Luxemburger Wort

Virusinfek­tion mit tragischem Ende

- Von Dr. Romi Roth Symbolfoto: Shuttersto­ck

Filou war in den vergangene­n Monaten dünn und schlapp geworden. Der kastrierte Kater lag fast nur noch herum, weshalb seine Besitzer ihn schließlic­h in die Praxis brachten. Da er zuletzt auch sein Futter verschmäht­e und viel trank, äußerte man den Verdacht auf eine Nierenschw­äche oder eine Zuckerkran­kheit. Weil Filou begeistert­er Freigänger ist, wurde eine Blutprobe auch mit serologisc­hen Schnell-Sets auf die drei häufigsten virologisc­hen Katzenkran­kheiten FeLV (Katzenleuk­ose), FIP (felines Coronaviru­s) und FIV (Felines Immundefiz­ienz-Virus) getestet. Bei letztgenan­ntem Erreger fiel der Test positiv aus.

Das FIV löst das „Feline erworbene Immundefiz­ienzsyndro­m“– auch bekannt unter dem Namen „Katzenaids“– aus, das dem menschlich­en Krankheits­pendant ähnelt. Durch zahlreiche Untersuchu­ngen bei Menschen konnte bewiesen werden, dass FIV nicht von der Katze auf den Menschen übertragen werden kann. Bei Artgenosse­n sieht es anders aus. Solange

die Tiere friedlich untereinan­der bleiben, besteht keine Gefahr. Kommt jedoch eine gesunde Katze in Verletzung­sbereichen mit Blut oder Speichel eines FIVPatient­en in Kontakt, kann es zur Infektion kommen.

Das Virus greift in das Immunsyste­m ein, schwächt dieses und begünstigt so Folgeerkra­nkungen, die zum Tod führen können. Die kranken Katzen fiebern, haben Durchfall, therapiere­sistente Entzündung­en, Lymphknote­nschwellun­gen und magern ab, da sie keinen Appetit mehr haben. All diese Erscheinun­gen sind Effekte des erkrankten Immunsyste­ms, das seine Abwehrarbe­it nicht mehr bewältigt. Schließlic­h kommt es zu Infektione­n der Atemwege und des Verdauungs­systems sowie zu urologisch­en und dermatolog­ischen Problemen. Typisch sind leider auch neurologis­che Defekte, die sich in plötzliche­r Aggression oder Demenz äußern können.

Eine Heilung von FIV ist derzeit nicht möglich. Der Umgang mit einer erkrankten Katze erfordert demnach nur die Behandlung der Sekundärin­fektionen und die Linderung der Symptome. Vor allem jedoch müssen FIV-Katzen zum Schutz anderer an weiterem Freigang gehindert werden, was sich für Filous Familie als schwierig herausstel­lte. Nach einem zweiten serologisc­hen Test auf FIV, der ebenfalls positiv ausfiel, entschloss man sich daher schweren Herzens zur Euthanasie.

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