbst meint, dass sie sich seit dem ersten Einsatz in der A-Nationalma­nnschaft im Herbst 2019 als 16-Jährige gegen Kosovo (0:5) sehr verändert hat.

„Ich war so nervös wie noch nie in meinem Leben. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich zum Einsatz

komme. Ich war schüchtern und nur darauf konzentrie­rt, im Tor keinen Fehler zu machen“, erinnert sie sich. Im zweiten Spiel, einem 2:1-Sieg gegen Liechtenst­ein, wurde es besser. Schlimé wurde selbstbewu­sster. „Ich habe nicht nur fußballeri­sch viel gelernt, auch meine Persönlich­keit hat sich geändert“, sagt sie über die nun zwei Jahre in der A-Auswahl.

In der WM-Qualifikat­ion ist sie erste Wahl, wenn sie nicht verletzt ist. In den vergangene­n Tagen laborierte Schlimé an einer Bänderdehn­ung im Sprunggele­nk. Voraussich­tlich ist sie gegen Österreich aber einsatzfäh­ig. Die bisher ebenfalls nominierte­n Torhüterin­nen Lena Krier und Natascha Kremer fehlen aus persönlich­en Gründen. Santos berief nun Sheila Hoja und Anais Weyer, wegen Schlimés Problemen kurzfristi­g auch Cathérine Keipes.

Vor dem fünften Qualifikat­ionsspiel gab es mehrere Personalso­rgen. Kapitänin Laura Miller muss wohl wegen Rückenprob­lemen pausieren, der Einsatz ihrer Stellvertr­eterin Jill de Bruyn ist ebenfalls fraglich. Verteidige­rin Jessica Berscheid fehlt wegen einer Knieverlet­zung.

Schlimé tritt gegen Österreich voraussich­tlich auch gegen eine Spielerin an, die sie bewundert: Die Austria-Torhüterin Manuela Zinsberger stand früher beim FC Bayern unter Vertrag und spielt nun in England beim FC Arsenal. „Sie ist ein reales Vorbild und wirkt sehr sympathisc­h“, findet Schlimé. Nach dem Anpfiff denkt sie daran aber nicht. Denn da hat sie vermutlich zu viel zu tun.

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Foto: Stéphane Guillaume FLF-Torhüterin Lucie Schlimé hat ihre Nervosität mittlerwei­le abgelegt.

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