Virusinfektion mit tragischem Ende
Filou war in den vergangenen Monaten dünn und schlapp geworden. Der kastrierte Kater lag fast nur noch herum, weshalb seine Besitzer ihn schließlich in die Praxis brachten. Da er zuletzt auch sein Futter verschmähte und viel trank, äußerte man den Verdacht auf eine Nierenschwäche oder eine Zuckerkrankheit. Weil Filou begeisterter Freigänger ist, wurde eine Blutprobe auch mit serologischen Schnell-Sets auf die drei häufigsten virologischen Katzenkrankheiten FeLV (Katzenleukose), FIP (felines Coronavirus) und FIV (Felines Immundefizienz-Virus) getestet. Bei letztgenanntem Erreger fiel der Test positiv aus.
Das FIV löst das „Feline erworbene Immundefizienzsyndrom“– auch bekannt unter dem Namen „Katzenaids“– aus, das dem menschlichen Krankheitspendant ähnelt. Durch zahlreiche Untersuchungen bei Menschen konnte bewiesen werden, dass FIV nicht von der Katze auf den Menschen übertragen werden kann. Bei Artgenossen sieht es anders aus. Solange
die Tiere friedlich untereinander bleiben, besteht keine Gefahr. Kommt jedoch eine gesunde Katze in Verletzungsbereichen mit Blut oder Speichel eines FIVPatienten in Kontakt, kann es zur Infektion kommen.
Das Virus greift in das Immunsystem ein, schwächt dieses und begünstigt so Folgeerkrankungen, die zum Tod führen können. Die kranken Katzen fiebern, haben Durchfall, therapieresistente Entzündungen, Lymphknotenschwellungen und magern ab, da sie keinen Appetit mehr haben. All diese Erscheinungen sind Effekte des erkrankten Immunsystems, das seine Abwehrarbeit nicht mehr bewältigt. Schließlich kommt es zu Infektionen der Atemwege und des Verdauungssystems sowie zu urologischen und dermatologischen Problemen. Typisch sind leider auch neurologische Defekte, die sich in plötzlicher Aggression oder Demenz äußern können.
Eine Heilung von FIV ist derzeit nicht möglich. Der Umgang mit einer erkrankten Katze erfordert demnach nur die Behandlung der Sekundärinfektionen und die Linderung der Symptome. Vor allem jedoch müssen FIV-Katzen zum Schutz anderer an weiterem Freigang gehindert werden, was sich für Filous Familie als schwierig herausstellte. Nach einem zweiten serologischen Test auf FIV, der ebenfalls positiv ausfiel, entschloss man sich daher schweren Herzens zur Euthanasie.