Biontech verstärkt Kampf gegen Krebs
Pharmaunternehmen feiert Richtfest für neues Werk in Mainz
Mainz. Nach dem Erfolg mit seinem Corona-Impfstoff nimmt Biontech nun die Suche nach Medikamenten gegen Krebs stärker in den Blick. Am gestrigen Mittwoch feierte das Mainzer Pharmaunternehmen Richtfest für die „weltweit erste Anlage ihrer Art für die Herstellung individualisierter Produkte für die Krebs-Immuntherapie“, wie Vorstandschef Ugur Sahin sagte. Sollten die laufenden Entwicklungen Erfolg haben, sollen dort jährlich mehr als 10 000 Chargen für die maßgeschneiderte Therapie krebskranker Menschen hergestellt werden. Basis ist wie beim Corona-Impfstoff das Botenmolekül mRNA.
Die medizinische Geschäftsführerin und Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci erklärte, derzeit befänden sich zwei ImmuntherapieAnsätze des Unternehmens gegen Krebs in der klinischen Phase zwei. Sie zielen auf die Behandlung von Dickdarm- und schwarzem Hautkrebs. Türeci erinnerte daran, dass Biontech vor 13 Jahren „getrieben vom Traum“gegründet wurde, patientenspezifische Medikamente zur Behandlung von Krebs zu entwickeln. Deswegen liege das künftige Werk Biontech auch sehr am Herzen.
Unternehmerisches Risiko
Sahin räumte ein, dass Biontech damit ein unternehmerisches Risiko eingehe. Es gebe „keine Garantie“, dass die Forschungen am Ende Erfolg haben und ein Medikament zugelassen werde. Wenn aber alles gelinge, habe Biontech die Möglichkeit, schnell in die Produktion einzusteigen.
Die künftige Produktionsstätte, die 2023 in Betrieb gehen soll, liegt in einem Gewerbegebiet wenige Minuten von der Firmenzentrale entfernt. 500 Menschen sollen einmal dort arbeiten.
Für die Herstellung seines Corona-Impfstoffs hatte Biontech im vergangenen Herbst das Marburger Werk des Schweizer Pharmariesen Novartis übernommen – noch bevor sich die Mainzer überhaupt sicher sein konnten, dass ihr Impfstoff, der damals noch in der klinischen Testphase war, einmal in der EU, den USA oder anderswo zugelassen wird. Diese Investition hat sich ausgezahlt. Falls dem Unternehmen bei der Krebsforschung ein ähnlicher Coup gelingen sollte, könnte durch den Bau des neuen Werks in Mainz die Produktion von Anfang an ins Rollen kommen.
Der operative Geschäftsführer Sierk Poetting wies darauf hin, dass Biontech im Projekt „Lightspeed“fast alle Kräfte auf die Entwicklung des Corona-Impfstoffs konzentriert habe. Dennoch habe ein „kleines, aber feines Team“parallel weiter an der Suche nach einem Krebsmedikament gearbeitet.
Was Omikron und folgende weiteren Virus-Varianten betrifft, hatte Sahin schon zuvor erklärt, zuversichtlich zu sein, dass CoronaImpfstoffe auch hier vor schweren Krankheitsverläufen schütze. Niemand solle wegen Omikron die Nerven verlieren, vielmehr gehe es jetzt darum, allen möglichst schnell Auffrischungsimpfungen zu verabreichen. dpa/MeM