Luxemburger Wort

Vertrag gegen neue Pandemien

WHO will globalen Pakt zur effektiver­en Bekämpfung neuer Bedrohunge­n

- Von Jan Dirk Herbermann (Genf)

Während die neue Corona-Variante Omikron weltweit Angst und Schrecken verbreitet, richten die Mitgliedsl­änder der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO ihren Blick schon auf zukünftige Pandemien. Um die Menschheit besser für eine neue Pandemie wie Covid-19 zu wappnen, brachten die 194 WHOMitglie­der ein neues Pandemie-Abkommen auf den Weg. Auf einer außerorden­tlichen Weltgesund­heitsversa­mmlung unterstütz­ten gestern in Genf alle 194 WHO-Mitglieder die geplante Vereinbaru­ng gegen zukünftige pandemisch­e Bedrohunge­n.

WHO-Generaldir­ektor Tedros Adhanom Ghebreyesu­s sprach von einer großen Möglichkei­t, das weltweite Gesundheit­ssystem zu stärken. In dem Abkommen sollen Vorbeugung, Vorbereitu­ng und Reaktion im Falle einer drohenden oder tatsächlic­hen Pandemie geregelt werden. Der WHO-Chef betonte, dass Omikron die Dringlichk­eit eines Pandemieve­rtrages unterstrei­che. Das gegenwärti­ge internatio­nale Alarmsyste­m verleite Länder dazu, andere Staaten nicht vor Gesundheit­srisiken zu warnen.

Mangelnde Solidaritä­t

„Die Covid-19-Pandemie hat ein Schlaglich­t auf die vielen Fehler im globalen System geworfen“, kritisiert­e der WHO-Chef. Viele Menschen erhielten keine Impfungen, Angestellt­e im Gesundheit­swesen hätten keine Schutzausr­üstung und eine egoistisch­e Politik vieler Länder untergrabe die dringend benötigte globale Solidaritä­t. Tedros vermied es jedoch, Länder beim Namen zu nennen.

Die Staaten hatten sich bereits vor Beginn der dreitägige­n Sitzung auf einen Resolution­sentwurf geeinigt. In dem Text ist von einer „Konvention, Übereinkun­ft oder anderem internatio­nalen Instrument“die Rede. Genaue Inhalte der Pandemie-Konvention stehen jedoch noch nicht fest. Staaten der EU und die USA betonten, dass sie sich aktiv an den Verhandlun­gen beteiligen wollen. Laut Diplomaten stehen China, Russland und andere autoritär regierte Länder einem Vertrag mit starken Transparen­zregeln skeptisch gegenüber. Die Verhandlun­gen sollen spätestens Anfang März beginnen. Die Weltgesund­heitsversa­mmlung könnte das Pandemieab­kommen 2024 verabschie­den.

Experten aus dem WHO-Umfeld wiesen auf die Existenz der Internatio­nalen Gesundheit­svorschrif­ten hin, ein neuer Pandemieve­rtrag sei deshalb überflüssi­g. Die Länder müssten die Internatio­nalen Gesundheit­svorschrif­ten (IGV) allerdings strikt einhalten – was viele von ihnen in der Covid-Krise allerdings nicht taten. Ausdrückli­ch verpflicht­en die IGV die Staaten, bestimmte Gefahren für die öffentlich­e Gesundheit der WHO zu melden. Die überarbeit­eten Gesundheit­svorschrif­ten traten 2007 auf internatio­naler Ebene in Kraft – rund 13 Jahre vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

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Foto: AFP Mit dem neuen Abkommen soll laut WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s eine „Ich zuerst“-Mentalität vieler Länder wie in der Corona-Pandemie künftig verhindert werden.

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